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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus ihrer Perspektive beschreibt und dann noch deinen internationalen Scheiß da, und das hat beides siebzehn Euro gekostet. Insgesamt habe ich also vierunddreißig Euro ausgegeben, und jetzt kriegst du neun Euro wieder.«
    »Aber ich habe dir doch fünfzig Euro ausgehändigt!« »Wenn du so schreist, hör ich dir sowieso nicht zu!« »Mifti, fünfzig Euro!«
    »Ja, aber ich hab ja auch noch Zigaretten gekauft, du hast mir letztens auch alle meine Zigaretten weggeraucht.« »Wir kommen dann aber trotzdem nicht zurück zur ursprünglichen Summe.« »Das ist ein minimaler Fehlbetrag.« »Und wo ist der jetzt?« »In meiner Jackentasche.«
    Und dann wieder: der Sound, ein Zugriff auf absolut jeden gewünschten Bewusstseinszustand. Alles, was du willst, lässt sich kurzfristig herstellen, während das Schwarz vor deinen Augen gelegentlich von einem Flimmern durchzuckt wird. Es geht um deine Verschmitztheit und diese Momente des unaufhaltsamen Selbstverlusts, in denen sich nichts anderes bestätigt, als dass du in dieser Masse aus unkontrolliert durch die Scheiße latschenden Polytoxikomanen kein Mensch mehr bist, sondern ein zerfließendes Stück Allgemeinheit. Du zerfließt, lässt dich von einer Wand zur gegenüberliegenden und danach in die Arme des dir alles ermöglichenden Basses fallen. Er durchdringt deine Muskeln und du strahlst ihn an, von dem Verstoß gegen das selbstauferlegte Grundregelwerk in dir zum Äußersten getrieben.
    Edmond: »Dass ihr so scheißsymbiotisch seid, ist hier doch echt so scheißsekundär.« »WIR SIND NICHT SCHEISSSYMBIOTISCH!«
    Ich öffne die Augen, mache des Verlusts meines Gleichgewichtssinns wegen einen Ausfallschritt nach links und knalle rückwärts gegen unsere Wohnungstür. Ich mache drei Schritte nach vorn und knalle rückwärts gegen irgendeinen sich im öffentlichen Raum befindenden Werbeträger von Langnese. Ich drehe mich um und knalle rückwärts gegen einen grobporigen Typen in grünen Klamotten. Des Polizisten Fortschritt in Sachen nonverbaler Kommunikation sieht folgendermaßen aus: Er zerrt mich gewaltsam eine Steintreppe runter, wie bin ich bloß hierhingekommen, er setzt mich in ein Taxi, der Taxifahrer setzt das Taxi in Bewegung und kommt aus der Identifikation mit seinem Aggressor (mir) heraus auf die Idee, das Radio laut zu stellen. Ich fühle mich zurückversetzt in ein viertausend Menschen umfassendes Etablissement und fange zu heulen an, als Boy George mir aus den Boxen hysterisch »Guilty feet ain't got no rhythm« zuschreit -in einem Song, dessentwegen ich plötzlich alles für einen 2x2 Quadratmeter großen Laminatdancefloor geben würde. Ich schreie mit, heule weiter, der Fahrer fragt zum dritten Mal: »Wo soll ich dich denn eigentlich hinbringen jetzt?«
    Ich gehe drei Schritte nach hinten und knalle rückwärts gegen das Taxi. Ich lege mich in den Eingang des Fabrikgebäudes, in dem Ophelia wohnt, und falle dort endgültig einem unspezifischen emotionalen Ausdruck zum Opfer, der der Mimik zugeordnet wird und mit Tränenfluss einhergeht. Das Weinen ist nicht an eine bestimmte Emotion gebunden, kommt aber beispielsweise häufig bei Angst, Melancholie und Aggressionen vor. Wer wütet, zerstört blindlings. Wer (im weitesten Sinne) traumatisiert ist, findet sich ununterbrochen in Situationen gesteigerter Nervosität wieder.
    Ich stehe deplatziert im Waschraum und begutachte eine systematisch heterogene Gruppe von filamentösen Pilzen, die sich als grünlicher Belag in schlangenförmigen Linien über eine organische Substanz zieht. Mein Kindergarten schimmelt. Ich bin vier Jahre alt und habe vor wenigen Minuten in die geöffneten Handflächen einer Praktikantin gekotzt.
    Ich stehe weinend im Zimmer meiner Mutter, mir werden zwei Porzellandosen mit meinen Milchzähnen und unbegründete Anschuldigungen in die Fresse gefeuert. Sie sagt, dass sie sterben wird. Sie durchtrennt meine Kniekehle mit einer Cutter-Ersatzklinge. Sie durchtrennt mit geringer Kraftaufwendung meine Sehnen, sie zerschneidet alles, was im Entferntesten zu mir gehört, sie setzt meine offenen Wunden mit einem nachfüllbaren Elektronik-Langfeuerzeug in Brand, das mit einer Werbung für Frischhaltefolien bedruckt ist und eine Kindersicherung hat. Sie sagt, dass ich das Beste bin, was ihr je passiert ist. SIE SAGT, DASS ICH DAS BESTE BIN, WAS IHR JE PASSIERT IST.
    Ich sage zu Alice: »Vielleicht bin ich borderlinegestört.«
    Alice antwortet: »Ach, diese Borderlinesyndromscheiße ist

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