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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Überbringer?«
    »Niemanden sonst.«
    »Sind Sie überhaupt sicher, dass er existiert?«
    »Ich bin sicher.«
    »Woher wissen Sie, dass er auf einem Marsvulkan sein Leben aufs Spiel setzen will?«, fragt sie. Ihr Pokergesicht funktioniert wieder. »Der Olympus Mons ist höher als der K2. Und wahrscheinlich viel gefährlicher.«
    Über diese Eröffnung hätte ich um ein Haar gelächelt. »Er wird mitkommen«, sage ich.
    Außenministerin Bright Moon notiert etwas in ihrem Palmlog, dann zögert sie. Ihr Gesichtsausdruck verrät jetzt überhaupt nichts mehr, aber ich weiß, dass sie sich überlegt, ob sie eine Frage stellen soll, die sie vielleicht nie wieder wird stellen können.
    Genau diese Frage und die Überlegung, was ich darauf antworten sollte, war es, die mich einen Monat zuvor, als ich mich für dieses Unternehmen entschied, davon abgehalten hatte, sofort um einen Termin zu bitten. Doch dann fiel mir Kanakaredes’ Antwort ein, die er gab, als wir ihn fragten, warum die Wanzen den weiten Weg gekommen waren, um uns zu besuchen. Er hatte seinen Mallory gelesen, und er hatte Gary, Paul und mich verstanden und außerdem wohl etwas über die Menschheit insgesamt gelernt, was diese Frau nie verstehen würde.
    Sie gibt sich einen Ruck und stellt ihre Frage.
    »Warum …«, beginnt sie. »Warum wollen Sie den Berg besteigen?«
    Trotz allem, was geschehen ist, und obwohl ich weiß, dass sie es nie begreifen wird, und obwohl ich weiß, dass sie mich von nun an für ewige Zeiten für ein Arschloch halten wird, muss ich lächeln.
    »Weil er da ist.«

DAS ENDE DER SCHWERKRAFT
     
     

Die letzte Geschichte in dieser Sammlung ist eigentlich keine Kurzgeschichte – oder besser, sie ist nicht nur eine Kurzgeschichte. Als Untertitel sollte unter »Das Ende der Schwerkraft« stehen: »Für den Bildschirm geschrieben«, denn zu diesem Zweck wurde der Text verfasst. Es sollte das literarische Gegenstück zu einem Drehbuch werden. (Wenn Sie das übliche Format für Drehbücher kennen, werden Sie sehen, dass manche der Regeln, die dort gelten, auch hier befolgt werden – der Text ist beispielsweise im Präsens geschrieben –, während andere, etwa die Großschreibung der Personennamen, wenn sie das erste Mal erscheinen, nicht beachtet wurden. Sie müssen mir glauben, dass dies absichtlich und nicht aus Unwissenheit geschehen ist.)
    Die meisten Romanautoren empfinden eine Art Hassliebe für Hollywood und die Filmindustrie. Das heißt, sie sonnen sich in dem Gefühl, dass die Literatur dem Film überlegen ist, doch sie mögen es nicht, wenn sie von Hollywood ignoriert werden. Sie lieben es, wenn sie die Chance bekommen, für die Leinwand zu schreiben, und sie hassen die konkrete Erfahrung, sobald sie es tun (oder sie lieben es und gehen so sehr darin auf, dass sie danach nicht mehr als Romanautoren taugen). Und sie lieben es, darüber zu lamentieren …
    Ich glaube, auch meine Erfahrungen entsprechen einigen oder gar allen dieser Liebes- und Hass-Kategorien, doch die Wahrheit ist, dass ich Filme liebe. Ich habe meine Frau im Winter 1969 bei Filmaufnahmen im Zentrum von Philadelphia kennengelernt. Durch das Filmemachen bin ich zum Lehrerberuf gekommen, und meinen Magister in Pädagogik habe ich mit einer Arbeit über die Wirkung von Fernsehen und Film auf das Lernen und die Wahrnehmung von Kindern gemacht. Wenn ich einen langen Tag und einen Abend mit Schreiben verbracht habe, sehe ich mir gerne eine DVD an, bevor ich zur Schlafenszeit noch etwas lese.
    Im Gegensatz zu den meisten Lesern, die ich kenne – von den Autoren ganz zu schweigen –, habe ich eine Liste von Filmen, die meiner Ansicht nach den Büchern, auf denen sie beruhen, ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen sind. Ein Beispiel ist »Der weiße Hai«. Das Buch von Peter Benchley enthielt viele Szenen, in denen die Hauptfiguren in Motels Sex hatten. Benchley half zunächst beim Schreiben des Drehbuchs, doch Spielberg und die anderen überzeugten ihn davon, dass die Geschichte sich um einen großen, schrecklichen Fisch drehen sollte, und deshalb musste der Ehebruch entfallen. »Der englische Patient« ist ein weiteres Beispiel: Ein komplexer, lyrischer Text, der jedoch als Roman auf mehreren Ebenen nicht funktioniert – eine verworrene Handlung, unbeholfene Expositionen, unglaubliche Zufälle und zu viele Spielchen des Autors. Aber als Film war die Geschichte wundervoll und dem Buch mehr als ebenbürtig. »Wer die Nachtigall stört« ist ein brillanter Roman, doch

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