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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht selber? Ich sitze hier jetzt rum, und du sagst mir, dass die dir gesagt hat, dass ich nicht über Leichen gehen muss.«
    »Du hast auch die Spülmaschine nicht ausgeräumt. Sie hat gefragt, ob du das aus Bosheit oder aus Angst nicht machst.«
    »Das ist mir so scheißegal, ob ich die Spülmaschine ausgeräumt habe oder nicht! Natürlich schlägst du dich gezwungenermaßen auf ihre Seite, klar, du lebst ja unglücklicherweise auf ihre Kosten, natürlich bleibt dir da nichts anderes übrig, als ihre Verschwörungstheorie gegen mich mit lautstarken Befürwortungen zu untermalen, aber guck mich doch mal an! Ich bin minderbemittelt und völlig am Arsch, und dann erwartet die, dass ich funktioniere, das kann ich aber nicht. Ich funktioniere nicht einfach so fröhlich vor mich hin, ich funktioniere halt einfach nicht. Besitzgier, Gewohnheiten, Eifersucht, mangelnde Privatsphäre, Begehren, Begehren, Begehren.«
    »Vielleicht gehst du besser mal wieder zu irgendeinem Therapeuten.«
    »Ich weiß, dass, wenn man Bäume malen soll in so einem Zusammenhang, die Wurzeln nicht zu dick sein dürfen, das bedeutet nämlich Aggressivität. Zu viele Früchte bedeuten Strebertum, zu viele Blüten Romantik. Ihr könnt echt vergessen, durch so was irgendwas über mich rauszufinden.«
    Ist es das, was ihr für Wahnsinn haltet? Fürchtet ihr euch davor, verrückt zu werden? Jagen euch Leute, die durchdrehen, einen wohligen Schauer über den Rücken?
    Dass Edmond sich in Bezug auf mein neuerliches Fehlverhalten derart konzentriert zeigt, schockiert mich übrigens zu Tode. Ich werde von Selbstzweifeln geplagt. Er ist nicht mehr dieses des interessierte Arschloch, als das ich ihn nach meiner Geburt kennengelernt habe.
    Wir decken den Balkontisch souverän mit abgepacktem Aufschnitt, der das Haltbarkeitsdatum überschritten hat und unterhalten uns darüber, wie seine Offtheaterscheiße sich zu etwas entwickeln kann, was ... zu irgendetwas halt, vielleicht zu etwas, was ihm einen Zweitwohnsitz in Costa Rica ermöglicht.
    »Also, Mifti, am Anfang hatte man unendliche Möglichkeiten, und plötzlich werden die Möglichkeiten immer mehr eingeschränkt, das heißt, ich musste mir da natürlich auch Grenzen setzen, und plötzlich merkt man: Scheiße, nein, man muss das abwehren und das ist total blöd, der Typ hätte eine hervorragende Inszenierung zustande gebracht ohne diese poststrukturalistische Glücksbegriffsscheiße und ohne diese standardisierte moralische Scheiße. Ich war da voll geflasht von dieser Scheiße, also ich stand da dann und dachte, das ist jetzt total berührend und großartig, und dann habe ich noch mal voll euphorisch diese abstruse Massenvergewaltigung in Szene vier angesprochen und habe dann die Schauspieler angeguckt, und die nur so: Ja, ähm.Verstehst du, was ich meine?«
    »Du willst natürlich ein Theaterstück machen, und da gibt es halt Regeln, auch wenn es so blöde Regeln sind wie die, dass sich der eine da zum Beispiel nicht in die Sicht von dem anderen stellen darf. Dafür war ein Regisseur ja früher da, damit der denen da gesagt hat: So sieht man die anderen da vorne nicht, wenn ihr so steht. Ich bin zwar kein Mensch, der alles nur für ein Spiel hält, aber wenn man ein Theaterstück als diese komische Art von Spiel betrachtet, muss man das naheliegenderweise auch ganz konventionell als bescheuertes Kinderspiel betrachten, obwohl man sich in diese unbeschwerte Kindheit auch nicht mehr reinversetzen kann - du willst ja auch was anderes, du willst ja nicht nur Ringelreihen spielen. Richtig dahin zurück kannst du also nicht, aber du kannst die Haltung haben, dass alles erlaubt ist. Damit du keinen Gedanken daran verschwendest, ob du es bestimmten Standards oder einem bestimmten Handwerk unterwerfen musst. Auf der Bühne ist es erlaubt, alle klassischen Formen innerhalb der inhaltlichen Problematik, alle moralischen Gesetze und jede Art von Technik zu missachten. Dieses ganze soziale Netzwerk, das da am Start ist, ist gleichzusetzen mit einem fünfzehnmonatigen Kind in dessen frühkindlicher Allmachtsphase.« »Das verstehe ich jetzt nicht so ganz.«
    »Es gibt eben eine Welt der Naturgesetze, eine Welt der gesellschaftlichen Gesetze und Zwänge, eine Welt der moralischen Gesetze und Konventionen und es gibt eine Welt des Spiels und des Scheins. Weil das Theater eine soziale Kunst ist, weiß man grundsätzlich nicht, ob es wirklich so frei ist, weil es doch in irgendeiner Hinsicht auch eine gesellschaftliche

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