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Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition)

Titel: Helikopter-Eltern: Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef Kraus
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Säugling für eine Viertelstunde zum Füttern in den Arm zu nehmen. Am Ende ist der Säugling schnell satt, ohne sich groß angestrengt zu haben. Seit Jahren wird diskutiert, ob dies nicht eine lebenslange Prägung zur Bequemlichkeit bedeutet.
    Apropos Flasche: Ohne Flasche geht heutzutage in der Schule nichts mehr. Schlaue Leute haben das Trinken im Unterricht forciert – unterstützt von einer Initiative der deutschen Mineralwasserindustrie und einer Exministerpräsidentin aus Schleswig-Holstein als Schirmherrin. Initiiert haben sie das ständige Nuckeln im Unterricht nicht, vielmehr sind sie auf einen Trend aufgesprungen, der sich in etwa seit der zurückliegenden Jahrhundert- bzw. Jahrtausendwende in den Schulen eingebürgert hat – bei Schülern und teilweise bei jungen Lehrern. Begründung der Initiative: Wenn Deutschlands Schüler regelmäßig, am besten viertelstündlich, Wasser trinken, verbessert das ihr intellektuelles Leistungsvermögen. Und Deutschland hat dann demnächst PISA-Ergebnisse wie Finnland? Man könnte von einem eingetrichterten Durst sprechen. Oder muss man sich sonst um die Kinder in Deutschlands Kindergärten und Schulen sorgen, wenn sie nicht ständig an der Flasche nuckeln können?
    Von zu Hause sind es viele Kinder nicht anders gewohnt, als ständig in Sachen Essen und Trinken verwöhnt zu werden. So kommt es in einer fünfköpfigen Familie schon mal vor, dass zum Mittag- oder Abendessen drei verschiedene Menüs aufgetischt werden oder Eltern ihrem Spross für die morgendliche Zwischenmahlzeit im Kindergarten drei verschiedene Verpflegungspakete zur Auswahl mitgeben, damit ja die spontan gefühlten gustatorischen Gelüste befriedigt werden können.
    Verwöhnung von ganz oben
    Manchmal kommt die Verwöhnung sogar von ziemlich weit oben. Im Juni 2012 etwa hat Baden-Württembergs damalige Schulministerin Gabriele Warminski-Leitheußer die Schulleiter aufgefordert, den Beginn des Unterrichts nach dem EM-Halbfinalspiel Deutschland–Italien zu verlegen, damit die Kinder ausschlafen können. Begründung: «Je mehr Kinder sich durch die begeisternden Auftritte von Mesut Özil, Sami Khedira, Andrea Pirlo und den anderen dazu anregen lassen, selbst Fußball zu spielen, desto besser.» So wird Deutschland regiert! Das Spiel ist übrigens trotz ministerieller Unterstützung 2:1 für Italien ausgegangen.
    Dass der Sozialstaat Gefahr läuft, seine Bürger zu verwöhnen, bedarf einer eigenen Betrachtung. Zumindest sei die These gewagt, dass eine weit verbreitete Verwöhnung im Kindesalter den Ruf der eines Tages zu Erwachsenen Gewordenen nach Vater Staat zumindest nicht bremst.
    Vor allem Schulpolitik und -pädagogik sind längst auch auf dem Verwöhntrip. Schule soll schließlich Spaß machen (siehe Kraus: «Spaßpädagogik – Sackgassen deutscher Schulpolitik», 1998). Auf eine kritische Reflexion der Folgen von politisch angeordneter Verwöhnung durch Schule wartet man vergeblich. Und so wird das Pascha- und Prinzessinnen-Syndrom alltäglich bereits durch die sogenannte moderne Schulpädagogik etwa mit einem Unterricht der Theken- und Wochenplanarbeit verstärkt. Hier soll das Kind selbst entscheiden, was und ob es im Unterricht etwas tut. Der Schüler soll sogar im Unterricht alles dürfen, aber nichts sollen.
    Ob die folgende Schülerfrage wirklich so gestellt wurde oder ob sie nur zutreffend erfunden worden ist, sei dahingestellt: «Frau Müller, dürfen wir heute, was wir sollen, oder müssen wir wieder, was wir wollen?»
    All das ist falsch. Kinder sind mit zu vielen Freiräumen überfordert. Kinder sind überfordert, wenn man ihnen weismacht, sie seien mit den Eltern und mit den Lehrern auf Augenhöhe, sie seien gar deren Partner oder Befehlende.
    Die Schulen verwöhnen mit guten Noten, niedrigen Quoten an Sitzenbleibern, gar mit der Abschaffung von Sitzenbleiben und Noten. Die Schulen tun das nicht immer freiwillig, sie vollziehen nur eine von oben angesagte Gefälligkeitspolitik, die schöne Bilanzen will. Diese kann man natürlich haben. Ihr Preis ist gering, man muss nur die Notenbestimmungen liberalisieren. Boshafte Leute nennen solche Eingriffe ein planwirtschaftliches Hinmanipulieren schöner Ergebnisse. Was früher die Note vier war, ist heute oft die Note zwei. Die durchschnittlichen Abiturnoten ganzer deutscher Länder, einzelner Schulen ohnehin, tendieren in Richtung 2,2 oder gar 2,0. Es gibt immer mehr 1,0-Abiturzeugnisse. Die Kultusministerin Sylvia Löhrmann berichtet aus

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