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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Heute Nachmittag bin ich völlig durchgedreht, und das, obwohl ich morgens aufgestanden bin und es mir den Umständen entsprechend erstaunlich gut ging. Ich habe mit Edmond so ein Regal aufgebaut, und alles war total gechillt und super und geil, und ich dachte: Hey, yeah, family und so. Und dann ist da irgendein Stück Holz abgebrochen, und das hat mich total fertiggemacht. So ein beschissenes kleines Holzstück ist da von diesem Scheißregal abgebrochen, und ich stand dann da und hab angefangen, Edmond anzuschreien, und dachte, das ist jetzt der Weltuntergang. Und da habe ich dann sogar meinen Vater angerufen und dem habe ich gesagt: >Papa, scheiße, es ist alles zu spät.< Er dann so: >Kannst du das Gespräch bitte mal vernünftig beginnen?< >Papa, kann ich dich kurz eine Minute sprechen?< Und er wieder nur so: >Wie viel Geld willst du?< >Ich stecke richtig in der Scheiße, hier ist gerade was abgebrochen. Und kein Schwein wusste, was abgeht. Und ich auch nicht. Und an den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern. Und Annika hat mich dann irgendwann vor die Wohnungstür gesetzt. Sie hat mich nicht gewaltsam und im Rahmen einer erschreckenden Herausforderung für die Vollzugsbehörden vor die Wohnungstür geprügelt, sie hat mich einfach vor die Tür gesetzt. So gefickt war ich. Und jetzt bin ich hier.« »Wie bist du hergekommen?«
    »Irgendein Bahnpolizist hat mich in ein Taxi gesetzt. Bin völlig fertig in dessen Arme getigert.«
    »Und womit hast du das Taxi bezahlt? Turnt da jetzt noch ein hysterischer Berufskraftfahrer durch den Hinterhof, den ich bezahlen muss?«
    »Nein. Ich hatte noch Geld im Schuh, keine Ahnung warum, aber ich hatte noch Geld im Schuh.«
    Ophelia nickt anerkennend und steht auf. Sie trinkt ein großes Glas Leitungswasser, bevor sie sich zu mir verhält: »Warum bist du hier?« »Weil mir nur deine Adresse eingefallen ist.« Ophelia nickt anerkennend und setzt sich wieder hin.
    »Ich kann mich irgendwie nicht dazu verhalten. Das erwartest du jetzt hoffentlich auch nicht. Ich kann dir sagen: Du sollst in die Schule gehen, du sollst kein Heroin nehmen, du sollst dich so gut wie möglich in deine familiären Zusammenhänge integrieren und später dann halt Chirurgin werden. Du sollst das einfach durchziehen.«
    »Weißt du, wie oft ich diesen Satz höre, Ophelia? Dass ich das einfach durchziehen soll?«
    »Ich will dir das auch alles gar nicht sagen. Ich dachte auch immer, ich bin doch das Kind. Du musst deine Mutter nicht verteidigen obwohl sie tot ist und eine tolle Frau war, du musst dich nicht für deinen Vater oder dessen Wohlbefinden verantwortlich fühlen oder dafür, dass er existieren kann, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob es dich gibt, und wenn doch, dann denkt er natürlich, dass du nur in totaler Bedürfnislosigkeit existierst. Ich kenne doch das Gefühl. Dass man dann vor irgendeiner Pillenschachtel sitzt, nur weil einer seinen Schwanz nicht bei sich behalten konnte, weil Mama ... ja was? Keine Kinder hätte haben sollen? Lieber das Kind ihrer Mutter bleiben wollte, als zur Mutter ihres Kindes zu werden? Hätte man dich und mich nicht bei unseren Müttern lassen dürfen? Sie waren ja bei uns, heilige Mifti, wir waren nicht bei ihnen. Das schmeckt nach Scheiße, Metall, das schmeckt bitter, und das schmeckt definitiv nicht nach Trost, aber vielleicht schmeckt es nach Sinn, in diesem allgemeinen Dahinschimmeln.«
    Ophelia signalisiert mit einer kitschigen Abwinkgeste, dass sie emotional instabil und zu betrunken ist um diesem Gespräch standzuhalten. Sie holt eine erbsengroße Plastikkugel aus der zu ihrem Nachthemd gehörenden Brusttasche und schmeißt sie mir zu. Ich schmeiße sie wieder zurück.
    »Ich hab übrigens letztens deinen komischen früheren Dealer getroffen«, sage ich.
    Anstatt mir zu antworten, wickelt sie die Plastikfolie ab. Schlussendlich liegt auf dem Mahagonitisch eine Messerspitze bräunlichen Pulvers, das wie Instanttee aussieht und nach einer Mischung aus Zigarettenkippen, Müll und Essig riecht. Aus einem Stück Silberpapier dreht sie sich ein Röhrchen, auf ein weiteres schüttet sie die Hälfte des Pulvers. Als sie ein Feuerzeug unter die Folie hält, schmilzt das Heroin und zieht eine kleine Rauchschwade hinter sich her. Dieser Dampf wird von Ophelia mit Hilfe des besagten Aluröhrchens inhaliert, bis nur noch irgendwas ganz Schmutziges, Kleines, Böses zurückbleibt und sie mich fragt: »Und, wie sehen meine Pupillen jetzt aus?«
    »Mann, scheiße,

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