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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Auseinandersetzung zwischen zur Gesellschaft gehörenden Menschen darstellt. Es muss also kommunizierbar bleiben. Wobei - das muss es auch nicht. Wenn man die Möglichkeit hat, ein vollständig weggetretenes Kunstwerk zu machen, braucht man keine Zuschauer.«
    »Was passiert denn eigentlich, wenn man in seinem Privatleben die Welt der gesellschaftlichen Gesetze gegen diese Welt des Spiel und des Scheins austauscht? Das machen wir doch die ganze Zeit, oder?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube jedenfalls, dass wir längst kein Insiderphänomen mehr sind.«
    »Das ist einfach, was ich mich frage. Man macht Theater, weil man irgendwie wirklich Spaß haben will, aber als ich in Brüssel inszeniert habe, und das war so teuer, keine Ahnung, und jedenfalls war da dieser Typ und der so: >Und, hast du Spaß gehabt?< Und ich war total glücklich, weil er hat das gefragt, weil ich so unglücklich ausgesehen habe. Und das ist jetzt so was, wo ich denke: Bleib ich dem Ganzen da jetzt treu oder bleib ich mir treu, und wenn ich mir dann treu bleibe, ob ich da dann auch ein WG-Zimmer finde. Man trifft dann Menschen, die sich genauso viele Gedanken machen oder überhaupt irgendwie viele Gedanken machen über ein ganz anderes Thema, aber das ist ja egal, Hauptsache irgendjemand macht sich überhaupt noch Gedanken, ob über die Bandscheibe des Waschbärs oder über Medea.«
    »Hauptsache, man hat irgendwie Spaß.«
    »Ja und weißt du, ich hab einfach, als wir da in Brüssel waren, und das war der einzige Moment während meines Aufenthalts in Belgien, wo ich so dachte: Ja, da hat das mit der Massenvergewaltigung echt hingehauen.«
    »Bei dir mangelt es nicht an Ideen, bei dir mangelt es nicht an Radikalität und bei dir mangelt es auch nicht an Mut. Bei dir mangelt es schlicht und ergreifend ausschließlich an einflussreichen Menschen, die sich von dem, was du machst, überzeugen lassen, Edmond.«
    Er lächelt triumphierend, ich esse tonnenweise Halbfettmargarine und kandierte Spinnen, und dann räumen wir den Tisch ab, so wie freundliche kleine Menschen das halt einfach mal tun. Irgendwann fragt Edmond mich, ob ich Bock auf tierförmige Kekse habe, und ich greife in die mir entgegengestreckte Tüte und ziehe einen Elefanten raus.
    »Nein, den darfst du nicht essen.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist eine geschützte Art. Das malaiische Rüsseltier.«
    Liebe Medea, was ist aus dir geworden? Eine Theaterfigur, die ein Problem mit ihrem Liebhaber hat und grundsätzlich nichts anderes mehr ist als eine stampfende Gebärmutter mit Migrationshintergrund, die am Deutschen Theater und in einer Einbauküche und im 19. Jahrhundert und im Rahmen eines spontanen Gefühlsausbruchs ihre Kinder ermordet? Ich bin fest davon überzeugt, dass du nicht von weiblicher Eifersucht zu Tode geplagt in deinem Uterus versunken bist, sondern eine Politikerin warst. Der Mord an deinen Kindern war ein ganz kalt kalkulierter, politischer Akt.
    Du hast dein Menschenrecht mit einer Gerechtigkeitsklage eingefordert, die sich in dieser Gesellschaft zu dem Mord an deinen Kindern entwickeln musste. Du hattest ein Anrecht auf Ruhm und Würde, und du warst nicht nur reine Frauenbio logie, abhängig von einem Liebhaber. Du warst die Verwandte eines Sonnengottes. In Liebe,
    Mifti
    Alice, ich denke jetzt gerade im Moment an dich und ich werde weder damit aufhören, dein Gesicht zu sehen noch damit aufhören, diese Dinge hinzuschreiben, denn sonst ist alles weg, diese Direktheit ist dann weg und dieses Glück. Trotzdem werde ich nie wieder etwas mit dir zu tun haben, weil du mich nämlich offenbar, egal ob nur die Umstände dazu geführt haben oder nicht, nicht mehr lieben willst. Es gibt Komplikationen, denn ich benehme mich wie ein Kleinkind. Das hier alles trifft die Situation wahrscheinlich gar nicht, es gibt naheliegenderweise Schattierungen, Grauabstufungen, es gibt dich immer noch, komm endlich raus, du verdammte Allerweltshure.
    Annikas Schambehaarung ist unter aller Sau. Dafür entschuldigt sie sich, als sie zu mir in die Badewanne steigt und wir wieder Geschwister sind.Wir sind Geschwister, die nichts voreinander zu verheimlichen hätten, würden sie passioniert und parallel zuein ander Sport auf Lehramt studieren.
    Wie ich nun von ihr erfahre, habe ich heute neben Edmonds Keyboard aus eloxiertem Aluminium gekotzt und den Wohnzimmertisch umgeschmissen. Zur Abwechslung steht sie nicht moralisch betrübt im Hintergrund, sondern reibt sich vollständig zugedröhnt in einem

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