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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kramt in seiner Tasche, zieht da in Zeitlupe was raus, und ich sehe, dass es das magentafarbene Heft ist, auf dessen Halbleinendeck mein Name steht. Mifti: Ihr Versager.
    Alles, was ich geschrieben habe, haben die da in den Händen, und ich habe das Gefühl, gar nicht mehr vorhanden zu sein. Ich mache die Augen zu, und als ich mich um meine eigene Achse drehe, löse ich mich plötzlich als wolkenartige Hülle von meinem Körper, keine Ahnung, wie das jetzt plötzlich kommt, und alles, was passiert, beobachte ich von oben. Ich sehe meinen Körper schreien und merke, wie dieser Schrei in mich reinfährt. Wie ich mich mit aller Kraft dagegen zu wehren versuche, aber das ist gerade wahrscheinlich eine ganz unfassbare Ablösung von meinem Ich-Modell, ich bin kurz vor dem Übergang zum Zustand des Nichtseins.
    Mein Körper reißt Edmond das Heft aus der Hand und rennt zur Tür. Edmond hält meinen Arm fest und sagt: »Eins muss man dir lassen.«
    »Was denn?«
    Mit diesem Satz sind wir wieder eine Einheit, dieser Körper und ich, komisch, das alles.
    »You write like a roadkill.«
    »Like a what?«
    »Ein angefahrenes Tier.«
    Ich schlage die Tür hinter mir zu und zähle mein Geld. Die Notwendigkeit einer Familie löst sich gerade endgültig auf.Vater, Mutter, Kind, warum ist dieses barbarische Familienmodell eigentlich nicht auszurotten? Man kommt da nur über Mord und Totschlag raus. Oder, wie in meinem Fall, über eine ganz tragische Verstoßung. Obwohl wir blutsmäßig aneinander gebunden sind, ist es mir plötzlich gelungen, dieses Verhältnis zu kündigen. Ich habe keine Schwester mehr, keinen Bruder, keinen Vater. Damit eine Gemeinschaft funktioniert, braucht man eben mehr als das Wohlwollen ihr gegenüber. Das Wohlwollen gegenüber dem Modell macht nicht das Funktionieren des Modells aus. Ich setze mich in irgendeinen Bus und fahre einfach den kompletten Tag über so rum, weil ich absolut kein Wohin habe.Weil ein neues Kapitel angefangen werden muss. Ich sehe mir bei meiner Existenzfindung zu, oder wie auch immer man das jetzt nennen will, wenn plötzlich irgendwo das Wort Heroin aufleuchtet und man, ehe man sich versieht, am Kottbusser Tor ausgestiegen ist, eine einbeinige Oma gemustert hat, die einem dann trotz allem doch ein bisschen zu unheimlich aussieht - und schlussendlich frage ich Ophelia im Rahmen der letzten SMS, die sie je von mir kriegen wird, nach der Nummer von dem neunzehnjährigen Biotonne-Russen. Sie schickt mir um 16 Uhr 42 kommentarlos seinen Kontakt. Sag, was du willst, schrei mich an, schubs mich gegen die Wände, prügel mich aus dem Bett, starr mir in die Augen oder lach mich aus, ich kann es nicht ändern. Ich kann dir nicht dabei zugucken, wie du mich belügst. Wie du so tust, als würdest du wollen , dass ich nichts tue.
    Was ich will?
    Dass du lachst, dass du weinst, dass du weißt, was du hast. Dass du nicht denkst, du wärst allein, dass du frei bist, dass du zu mir kommst, dass du aufhörst, alles zu vergessen, dass du nichts musst, dass du irgendwas willst, dass du neue Wege gehst, dass du mich zurücklässt.Wenn es sein muss.
    Ich checke um 22 Uhr 00 im Ibis-Hotel an der Prenzlauer Allee ein, wasche aus Langeweile meine Anziehsachen mit Seife im Waschbecken und gucke die ganze Nacht Wiederholungen von Realitysoaps, was super ist, weil in einer geht es beispielsweise um so ein vierzehnjähriges Mädchen, dessen Vater Oldtimer sammelt und die Mutter hat eine Pudelzucht mit vier apricotfarbenen und zwei weißen Königspudeln. Die wohnen alle zusammen in einem komplett verwahrlosten Haus in der Uckermark, und Tochter Justine ist natürlich ziemlich angepisst, denn ihre Eltern vernachlässigen über ihren zeitraubenden Hobbys nicht nur den Haushalt, sondern auch sie. In erster Linie regt sich Justine aber über die Scheißhaufen im Wohnzimmer auf, deretwegen sie grundsätzlich keine Freunde mit nach Hause bringen kann.
    Aber natürlich kam es auch vor, dass ihn die w echsel vollen Fallstricke der zwischenmenschlichen Beziehung oder auch nur die anfälligen Probleme der Ranch, wie bei der Schafschur oder dem Zustand der Weiden, egal, wenn es ihn also wieder mal voll gepackt und angekotzt hat, dass er wie eine Ausgeburt der Hölle über seinen Besitz rannte, mit wüstem Bart und ich sag mal einem sagenmächtigen Donnerkeil viel ähnlicher als einem humanistischen Wesen, voll schier enthemmter, entmenschter, roher Gewaltandrohung gegen alles, was sich ihm bloß in seinen düsteren Weg

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