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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Yourself
    Datum: Mo., 5. November 2007, 06:28
    Dass ich in meinem Traum deinen richtigen Namen nicht mehr wusste, ist der Spiegel meiner Oberflächlichkeit. Ich höre nicht richtig zu. Dass du dir so viele Leute oder Frauen gleichzeitig eingeladen hast, liegt an meiner subjektiven Wahrnehmung davon, was du für ein Mensch bist. Ich halte dich wohl für jemanden, der Aufmerksamkeit erregen will mit Extremen, der egozentrisch ist und seine Probleme oder sein Innerstes den Leuten ins Gesicht schleudert, um sich kurzfristig zu befreien und die Reaktionen genießt und braucht. Ein absoluter Täter, aber auch ein Opfer, das ich am Ende ficke. Komisch, oder? Dabei kenne ich dich gar nicht gut genug. Heute Nacht bin ich dir auf einer Preisverleihung begegnet. Du hattest deine schwarze Velourslederjacke an und bist zum Fahrstuhl gegangen, als du mich gesehen hast. Ich habe geschrien: »Mifti, ich hasse dich!« Du hast geschrien: »But why?« Ich habe geschrien: »Für dich, mit deinem auf Alice gerichteten 24fach-Zoom ist jede Art von auf Gegenseitigkeit beruhender Liebe zu weit hergeholt! Warum können nicht auch andere Menschen in dein verficktes Blickfeld treten?«
    Ich fing an, in den Mathematikstunden nichts anderes mehr zu entwickeln als den nächsten, spektakulär zu schildernden Traum. Ich habe kein Verständnis entwickelt für binomische Formeln oder für die Tatsache, dass man Winkeln in trigonometrischen Funktionen auch Namen geben kann. Alles, was ich entwickelt habe, ist eine alles überschattende Liebe zu Adjektiven.
    Von: Ophelia
    An: Mifti
    Betreff: RE: No Subject
    Datum: Sa., 19. Januar 2008, 10:28
    Kann es denn sein, dass alles nur Chemie oder Biologie ist? Wäre dann nicht nur die Fortpflanzung der Sinn des Verliebens? Warum verliebe ich mich dann generell nur in Frauen? Aber will trotzdem immer noch brutalen Sex mit Männern? Ich lese in letzter Zeit immer mal wieder in einem Buch über Serienkiller und ich glaube, dadurch hat sich meine Sexualität verändert. Es wird alles beschrieben, und es gibt Sachen, an die habe ich noch nie im Leben gedacht. Bei neunzig Prozent der Taten geht es um Sex. Ich glaube, bei allen Kriegen geht es um Sex. Irgendwie ist es doch eine ganz egoistische Sache, dieses Vögeln. Man will begehrt werden; man will dem anderen Freude bereiten, weil es einem selber Freude bereitet, was man anrichten kann. Man will sexy sein oder dem anderen gefallen. Man will einen Orgasmus. Manchmal, wenn ich mit jemandem schlafe, sind die Geräusche nicht echt, vielleicht. Vielleicht aber doch. Ob man übertreibt? Ich glaube, dieser tierische Trieb am Anfang (wo ich in der Regel nicht reflektiere) ist nur dazu da, um sich aneinander zu binden. Das hat die Natur wohl so eingefädelt. Ich kann dann legal Dinge tun, die ich sonst nur mit mir selbst tun würde. Irgendwann habe ich geliebt, mit jeder Pore und voll mit triefendem Kitsch und da habe ich aufgehört zu denken. Was für eine Befreiung. Denn es war nicht nur Reflex, es war plötzlich implodieren und weich werden. So weich, dass ich immer nur lächeln konnte, denn ich habe nichts mehr gespürt, außer mich selbst zerfließen. Und ab da war es nicht mehr tierisch, sondern göttlich und sexy. Du solltest aufhören, dich diesen Truckfahrern hinzugeben und dich nur von jemandem in den Nacken beißen lassen, den du liebst, denn mit allen anderen bist du wahrscheinlich echt so eine Art Tier. Bist du sowieso. Ist alles eigentlich auch voll egal.
    Ich steige jetzt also neben Ophelia irgendeine Stahltreppe hoch, sie geilt sich währenddessen unaufdringlich an ihrer patentierten Fotografinnenexistenz mit eigener Vision und Angeboten auf und dem ganzen schwarzweißen Scheiß. Sie sagt immer, dass sie keine Farben mehr kennt, seit sie so krank ist. Sie ist einfach farbenblind geworden. Ich habe irgendwann mal ein Interview mit David LaChapelle gelesen und gecheckt, dass diese Farbenblindheitsgeschichte von ihm ist. Fragt man sie nach ihren Inspirationsquellen, wird es meist abstrakt. Die afrikanische Steppe, kalte Schlangen der Luft und sich mit Cheeseburger-Telefonen im Parkett spiegelnde Jil-Sander-Anzüge, aus denen dann ein mit Schweineblut übergossener Plüschschakal hervorgeht oder so was. Sie ist also eine Künstlerin. Und sie hasst langweilige Leute, von denen sie auf der Straße angehalten und belästigt wird. Noch abscheulicher als Reichtum sind diese heuchlerischen Halbkünstler, die für sich beanspruchen, der absolute Dreck zu sein und sich

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