HelHeg-AxoRoa
sich mit weit aufgerissenen Augen zu mir um.
»Ja, bestimmt.«
»Kannst du mir den braten?«
»Kannst du dir den nicht alleine braten?«
»Nein.«
»O. k.«
»Du machst es?«
»Nur, wenn du zuguckst, wie das geht.«
Ich gehe auf Zehenspitzen in mein Zimmer, weil ich immer noch panische Angst davor habe, dass gleich der Boden aufklafft und mich verschlingt. »JETZT GUCKEN SIE SICH DAS ABER BITTE SCHÖN AUCH AN, MIFTI!« »NEIN!« »Hä?«
»Mir ist so schwindelig.« »Oh.«
There is hope for us all
(Nick Lowe)
Pörksens Eltern sind angeblich die totalen Esoteriker und deswegen steht er meiner momentanen Astralreisenphase auch ziemlich agnostisch gegenüber. Ich versuche inzwischen zum zwölften Mal, meinen Körper zu verlassen, und werde die ganze Zeit immer nur von so einer Wahnsinnsatemnot zurück in die Finsternis meines komplett abgedunkelten Zimmers geschleudert. Es ist 12 Uhr 45, und ich habe seit fünf Stunden nichts anderes gemacht, als rauchend im Bett zu liegen. Die einzige Lichtquelle besteht in der bei jedem Zug aufleuchtenden Kippenglut. Ich gucke an mir runter und glaube plötzlich, dass ich dieses Ding hier, mit den Lungen und den ganzen Blutbahnen und so, bloß besetzt habe, wie ein Parasit von einem anderen Stern, der aus Forschungsgründen ... na ja. Jedenfalls, vor wenigen Stunden, für einen ganz kurzen Moment, war ich da plötzlich nicht mehr drin. Ich habe mich als komische wolkenförmige Umhüllung oder als Luft davon abgetrennt und ganz genau den Moment mitgekriegt, in dem ich von irgendeiner nicht in meinem Besitz stehenden Kraft zurückgezerrt wurde in dieses verschimmelnde Ding. Ich kann nicht mehr. Diese Kraft ist Gott. Ich hasse Gott.
Pörksen ruft an. Er sagt: »Also echt, ey, du hast dann irgendwann nur noch so gemurmelt: Krass ... äh ... krass, Baby, was geht denn? Wow. Bist jedenfalls hardcoremäßig durch die Gegend gedingst zuerst, hast mir einen geblasen, als wir zu Hause waren, und irgendwann Tinas Pavel-Pepperstein-Bild von der Wand gerissen. Ist aber noch heile, zum Glück. Und danach haben wir doch dieses Geräusch gehört, du ...«
»Was meinst du damit: als wir zu Hause waren?«
»Zu Hause, bei mir, Alter.«
»Wir waren draußen.«
»Du bist einfach etwas verwirrt, Schatz.«
»Was?«
»Du warst gestern genau zweimal für zwei Sekunden draußen. Und dabei handelte es sich lediglich um die beiden Strecken zum Taxi.« »Irgendwas zerfließt hier gerade, Pörksen.«
»So gegen fünf Uhr morgens haben wir jedenfalls ein krasses Geräusch gehört, als würde jemand übelst laut schnarchen, und dann flog auf einmal etwas davon, ein ...«
»Pörksen, wenn wir wirklich bei di r zu Hause waren, hat sich da ra um- und zeitempfindungsmäßig irgendwas aufgelöst bei mir. Neutralisier das jetzt bloß nicht mit dem Wort Psychose. Der ganze Abend gestern ist zerflossen, echt. Ich könnte schwören, dass wir draußen waren. Du kniest über mir, und der Boden geht auf, so war das.«
»Und was heißt das jetzt? Dass du die Welt verstanden hast? Glaub mir, an dem Punkt war ich auch schon. Der einzige Fehler des Menschen ist die Erfindung der Zeit. Das fand ich irgendwie einleuchtend damals.«
»Ich ...«
»Du warst total str a nge gestern, Mifti. Ohne irgendwas konsumiert zu haben, das ist ja das Krasse. Was für ein Absturz. Sei froh, dass wir dich mitgenommen haben. Man hätte dir echt die Gedärme aus dem Körper schneiden können, und irgendwann wärst du dann aufgewacht, ohne Tasche und mit 'nem 2x2 Quadratmeter großen Arschloch. Oder auch nicht. Wie solche Situationen ausgehen, kann ja leider Gottes nur Gott entscheiden.«
»Wo ist Annika?« »Bei der Arbeit.« Edmond jumpt irgendwie ziellos durch die Wohnung. »Ja und, hat die was gesagt? Wann kommt die wieder? Hallooo?«
»Die hat nur gesagt, dass du da in deinem Bett lagst und total fette Pupillen hattest und dass sie nicht so genau weiß, wie du da rauskommen sollst aus dieser verzwickten Situation. Du treibst sie sozusagen zur Weißglut, Mifti. Was willst du uns beweisen? Dass du dich skrupellos von deiner Verwandtschaft abnabeln kannst, ohne auch nur den geringsten Anschein von Betroffenheit zu zeigen? Sie hat auch gesagt, ich soll dir sagen, dass du nicht über Leichen gehen musst. Du musst nicht über Leichen und du sollst in die Schule gehen. Du sollst das einfach durchziehen. Das ist eine flehentliche Bitte. Ich will wissen, wer du wirklich bist.«
»Was redest du da? Warum sagt die mir das dann auch
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