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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Kraus
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Beginn des 18. Jahrhunderts bekommt das Wort auch die Bedeutung von «Überfeinerung» und «Entartung».
    Verwöhnung hat viele Gesichter. Am einfachsten diagnostizier- und belegbar ist die materielle Verwöhnung. Für Bewohner selbst so mancher EU-Länder leben deutsche Kinder in einem Schlaraffenland wie auf dem Bild «Luikkerland» von Breughel d.Ä. Dabei wird der Abstand immer größer, denn in Deutschland sind bereits Heranwachsende Eigentümer stattlicher Geldbeträge und von Luxusgütern. Jedem wachen Zeitgenossen fallen Beispiele und Belege von materieller Verwöhnung der Kinder ein – bei selbstkritischer Betrachtung sogar aus der eigenen Familie. Das «Glück» der Kinder besteht heutzutage vielfach in Konsum und Besitz. Kindheit und Jugend sind somit durch und durch kommerzialisiert – betrieben von der Wirtschaft und von den Eltern. Für Albert Wunsch – «Die Verwöhnungsfalle» – ist die elterlich initiierte Kommerzialisierung der Kindheit im Grund eine Variante von Bestechung.
    Ohne damit etwas suggerieren zu wollen, sei in diesem Kontext darauf hingewiesen, dass viele der Studien der letzten Jahre zum Themenkomplex «Erziehung und Kinder» von Marktunternehmen bzw. deren Stiftungen initiiert werden: so von Fanta/Coca-Cola Deutschland, von JAKO-O, von Vorwerk, von Bertelsmann, von der Deutschen Telekom, von Jacobs Krönung und anderen. Um diese Tatsache sollte man wissen.
    Es geht um Milliarden von Euro
    Was materielle Verwöhnung angeht, finden sich Eltern in einer verzwickten Lage wieder. Einerseits ist es vielen von ihnen finanziell möglich, ihren Kindern den Zugang zu Markt und Konsum zu öffnen, andererseits spüren oder erkennen sie, dass das Konsumverhalten ihrer Kinder ausufert und allen gängigen Erziehungsidealen wie Askese oder Bedürfnisaufschub zuwiderläuft.
    Laut KidsVerbraucherAnalyse 2012 verfügen 6- bis 13-jährige Kinder in Deutschland über jährlich drei Milliarden Euro an Taschengeld und sonstigen Geldgeschenken. Eltern geben ihren Kindern selbst dann immer mehr Taschengeld, wenn ihr Einkommen nicht angestiegen ist. Das über alle Alterstufen hinweg durchschnittliche Taschengeld in Höhe von 362 Euro pro Jahr geben die Kinder und Jugendlichen laut «Youngcom! Jugendstudie 2013» für folgende Zwecke aus, wobei Mehrfachantworten möglich waren: Für Kleidung und Accessoires geben es 59,2 Prozent aus, für Essen und Trinken sind es 48,7 Prozent, für Ausgehen und Nachtleben 44,8, für Kino und Filme 36,1, für Kosmetik und Pflege 33,6, für Musik und Konzerte 27,1 und für Urlaub und Reisen 25,8 Prozent. Ganz hinten auf den Plätzen 16 und 17 der Kategorien stehen für Vermögensaufbau und Vorsorge 9,0 Prozent und für ein Auto, einen Roller oder ein Motorrad 4,5 Prozent. Auch fürs Betanken scheinen eher die Eltern zuständig zu sein.
    Um das Thema «Taschengeld» wird oft genug innerfamiliär gestritten. Sehr wahrscheinlich ist die Debatte um seine Höhe sogar der häufigste Grund für Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern. Ausgaben von Eltern für Weihnachten, für das Osterfest, zum Schulzeugnis, für den Namenstag und den Geburtstag sind in all die vorgenannten Beträge noch nicht einmal eingerechnet. Es kommen «Event-Geschenke» hinzu.
    Was soll man dem Kind denn noch schenken? Es hat doch bereits alles! Dudley, Harry Potters Cousin, ist ein solches Kind in «Harry Potter und der Stein der Weisen». Er feierte Geburtstag und zählte während der Feier seine Geschenke. Nach «sechsunddreißig» zog er eine Schnute, blickte zu seinen Eltern auf und protestierte. «Das sind zwei weniger als letztes Jahr.» Tante Petunia witterte die Gefahr und schritt kurzentschlossen ein: «Und heute, wenn wir ausgehen, kaufen wir noch zwei Geschenke.» Apropos «Petunia», der Name klingt wie das lateinische Wort «Pecunia» für Geld.
    Was soll sich ein solches Kind noch wünschen, wenn das Kinderzimmer bereits überquillt? Also werden für dreistellige Eurobeträge professionell ausgerichtete Geburtstagsfeiern mit Animateuren, Clowns, Zauberern, Akrobaten inszeniert. Hauptsache, das Kind ist zufrieden. Am Ende summiert sich etwas auf in einer Zeit, in der Kinder fünfmal und öfter pro Jahr Weihnachten erleben. Manchmal werden dabei Wünsche erfüllt, weil man sie dem Spross nach vorausgehender Projektion dorthin von den Augen abgelesen hat.
    Zu den genannten Taschengeldbeträgen kommen weitere rund drei Milliarden auf Sparkonten der Kinder. Das sind dann in der

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