Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
stellte. ( David Foster Wallace )
    Ich laufe durch die Galeries Lafayette und stecke meinem Gemütszustand entsprechend so auffällig wie möglich alle Kaschmirpullis in die Tasche, die mir irgendwie in die Quere kommen. Was nicht mehr reinpasst, stapelt sich auf meinen verschränkten Armen. Dann gehe ich einen langen Umweg über viele Rolltreppen zur Tür hinaus. Natürlich fängt das elektronische Sicherungsgerät an zu piepsen. Ich bleibe vor dem Hintergrund des gefälschten Schülerausweises in meiner Tasche stehen und warte auf den Ladendetektiv, der hinter mir hergerannt kommt und mich verschüchtert am Arm packt.
    Eine halbe Stunde später sitze ich auf einem Polizeirevier, gemeinsam mit zwei dieser gelockten Großstadtrevierpolizistenbräuten. Eine von ihnen starrt auf einen der beiden Computer und nimmt meine Personalien auf.
    Dauernd sage ich den Satz: »Ich heiße Ophelia und bin dreizehn Jahre alt.«
    »Dann kann dir ja sowieso noch nichts passieren.«
    Ich zeige ihr den gefälschten Schülerausweis.
    »Hast du keinen richtigen Ausweis?«
    »So was hat man mit dreizehn noch nicht.«
    »Stimmt.«
    »Was willst du mal werden später?« »Polizistin.« »Klingt interessant.« »Das sagen SIE mir?«
    »Du verbaust dir deine komplette Zukunft, wenn du Klamotten im Wert von 300 Euro klaust und dich dabei erwischen lässt. Es muss dich jetzt ein Erziehungsberechtigter abholen, sonst kannst du hier nicht weg, ist jemand erreichbar von deinen Eltern?«
    »Wissen Sie ...«
    »Was? Dein Vater? Deine Mutter? Niemand ist erreichbar?« »Mein Vater inszeniert gerade eine Ready - Made -Oper in Brasilien.«
    »Und deine Mutter? Hä? « »Die ist in der Psychiatrie.«
    »Oh.«
    »Aber, also, einer Freundin der Familie ist sozusagen ...«
    »Sozusagen?«
    »Mein ...«
    »Sozusagen.«
    »... AUFENTHALTSBESTIMMUNGSRECHT zugeteilt worden.«
    Und das ist der Moment, auf den ich seit dem französischen Küstenexzess gewartet habe. Ich schicke Alice eine SMS.
    Ein schwerbewaffneter Polizist kommt rein, gibt den beiden Frauen die Hand und, nach kurzem Zögern, auch mir. Dann verschwindet er wieder.
    »So schnell kann der Aufstieg gehen, Ophelia, jetzt hält man dich schon für eine Praktikantin.«
    Ich habe neunzig Minuten gewartet. Aus dem Flur höre ich Alices Stimme, springe auf und gehe ihr entgegen. Alice diskutiert mit dem Pförtner über die Härte von Holz beim Hacken. Als sie mich entdeckt, starrt sie mich einen Augenblick ungläubig an, bis ein bedächtiges Lächeln langsam von ihrem Gesicht Besitz ergreift, sie energisch auf mich zuhetzt, mich in den Arm nimmt und demonstrativ über meine Schulter hinweg an eine der Polizistinnen gerichtet sagt:
    »Baby, was veranstaltest du denn für Scheiße hier?«
    Ich starre die ganze Zeit auf den Boden.
    »Das Kind hat es aber auch wirklich nicht leicht mit dieser abgedrehten Kunstscheiße die ganze Zeit und der winzig kleinen Wohnung und den sechs jüngeren Geschwistern und dem wenigen Taschengeld. Das kommt ab jetzt nicht mehr vor Mifti, oder?«
    »Was kommt nicht mehr vor?«
    »Mifti? Warum Mifti?«
    »Na, das mit dem strafrecht lich zu verfolgenden Handeln.«
    > Mifti < , ja, so nennt mich Alice grundsätzlich, weil mein richtiger Name in ihren Augen scheiße wirkt, trostlos, bedrückend, scheiße, ähäm ...«
    »Können Sie bitte hier unterschreiben?«
    »Genau, trostlos, bedrückend, scheiße.«
    »Immer auf die Fresse der Seele, haha.«
    »Ach, I don't care.«
    »Wo genau unterschreiben? Da?«
    »Ja, hier, wo sozusagen gerade mein Zeigefinger ist.«
    »Sozusagen, ja, hier.«
    »Wo mein Zeigefinger ist. Danke schön.«
    No no, no no no no, no no no no no
    (Roy Orbison)
    Sie trägt diesen ultraschicken Neofolklook. Dschungelgrüne Bikerjacke aus Veloursleder, übergroßer Cardigan und eine Tasche von Donna Karan mit doppeltem Reißverschluss für 1543 Euro, nach dem Motto: Stadtgirls wissen, dass eine Across-the-Body-Tasche im Hochsommer der einzige Weg ist, seine lebensnotwendigen Güter zusammenzuhalten.
    Ihre Haare wehen irgendwie im Wind, was sollten sie in dieser Situation auch sonst tun, und wir laufen nebeneinander einen stark bepflanzten Bürgersteig entlang.
    »Kannst du nicht wie normale Menschen in deinem Alter bei H&M Strumpfhosen klauen? Muss es dieser Sekretärinnenchic sein? Ophelia? OPHELIA? WAS HAST DU DIR DA ÜBERHAUPT FÜR EINEN SCHEISS NAMEN AUSGEDACHT?«
    »Kannst du mir helfen?«
    »WOBEI?«, schreit sie wirklich laut.
    »Ich kann nicht nach

Weitere Kostenlose Bücher