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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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egoistischer, tierischer Trieb, der die Menschen, die ich liebe, als fremdgesteuerte Reflexbündel entlarvt. Eigentlich hast du recht, ich habe echt ein Problem mit Geschlechtsteilen. Picture the following scene ...«
    »Was heißt das?«
    »Führ dir folgendes Szenario vor Augen: Du sitzt auf dem roten Sessel in deinem Zimmer, und dein neuer, achtzehnjähriger Freund drückt dir ein Buch mit kompliziertesten, philosophischen Problemkomplexen in die Hand, die du für ihn systematisch strukturieren sollst. Sagen wir mal Homo Sacer von Giorgio Agamben.«
    »0. k.«
    »Du denkst dir nichts dabei und fängst an, irgendeinen Text über die rechtlich verfasste Spaltung deiner Identität in ein vergesellschaftetes Wesen vorzulesen, in dem kommen Worte wie >Dezidierung< vor, also wirklich so Scheiß, und plötzlich fängt er an, dich zu befriedigen. Du willst das Buch wegschmeißen und dich darauf einlassen, er zwingt dich aber, den Text zu Ende zu lesen.«
    »Ja.«
    »Jedenfalls, nach spätestens drei Zungenschlägen entwickelt sich diese Situation zu einem unfassbaren Kampf zwischen deinem Körper und deinem Kopf. Zwischen deiner Biologie und deinem Intellekt. Du versuchst wirklich felsenfest, weiterhin irgendeinen zusammenhängenden Sinn in dem, was du da liest, zu erkennen, schaffst es aber irgendwann nicht mehr, weil sich deine Muskeln und deine Geilheit total dagegen wehren. Und irgendwann kommst du dann und lässt das Buch fallen. Dein Körper, der eigentlich nichts mit dir zu tun hat, hat dich besiegt. Manche empfinden das als die absolute Erfüllung. Mir macht das aber einfach Angst.«
    »Dann hast du Angst vor Kontrollverlust.«
    »Nein, das würde ich so nicht sagen.«
    »Jedenfalls hört sich das immer sehr klug an, was du erzählst.« »Danke schön.«
    »Jürgen?«
    »Schön, dass du anrufst, Mifti. Ich wollte gerade kotzen gehen.« »Was?«
    »Kann ich ja jetzt nicht.« »Warum wolltest du kotzen?«
    »Anorektische Anfälle. Naja, wie gesagt, kotzen tue ich dann jetzt halt nicht.« »Bist du allein? Hast du meine Masochismus-Kurzmitteilung gekriegt?« »Ja. Wo bist du gerade?«
    »Im Konzentrationslager. Mir wird hier absolut keine Vorstellung vermittelt.Wir stehen als siebenundzwanzigköpfige Klassengemeinschaft gleichmäßig verteilt auf einem halbkreisförmigen Appellplatz, der früher von vier Ringen fächerförmig angeordneter Baracken umschlossen war.«
    »Seid ihr in Sachsenhausen? Da habe ich mal vor die Krankenstation gekotzt.«
    »Anstatt vor die Krankenstation zu kotzen, hab ich mich grad schon sozusagen über einen Wackelkontakt in meinem Audioguide unterhalten. Wie war dein Tag?«
    »Pinkelszenen in einem Parkhaus, für das wir keine Drehgenehmigung hatten.«
    »Kannst du mich hier rausholen?«
    »Mifti?«
    »Wann sehen wir uns?«
    »Übermorgen Abend? Bei der Hochzeit von Gloria und Thomas, auf die du hoffentlich eingeladen bist. Was ich dir noch sagen wollte: Mach dir am besten keine ernsthaften Gedanken darüber, warum du dich von Annika verprügeln lässt. Dieser ganze masochistische Blödsinn wird mit der Zeit immer unaufdringlicher. In zehn Jahren hast du normalen, gleichberechtigten, legalen, auf erfüllter Liebe basierenden Sex. Und zwar mit Personen, die nicht zu deiner Familie gehören.«
    »Ich fand das jetzt sehr schön, wie du das vorgetragen hast, aber ich glaube, das ist ziemlich große Scheiße.«
    »Irgendwann wirst du eine ganz durchtriebene Sadistin sein. Irgendwann wirst du sogar feststellen, dass Genitalien schön aussehen können. Hast du nicht Lust, deiner kompletten in Röhrenjeans steckenden Klassengemeinschaft ihre von dir in Wäscheklammern eingequetschten Brustwarzen umzudrehen?«
    »Nein. Die sind alle niedlich.«
    »Niedlich ist Silber, Sadismus ist Gold.«
    »Ich habe letztens vorm Berghain eine Schnecke zertreten.«
    »Haha.«
    »Ja, ich war echt zu Tode schockiert und fand das furchtbar, dieses Geräusch alleine schon und diese komische Hersilie, ich weiß gar nicht, ob du die kennst, jedenfalls hat die dann ...«
    »Meinst du die Hersilie mit diesem krassen >Ich spiele eine Prostituierte in einem Film<-Look?«
    »Genau. Sie jedenfalls so: >Dann weißte ja, was du in deinem nächsten Leben wirst: Schnecke vorm Berghain.<«
    »O. k. Das kannst du dann ja mal in deiner späteren Buddhistenphase an einem Strand in Thailand verwenden, wenn sich alle über Wiedergeburt unterhalten und sagen: >Also ich möchte gerne als Baum wiedergeboren werden< oder >Ich möchte gerne

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