Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
es zu viel Neues.
Ich hätte es ihr sagen müssen.
Peter hielt seinen Zustand soweit wie möglich geheim, nur wenige wussten darüber Bescheid. Doktor Petrova war die Einzige an Bord gewesen. Sogar vor Captain Cross verheimlichte er es. Dank einer Sondergenehmigung von Admiral Sjöberg verstieß er gegen keine Verordnung.
Wie wohl der neue Arzt reagieren wird, sobald er sich die Akte ansieht? Branch macht ja einen ganz vernünftigen Eindruck.
Peter betrachtete das Display des eigenen Scanners. Keinerlei Lebenszeichen wurden angezeigt, ebenso existierten nur rudimentäre Datenströme. Er wechselte den Modus.
Infrarot-Restsignaturen, stellte er fest.
Irgendjemand war vor Kurzem hier gewesen. “Ma’am!”
Ishida blieb stehen und wandte sich um.
Schritte erklangen.
Schüsse wurden abgefeuert.
*
Sie warfen sich zu Boden. Während Ishida, Pembleton und er selbst einfache Skinsuits trugen, steckten die Marines in Panzeranzügen. Sie hielten den Treffern problemlos stand.
Die Partikelsalven kamen von vorne. Diego Alvarez schob sich vor die Gruppe und erwiderte mit seinem Bruder das Feuer. Peter erkannte anhand der sichtbaren Partikelwolken, die die einzelnen Salven umgaben, dass es sich um letale Schüsse handelte. Ein einziger Treffer würde sie töten.
“Stop! Feuer einstellen!”, erklang eine Stimme. “Seid ihr wahnsinnig? Das sind Leute der Space Navy.”
Der Beschuss endete.
“Mein Name ist Commander Noriko Ishida! Wir kommen vom Interlink-Kreuzer HYPERION und hegen keine feindlichen Absichten!”
Ein bärtiger hagerer Mann trat vor. “Ich bin Captain Jackson Brown. Kommandant der PROMETHEUS.” Sein dunkles Haar glänzte fettig, fiel über seine Schulter und hatte zweifellos schon lange keinen Haarstrukturierer mehr gesehen. Die Uniform war abgewetzt, rissig und fleckig.
Peter erhob sich, ebenso Ishida und die anderen. Die Marines hielten ihre Pulser schussbereit.
“Entschuldigen Sie den Eifer meiner Männer, Commander.” Captain Brown eilte auf die I.O. zu. “Wir hätten niemals damit gerechnet … Es tut so gut, Sie zu sehen.”
Der Kommandant presste die Lippen zusammen. Vermutlich hätte nicht viel gefehlt und er wäre in Tränen ausgebrochen. Peter konnte es ihm nachempfinden. Jahrelang auf einem Schiff eingesperrt zu sein, das kaum noch funktionsfähig war, bedeutete auch alle Hoffnung zu verlieren.
“Wir wussten nicht, dass hier noch jemand am Leben ist, Captain.” Ishida schüttelte ihm die Hand. “Es konnten keine Lebenszeichen angemessen werden.”
“Wir rekalibrieren die Störfelder stündlich. So bleiben unsere Sensorechos maskiert und es dringt kaum Streustrahlung nach außen. Die Sternenschiffe haben uns noch nicht entdeckt, hätten uns andernfalls doch längst zerstört.”
“Wie ist es möglich, dass sie noch leben?”
Hinter dem Captain kam eine Frau mit blonden Stoppelhaaren um die Ecke.
“Das ist meine I.O., Commander Efferson”, sagte Brown. “Und um Ihre Frage zu beantworten: Nachdem wir den Strahlengürtel durchflogen hatten, konnten wir einen Teil der Systeme wieder instand setzen.”
“Die Lebenserhaltung?”
“Korrekt. Allerdings ist der Hauptcomputer stark beschädigt, ebenso einige Schaltungen der Navigation. Wir können den Vektor nicht ändern, der Antrieb selbst funktioniert nicht mehr. Die PROMETHEUS fliegt immer weiter und weiter. Die Sensoren funktionieren nur eingeschränkt, Defensiv- und Offensivbewaffnung ist vollständig zerstört.”
Peter folgte dem Gespräch, während er gleichzeitig die Scanndaten auswertete und die Umgebung im Auge behielt. Geräusche, Gerüche, Bewegungen.
Konzentration!
“Was ist mit dem Phasenantrieb?”, fragte Ishida.
“Weder der noch der Pike-Antrieb funktionieren. Wir sind ein fliegendes Wrack, ohne Chance, dieses System aus eigener Kraft zu verlassen.”
“Das werden wir ändern. Bringen Sie uns zum Maschinenraum, Captain. Unser Auftrag besteht darin, die Sensordaten des Schiffes aus der Datenbank zu extrahieren. Wir müssen alles über dieses System wissen.”
“Das kann ich mir vorstellen”, sagte Brown. “Folgen Sie mir. Und auf dem Weg möchte ich erfahren, was in den letzten Jahren dort draußen geschehen ist.”
*
Interlink-Kreuzer HYPERION
Captain Jayden Cross saß in seinem Konturensessel und studierte die Berichte der Abteilungsleiter. Nachdem er einige Stunden geschlafen hatte, war er auf die Kommandobrücke zurückgekehrt, um den Papierkram zu erledigen.
Das Schiff hielt seine
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