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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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über alle Erbstücke, die ich besitze, lustig machen. Seidenservietten, Halsketten, nicht mal Silberbesteck, sondern nur zwei Silberlöffel. Kein Kritiker weiß, was es bedeutet, Tag für Tag vergilbten Leuten die eigene Förderungswürdigkeit in die Fresse zu feuern, für Geld, weil man schlicht und ergreifend mal zur Abwechslung Geld braucht. »Das Problem von denen, von diesen Kritikern«, sagt sie immer, »ist ja nicht mal die Arroganz, Arrogantsein ist ja auch was Aristokratisches und so, das Schlimme ist eher diese Dummheit, oder nicht mal die Dummheit ist das Schlimmste, das Schlimmste ist die Faulheit. Man macht ein Statement und das wird neutralisiert und entkräftet, indem es irgendwie, ich weiß auch nicht, pathologisiert wird oder psychologisiert oder als unbeabsichtigt abgestempelt, aus purer Faulheit. Dabei ist diese ganze Anarchie ja kein Versehen, sondern ganz genau so gemeint, verstehst du?«
    Wir gehen grundsätzlich nur dann nebeneinander irgendwohin, wenn wir nicht dazu verpflichtet sind, miteinander zu sprechen.
    Wir teilen uns Mixgetränke, und das ist so ein super Moment, ich weiß gar nicht warum, ich fühle mich plötzlich von der Liebe überschüttet, die ich vor wenigen Stunden in einer SMS an sie thematisiert habe.Von einer Betoncouch winken uns zwei hysterische Schatten zu, deren Anwesenheit von meiner Seite aus als bedrohlich eingeordnet wird. Ein über fünfzigjähriger Hardcoregastronom überdurchschnittlichen Einkommens wird mir von Ophelia als ihr bodenständigster Freund vorgestellt. Ich wiederhole noch einmal: Betoncouch. Er begrüßt mich mit einem Bananenfleck auf seinem schwarzen Hemd und bunten Sportschuhen und einer Zwanzigjährigen an der Hand, die Gloria heißt und entweder geistig behindert oder auf einen Pelzmantel scharf ist.
    »Sag dieser Scheißabiturientin da auf gar keinen Fall, dass der Typ, mit dem sie hier ist , so aussieht, als würde er übermorgen sein komplettes Gastronomieimperium beim Pokern verspielen. O. k., Mifti?«
    »Hä?«
    »Die heiraten in vier Wochen, Mann, und Thomas setzt jeden Abend, ohne vorher seine Karten anzugucken, alles aufs Spiel, wofür sie ihn liebt. Bei irgendeinem von dieser Tierkrallenkettentranse veranstalteten Spielscheiß am Schiffbauerdamm. Blind All In, so nennt man das. Dieser Totenkopf da vorne ist übrigens der Verlobungsring.«
    Ich werde zwangsläufig ausgeschlossen und laufe den zweieinhalb superetablierten Scheißikonen pflichtbewusst hinterher, übersensibel und unausgeglichen in das Raucherseparee hinein.
    Gloria drückt mir ihre echte Hermes-Tasche aus hellblauem Kalbsleder in die Hand, rückt ihren Margiela-Cardigan zurecht, wechselt ihre Acne-Jeans gegen einen Flanellminirock von Marc Jacobs und Ophelia flüstert mir zu: »Wie kann man sich nur so einfallslos anziehen, Mifti?«
    Dann tauschen wir uns plötzlich alle über die von Ophelia vor wenigen Stunden auf ihren Küchenboden gekotzte Falafeltasche aus und schlucken ganz beiläufig, aber parallel zueinander, unsere Teile runter. Thomas bietet uns zwei Lines Ketamin an, das in der Tiermedizin zur Narkose eingesetzt wird und in kleinen Dosen bewusstseinsverändernd wirkt. Er sagt: »Weißt du, was du später deinen Mitschülern sagen wirst, Mifti? Dass Ketamin die totale Auflösung der eigenen Existenz bedeutet, vier Jahre Koma und übelste Hirnspiralen, und außerdem bedeutet das hammergeil TANZEN, die ganze Zeit, egal, wer und wo du bist.«
    Gloria sagt: »Es ist ja so krass grotesk, wie abgrundtief bescheuert ihr seid! Das hier ist voll der Notfall, es geht hier um ein Narkotikum, das kann einen, wie ihr euch vielleicht denkt, narkotisieren! Und wenn ihr narkotisiert seid, atmet ihr nicht mehr. Und wenn ihr nicht mehr atmet, geht euch irgendwann der Sauerstoff aus. Und das ist schlecht.«
    Das Zeug brennt höllisch in der Nase.
    Und das ist mein Leben.
    Es weist eine feinkristalline Struktur auf, ist farblich durchscheinend und von einer stark temperaturabhängigen Konsistenz, es ist verschwommen, es ist ein undichter Unterwassertank, dem es schnellstmöglich zu entkommen gilt und plötzlich taucht man fünfhundert Meter unter dem Meeresspiegel durch eine Gruppe gefährlicher Raubfischarten in Übergröße. Ich beschließe, fortan jeden klaren Moment mit Ketamin oder dem Satz »Fünfzig Whisky Soda bitte!« zu beseitigen. Zwischenwelten sind mein einziger Bezug zur Wirklichkeit, zur Wahrheit will ich fast sagen, ach, und nach einer jahrelangen Duldungsstarre der

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