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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Maus gespielt hat, und dann dachte ich, vielleicht hat das der Maus am Anfang auch noch - obwohl, nein, das kann eigentlich nicht sein.«
    Edmond: »Das hat der Maus keinen Spaß gemacht, Annika.«
    »Nein, glaub ich auch nicht.«
    »Ich auch nicht, Mifti.«
    »Und was ist da sonst noch so passiert bei euch zu Hause?«
    »Edmond hat ja immer oben geschlafen im Doppelstockbett, und da saß er dann irgendwann mal nachmittags im Rahmen irgendeines hyperaktiven Schubes plötzlich drauf, unsere Mutter war nicht zu Hause, und dann meinte er auf einmal: >Yeah, Annika, ich tu jetzt mal so, als wäre ich eine Galionsfigur.< Und ich so: >Ey, du bist doch voll gestört!< Und dann hat der sich aber echt so da rübergelehnt und ist dann kopfüber vom Hochbett gefallen, und jetzt rate mal, was ich gemacht habe, Mifti. <«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich habe ihm ganz viel Klopapier um den Kopf gewickelt, weil das so krass geblutet hat.« »Wie alt wart ihr da?« »Naja, sechs und neun oder so.«
    Wir wollen natürlich alle drei nie wieder mit irgendeiner verstörenden Alltagswelt in Berührung kommen.
    SMS von Ophelia an Mifti, die vor einem Spiegel steht und sich beobachtet, als müsse sie anstatt ihrer selbst die Weite einer großen Menschenmenge erfassen: »Mifti, ich habe meine Unterarme leidenschaftslos mit einem Brotmesser traktiert und würde am liebsten fliehen. Ich würde am liebsten fliehen. Ich kann das nicht mehr.«
    Während ich mich auf diese enttäuschende Art ansehe, minutenlang, glaube ich den Beginn eines Lächelns zu bemerken. Meine Haare kleben an der Stirn, der Teint ist aus einem mir unerfindlichen Grund seidenmatter denn je, ich zähle meine Wimpern, die Wirkung des Spiegelbildes tritt unmittelbar ein und trifft mich mit der Plötzlichkeit eines Pfeils, der mich in der entferntesten meiner Erinnerungen zu durchbohren beginnt: ein Schmerz, der kein anderer ist als mein eigener.
    Nur noch die grenzenlose Schwäche ist sichtbar und diese daraus entstandene Unschuld. Ohne den Blick von mir selbst abzuwenden, versuche ich mir in Erinnerung zu rufen, dass die Haut oberhalb meiner Kniekehle, das Narbengewebe zwischen den Schultern und das Sommersprossenfeld auf meinem Oberschenkel zu mir gehören.
    Ich zwänge mich durch ein kleines Fenster in den dunklen Hinterhof, aus dem eine Leopardenherde vom aus der Dönerbude schallenden Rammstein-Album vertrieben wird. Meine Geschwister werden nicht auf die Idee kommen, sich nach meinem Verbleib zu erkundigen, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, Wirkungen und Nebenwirkungen voneinander zu unterscheiden. Alles, was ich weiß, ist, dass ich mich liebe und dass ich jeden meiner Schritte liebe und überhaupt. Ich zittere so sehr, ich habe keine Ahnung warum, dass ich nur ungefähr fünf Meter gehen kann, und dann setze ich mich auf eine Bordsteinkante, um irgendwann ein Taxi anzuhalten.
    Ich sage: »0. k., ich habe absolut keine Ahnung, wohin ich will.«
    »Bist du aufgeregt?«
    »Warum fragen Sie mich so was?«
    »Du wirkst, als würdest du gleich irgendjemandem begegnen, in den du verliebt bist.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich keine Ahnung habe, wo ich hin will.«
    Der Taxifahrer fährt los und beobachtet mich im Rückspiegel dabei, wie ich den Parka ausziehe. Ich schreibe mit einem Finger meinen Namen auf die beschlagene Scheibe und den Satz: »Yesterday I had the most terrible dream. I dreamed I was a plastic bag.«
    »Was heißt das jetzt für mich? Dass du keine Ahnung hast, wohin du willst?«
    »O. k., nach Hause.«
    »Du hast gerade geraucht, oder?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Nein, so militant bin ich ja nicht. Ich habe aber aufgehört, als du noch gar nicht geboren warst, schätze ich. Seitdem bin ich ein Nichtrauchertaxi.« »Seitdem sind Sie also ein Nichtrauchertaxi.«
    »Letztens habe ich sogar jemanden rausgeschmissen.« »Der geraucht hat?«
    »Nein, der ist eingestiegen und hatte halt ausdrücklich ein Nichtrauchertaxi bestellt, und dann wollte er in den Aschen becher gucken, um sich wirklich zu vergewissern, dass hier drin nicht geraucht wird. Da habe ich gesagt: >Nein, raus. Das geht halt echt überhaupt nicht, so was.<«
    »Komisch.«
    »Ja. Nur einen habe ich hier drin mal rauchen lassen. Der stand da so und hatte sich gerade 'ne Havanna angezündet, ich bin vorgefahren, und er sagt: >Oh, jetzt habe ich vergessen, ein Rauchertaxi zu bestellen. Und ich habe gesagt: >Herr Müller, kein Problem, steigen Sie ein.<
    Dann haben wir alle Fenster

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