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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Anbeten anderer nicht eigne? Dazu hast du doch genug da draußen! Ich bin auch keine sechsundvierzigjährige Ex von irgendeinem bedeutungslosen Regisseur, die es zu manipulieren gilt. Mir geht es eigentlich nur darum, dass ich möchte, dass du mir irgendetwas zugestehst, was mich ausmacht. Ich fühle mich wie in einer »Ich kann das auch und besser«-Konstellation. Natürlich bekommst du mehr Bestätigung, weil ich eine verdammt feige Sau bin und Mappen von Fotos und Texten und Musik auf dem Rechner und unter dem Bett horte. Weil ich extrem viel schaffe und das Interesse daran verliere, sobald es fertig ist, was ja eigentlich dem Kunstgedanken entspricht, dass ich bei Kunst oder Leben immer rufe: Beides und bitte, wo ist da der Unterschied, wenn man es ernst meint. Deine Familie hat Kunst gesagt, meine Geld. Und ich ärgere mich verständlicherweise nun, dass alles profitlos irgendwo rumliegt. Ich frage mich drei Dinge: Bist du all der Mühe wert und warum soll ich mit dir jemals wieder irgendwohin gehen und außerdem, wie inflationär du eigentlich mit Komplimenten umgehst?
    Manchmal wüsste ich gerne, wie du mich beleidigen würdest, denn dann wüsste ich, was schlimmstenfalls von dir zu erwarten ist, und das ist nicht psycho, sondern strategisch.
    Ich bin so dissoziativ, dass ich zu dem werden kann, was andere in mir sehen, da wirst du mir wohl gestatten, einige Fragen zu stellen, bevor ich mich in ein vierzigjähriges Wrack verwandle, nur um dir zu gefallen.
    Ich bin supersozialverträglich, wenn mir die Menschen, mit denen ich zu tun habe, gleichgültig sind. Wenn du sagst, Samstag halte ich mir den Tag frei, wenn ich dann aber abhänge und warte und nichts höre, dann verabrede ich mich halt nicht mehr mit dir.
    Und wenn du jetzt fort bist, bist du fort, dann ist es besser jetzt als später, wenn man sich irgendwie an den anderen gewöhnt hat.
    Ich bin sooo müde, Mifti, ich bin müde und stumm und traurig und hab nur Angst, dass das bisschen, was ich habe, sich auch noch halbiert bis unendlich, zumindest bleibt von mir nichts übrig.
    Von: Mifti
    An: Ophelia
    Betreff: RE; RE; RE; RE; RE; RE: Vorvorgestern
    I means love nothing else.
    Von: Mifti An: Ophelia
    Betreff: RE; RE; RE; RE; RE; RE: Vorvorgestern
    Es sollte heisen: It means love nothing else.
    Von: Mifti An: Ophelia
    Betreff: RE; RE; RE; RE; RE; RE: Vorvorgestern
    Heißen.
    16. Juni
    Ich kann nicht mehr geradeaus laufen. Die S-Bahn fährt irgendwie ziemlich verschwommen ein, und drinnen ist es sauheiß, wir ziehen unsere Sweatshirtjacken zur Hälfte auf und ergattern einen Vierer. Lauter Superkleinstfamilien mit Karohemden in allen Variationen sind am Start, die die ganze Zeit einen auf »gerührt« machen, sobald unweigerlich irgendeiner ihrer Blicke auf mich fällt. Ich sitze dort jetzt also, in meinem Kopf herrscht eine Wahnsinnsleere, alles ist irgendwie in Ordnung, und da ist sozusagen nur noch weiß in meinen Augen. Die Pupillen driften die ganze Zeit weg. Alles, passiert, halt, irgendwie.
    Irgendwann dann eine Bank im Volkspark, und Edmond, Annika und ich starren schwerstbekifft auf ein paar Häschen am gegenüberliegenden Baum. Ich erwarte komischerweise ein nachgebendes Knacken, als meine Schädeldecke von so etwas wie einem Baseballschläger zertrümmert wird und ich vornüberstürze. Geräusche gibt es seit neuestem sowieso nicht mehr. Ich heule vor Schmerz, greife nach meinem Kopf und krieche lärmend durch verstreuten Müll auf der Wiese rum, ich atme aus, und hellweißer Rauch zieht einen gepflegten Sandweg entlang, verschwindet im Schatten des Baumes und kommt nach kurzer Zeit wieder zu uns zurück, bis wir von einer bleigrauen Wolke umhüllt sind. Wahnsinnswetter übrigens, es ist vielleicht Sonntag, im äußersten Fall Mittwoch. Eine Gruppe in pinkfarbenem Sportdress gekleideter Frauen joggt lachend vorbei. Mein Handy klingelt. Edmond und Annika gucken sich irgendwie komisch an, und als mein Vater am anderen Ende der Leitung sagt: »Kleinchen, ich muss dir mal kurz was vorlesen!«, tritt bei mir mal wieder so ein paranoider Schub zutage. »Was denn?«
    »Bei mir wurde doch gestern der Ofen aus dem Schlafzimmer gerissen, die Wohnung quillt über mit Abdeckplanen und ein ausgekippter Bauschutteimer ist auch am Start. Jedenfalls, hinter dem Ofen an der Wand, wo früher das riesige Bild hing mit dem Laubwald, sind so alte Zeitungen von 1960, und da steht: Lieber Juri Gagarin, UdSSR, wir beglückwünschen Sie zu Ihrem großen Erfolg! Schon

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