Helix
der Film ist ein ebenso brillantes eigenständiges Werk, auch wenn einige Ereignisse und Nebenhandlungen fehlen. Die Erzählung gewinnt ihre Kraft durch die Schauspieler Gregory Peck, die junge Mary Badham und glänzende Nebendarsteller … Aber ich höre hier lieber auf, ehe ich meine ganze Liste abarbeite.
Für viele meiner Romane und Storys wurden die Filmrechte verkauft, doch bis zu diesem Augenblick, während ich dies schreibe, wurde noch kein Film produziert. Zwei meiner Kurzgeschichten habe ich selbst zu Drehbüchern umgearbeitet. Sie wurden für die extrem billig gemachte Monsters- Serie im Fernsehen produziert, und so bescheiden die Resultate auch waren, der Prozess selbst war sehr spannend. Einmal wurde ich engagiert, um meinen tausend Seiten starken Horrorroman »Kraft des Bösen« in einen zweistündigen Film zu verwandeln, und das war eine wichtige Erfahrung. (Im Gegensatz zu den meisten Romanautoren, die versuchen, den größten Teil ihres Romans in den Film hinüberzuretten, egal, ob es funktioniert oder nicht, habe ich mich bemüht, den größten Teil der Geschichte, die Nebenhandlungen und die unwichtigen Figuren hinauszuwerfen. Die Produzenten beharrten jedoch darauf die breit angelegte Romanhandlung und deren Komplexität zu erhalten. Es funktionierte nicht. In Form einer kleinen Serie wäre es gegangen – als Spielfilm war es unmöglich.)
In den letzten drei Jahren habe ich neben Romanen und anderen Projekten auch fünf Entwürfe für Filmfassungen meines 1992 veröffentlichten Romans »Kinder der Nacht« geschrieben. Jedoch nicht für Hollywood, sondern für eine deutsche Produktionsfirma, die noch keine Spielfilme gemacht hatte. Zweimal war das Projekt fast so weit gediehen, dass die Aufnahmen in den Vereinigten Staaten und in Rumänien beginnen sollten, doch jedes Mal scheiterte es daran, dass die europäischen Produzenten nicht fähig waren, ihren Kram zu ordnen, ihren Mist zu sortieren, ihren Scheiß ordentlich zu machen. Das ist eine recht weit verbreitete Erfahrung bei Romanschriftstellern – drei Jahre auf und ab und große Hoffnungen und Enttäuschungen. Am Ende besitzt die Firma dann ein wundervolles Drehbuch, das jedoch keinen Pfifferling mehr wert ist, weil ich, über ihre Unfähigkeit völlig entnervt, irgendwann einfach nicht mehr bereit bin, ihnen die Filmrechte zu überlassen.
Aber auch hier war das Schreiben des Drehbuchs keineswegs eine unangenehme Aufgabe. Es hat mir Spaß gemacht, den Roman zu zerlegen – ihn nicht einfach zu beschneiden oder zu ändern, sondern ihn ganz wörtlich zu zerlegen, bis ich den Kern gefunden hatte und eine neue Gestalt, den Film, darum herum konstruieren konnte. In mancher Hinsicht ist ein Filmskript dem Roman überlegen – es ist knapper, konzentrierter, spannender. Und ein echter Bonus in diesem dreijährigen Bemühen war, dass ich mich mit dem jungen deutschen Filmregisseur Robert Sigl anfreundete. Immerhin war es sein Traum, »Kinder der Nacht« zu verfilmen, der die ganze Sache ins Rollen gebracht hat. Es war nicht Roberts Schuld, dass die Produktion schließlich am Korallenriff der Finanzierung und an schlechtem Management scheiterte. Da ich aber Roberts Entschlossenheit und meine eigene irische Hartnäckigkeit kenne, glaube ich fest, dass Kinder der Nacht – Der Film eines Tages doch noch produziert werden wird.
All das hat mit der folgenden Geschichte – »Das Ende der Schwerkraft« – rein gar nichts zu tun. Ich wollte nur erläutern, warum ich vor etwa einem Jahr äußerst skeptisch war, als der europäische Filmproduzent Andrei Ujica (er ist in Rumänien geboren, lebt in Berlin und arbeitet oft in Russland) Kontakt mit mir aufnahm und mich bat, ein Drehbuch für einen Film zu schreiben, der teilweise an Bord der Internationalen Raumstation gedreht werden sollte.
»An Bord der Raumstation, was?«, fragte ich am Telefon, »Aha. Ja, klar.«
Doch ich sollte bald erfahren, dass Andrei Ujica bereits einen Dokumentarfilm im Weltraum gedreht hatte. Out of the Present war Anfang der Neunzigerjahre von Kosmonauten an Bord der Mir aufgenommen worden. Nun wollte Andrei also einen Film machen, der kein Dokumentarfilm, sondern ein Spielfilm werden sollte. Er sollte an Bord der Raumstation gedreht werden und eine Hommage an 2001: Odyssee im Weltraum und Solaris werden und tiefenpsychologische und philosophische Themen berühren, die mit dem Sprung der Menschheit ins All zu tun hatten.
»Aha«, sagte ich misstrauisch. » Und warum gerade
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