Helix
Geschäftemacherei – die rein auf Profit ausgerichtete Ausbeutung der Vision eines Autors nach seinem Tod –, die ich in der heutigen Verlagswelt so sehr hasse. Wenn ich gelegentlich eine Kurzgeschichte in einem ansonsten »vollständigen« Universum ansiedle, dann ist das ein Versuch, zwischen dem Beackern erschöpfter Felder und dem völligen Verlassen dieser Welt einen Kompromiss zu finden.
So denke ich es mir jedenfalls.
Wie auch immer, die Idee für eine neue Hyperion-Geschichte hatte noch nicht jene Konsistenz erreicht, die sich einstellen muss, bevor das Schreiben beginnen kann, als ein Produzent von Star Trek mit mir Kontakt aufnahm und mir vorschlug, eine Episode für die Voyager- Serie zu verfassen. Ich hatte schon vorher gelegentlich mit den Star-Trek- Leuten Kontakt gehabt, aber von einer Mitarbeit Abstand nehmen müssen, weil ich Termine für die Ablieferung von Romanmanuskripten, Filmskripten oder sonst etwas einzuhalten hatte.
Nun weiß man von mir, dass ich in der Öffentlichkeit durchaus mal unfreundliche Dinge über das Star-Trek- Universum gesagt habe. So habe ich in einer Rede als Ehrengast auf einer Convention die Serie Star Trek – The Next Generation als »kastrierte Generation« bezeichnet oder in einem Interview zugegeben, dass ich Gene Roddenberrys so geschätzte Vision der Zukunft als tendenziell faschistisch betrachte. Vielleicht hatten mir die Produzenten diese Bemerkungen verziehen. Oder niemand, der mit dem Star-Trek- Geschäft zu tun hatte, hat diese Bemerkungen je zu Ohren bekommen. Jedenfalls lud man mich nach Los Angeles ein, um für eine Folge von Star Trek: Voyager mal »einen Versuch zu wagen« (eine Formulierung, die ich wegen ihrer Belanglosigkeit heiß und innig liebe), und als ich sagte, ich hätte keine Zeit für so einen Ausflug, fand die Besprechung telefonisch statt.
Davor schickten sie mir schon einmal zehn Bände Hintergrundmaterial zu Star Trek, die »Bibel« der Serie, technische Handbücher, Beschreibungen der Charaktere, Zusammenfassungen bisheriger und späterer Folgen, Diagramme und Pläne des Raumschiffs – alles, was man so braucht. Ich muss zugeben, dass es mir Spaß machte, dieses Material zu sichten, vor allem die »wissenschaftlichen« Erklärungen für so phantastische Geräte wie den Transporter und den Warpantrieb und so weiter. Star Trek – in all seinen Inkarnationen – ist für mich auch deshalb so faszinierend, weil hinter der Serie ein komplexes Universum mit Regeln, Beschränkungen und Gesetzmäßigkeiten steht, die der Zuschauer nur teilweise erfassen kann. Ich glaube, daraus speisen sich auch viele Spekulationen der Fans – seien es nun die homoerotischen Geschichten in Fanzines über die Charaktere der ursprünglichen Crew oder die endlosen Spiele-Varianten.
So rief mich der Produzent also zum verabredeten Zeitpunkt an, und ich muss zugeben, dass ich in der Zwischenzeit den anstehenden Probelauf mehr oder weniger vergessen hatte.
»Eigentlich«, sagte ich, »würde ich gerne eine Episode schreiben, in der die Voyager- Crew nicht den wer weiß wievielten vergeblichen Versuch unternimmt, nach Hause zurückzukehren, sondern eine Chance bekommt, das verdammte Schiff zu verlassen.«
»Aha, aha«, machte der Produzent. »Wie meinen Sie das genau?«
»Ich denke, auch wenn die Sets größer werden und das Holodeck und andere Dinge zur Verfügung stehen, sind die Figuren immer noch Sardinen in einer Dose«, erläuterte ich. »Diese Leute verbringen Jahre – wirklich und wahrhaftig Jahre – in ihren Fluren und Turboliften und auf dieser drögen postmodernen Brücke. Ihre Privaträume sehen aus wie die Zimmer in einem Holiday Inn. Was, wenn sie die Chance bekämen, das Schiff für immer zu verlassen und nach draußen in den Weltraum zu gehen?«
»Aha«, machte der Produzent. »Reden Sie weiter.«
»Okay«, sagte ich, und jetzt riss mich meine Phantasie mit und die Ideen flogen mir nur so zu. »Nehmen wir einmal an, die Voyager muss den Warpantrieb abschalten und sich ein Planetensystem suchen, um die Dilithiumkristalle aufzufrischen oder um den Muschelbesatz vom Antimaterierumpf zu entfernen oder um Frischwasser zu tanken oder was auch immer man sich als Grund einfallen lässt, um ihnen Ärger einzuhandeln …«
»Aha, aha, reden Sie weiter.«
»Aber statt auf ein System vom Sol-Typ stoßen sie auf ein Doppelsternsystem mit einem Roten Riesen und einem Stern vom G-Typ und …« Ich beschrieb meinen brillanten Einfall eines
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