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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fehlleistungen mit irgendeiner Vergewaltigung legitimieren, und du bist vier Jahre eingekerkert.«
    »Vier Jahre Fernsehen, genug zu essen und am Wochenende Basketball.« »Ist doch nett.« »Wem's gefällt.«
    Ich verabschiede mich und steige aus. Nur ein einziges Mal sehe ich mich noch um und das Taxi steht immer noch da und der Typ winkt mir leicht betreten aus weiter Ferne zu.
    Aus dem sternenübersäten Himmel regnet es heißen Teer, der mir vergegenwärtigt, dass ich auf dem untersten Level der Desillusion angekommen bin und sich deswegen keine Chance mehr auf eine heilsame Wendung zum Exzess vor mir auftun wird. Ich bin zu desillusioniert, um in den Untiefen meines Selbstmitleids nach positiven Nebeneffekten zu suchen. Nicht mal Selbstmitleid ist mehr möglich. Ich kann weder rennen noch die Kopfhörer aufsetzen. Das Schlimmste ist: Ich kann nicht weinen. Wir Menschen weinen eigentlich nur, wenn wir glücklich sind, denn nichts ist gefährlicher für unsere Herzen als der Staub.
    Staub ist der einzige Dreck, der uns etwas anhaben kann.
    Meine Angst ist so groß, dass ich keine Luft mehr kriege. Ich laufe durch einen Stadteil voller ordentlich zurechtgemachter Individuen, die vertrauensvoll und sozialverträglich genug sind, um sich gegenseitig von ihrem ernüchternden Wissen über die Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins ablenken zu können. Gemeinsam mit meiner amphetamindurchsetzten Abscheu warte ich über zwanzig Minuten vor dem in Eierschalenfarben gehaltenen Scheißhaus, das ich betreten will, auf irgendeine Modeschwuchtel, die mir von innen die Tür öffnet. Die Modeschwuchtel wickelt sich einen Schal um den Hals, während sie nach draußen tritt und ich mich an ihr vorbei in den Flur zwänge. Sie hält mich für obdachlos und denkt vermutlich: Chrm. Nachdem ich durch den von noch nicht zu Ende gebrachten Betoninstandsetzungsarbeiten verdreckten Hausflur gerannt bin, entdecke ich im dritten Stock einen extrem deplatzierten Gummibaum in einem Topf. Ich schaufele da hektisch einen Großteil der Erde raus und stoße auf den Ersatzschlüssel, mit dessen Hilfe es in die Wohnung meines Vaters einzubrechen gilt. Dass für den Notfall ein unter dem Gummibaum im dritten Stock verbuddelter Ersatzschlüssel am Start ist, hat er mir naheliegenderweise nicht von Angesicht zu Angesicht mitgeteilt, sondern während irgendeines Telefonats seiner damaligen Lebensabschnittspartnerin zugeschrien, die zu diesem Zeitpunkt vermutlich etwas in eine Saftpresse getan oder die Biographie von Luis Bunuel durchgeblättert hat. Das Telefonat gestaltete sich in etwa wie folgt:
    »Hallo Mifti!«
    »Hallo Papa.«
    »Ich wollte fragen, wie du es findest, wenn ich Annika zum Geburtstag diesen komischen Kaktus schenke, den man unten ans Handy dranmachen kann und der dann richtig groß wird.«
    »Was?«
    »Kennst du diese Handykakteen gar nicht?« »Nein.«
    »Ach so. Meine Freundin Franziska findet das irgendwie eine gute Idee.« »Wie geht es der denn eigentlich?«
    »Der geht es ganz gut, das Problem ist nur, heute Nacht habe ich noch mit so einer Assistentin ziemlich lange und total gequält über emotionale Tiefen gesprochen, die irgendwelche aufstrebenden Schauspielerinnen in irgendwelchen tibetanischen Kunstfilmen nicht verkörpert haben. Und da habe ich dann für uns alle Feigen im Speckmantel gebraten aus lauter Langeweile, die Franziska dann auch noch mitgegessen hat, und dann ist sie aber weggegangen, also ins Bett, also ohne mich, ich kam erst sehr viel später hinterher. Und heute Morgen ist sie plötzlich ganz traurig aus dem Badezimmer rausgeschlurft und hat gesagt, sie hätte sich eigentlich Zweisamkeit gewünscht.«
    »Mann Papa, du hast immer nur Freundinnen, die sich irgendwas gewünscht hätten, und dann sagst du ununterbrochen: >Ja, meine Freundin Franziska hatte sich Zweisamkeit gewünscht< oder: >Meine Freundin Jane hatte sich Luftfeuchtigkeit gewünschte«
    »Und wie geht es dir so? Bei der Gelegenheit frage ich das jetzt einfach mal!« »Super.«
    »Ich fliege morgen nach Tokio, weißt du das eigentlich?« »Ja.«
    »Ist das nicht geil?« »Ja.«
    »Würdest du nicht auch gerne mal nach Tokio fliegen?«
    »Nee.«
    »Was?«
    »Ich bin einfach so ein schlechter Tourist, das Reisen als Tourist würde mich vollständig deprimieren, Papa, da krieg ich nur Selbstmordgedanken. Nach Asien, das kann ich nicht. In other peoples misery, da will ich mich nicht bewegen. Italien, zweitausend Jahre Tourismus, das ginge gerade

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