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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Ihnen nichts ausmacht, werde ich Sie am Montagmorgen anrufen und Ihnen meine Entscheidung mitteilen.«
    Am Sonntagmorgen kaufte ich im Tabakladen die New York Times, nahm ein spätes Frühstück ein, sah um elf Uhr die Brinkley News Show auf ABC, las die Buchbesprechungen der Times und ging um eins zum Jeep hinunter.
    Es war ein schöner Herbsttag, und die Fahrt durch den Left Hand Canyon und den unbefestigten Weg hinauf dauerte weniger als eine Stunde.
    Über den Espenblättern war der blaue Himmel von Kondensstreifen überzogen. Zehn Fuß vor dem Minenschacht hielt ich den Jeep an.
    »Mädchen«, sagte ich und tippte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Du hast mich einmal gefunden. Einmal habe ich dich gefunden. Glaubst du, wir können es dieses Mal zusammen schaffen?«
    Ich führte Selbstgespräche und kam mir albern vor. Weiter sagte ich nichts. Ich legte den ersten Gang ein und trat das Gaspedal durch. Die Motorhaube hob sich, als ich über den Wall holperte, der das Loch umgab. Ich sah noch einmal gelbe Espenblätter, blauen Himmel, weiße Kondensstreifen, und dann tat sich der schwarze Kreis der Grube vor meiner Windschutzscheibe auf …
    Ich stemmte beide Füße auf das Bremspedal. Der Jeep rutschte, bockte und brach nach links aus. Das rechte Vorderrad hing schon über der offenen Grube, als der Wagen zum Stehen kam. Leicht zitternd setzte ich ein oder zwei Fuß zurück, arretierte die Bremse, stieg aus und lehnte mich gegen den Jeep.
    Nicht so. Nicht dieses Mal. Ich wusste nicht, ob es nur mein eigener Gedanke war. Ich hoffte nicht.
    Ich trat näher an die Kante, starrte ins Loch hinunter, zog mich wieder zurück.
     
    Monate sind vergangen. Ich habe den Lehrerjob in Denver angenommen. Ich liebe meine Arbeit, ich mag es, mit Kindern zu tun zu haben, ich mag es, wieder lebendig zu sein. Ich bin wieder der Weise auf der Bühne, doch ich bin jetzt stiller als früher.
    Die Albträume beunruhigen mich immer noch. Ich träume nicht von Kelly Dahl, sondern ich träume Kelly Dahls Träume. Ich wache aus Albträumen auf, in denen Carl in mein kleines Zimmer im Wohnwagen kommt, ich versuche, mit meiner Mutter zu sprechen, aber sie raucht eine Zigarette und hört nicht zu. Ich wache auf und spüre Carls schwere Hand auf meinem Mund, rieche seinen stinkenden Atem im Gesicht.
    In solchen Momenten fühle ich mich Kelly Dahl am nächsten. Ich fahre auf und sitze im Bett, der Schweiß läuft in Strömen, mein Herz schlägt wie wild. Ich spüre ihre Gegenwart. Ich stelle mir vor, dass diese Träume eine Art Teufelsaustreibung für sie und ein lange überfälliges Angebot von Liebe und Hilfe für mich sind.
    Es ist unmöglich, das Gefühl zu beschreiben, das Kelly Dahl und ich in jener letzten Nacht in ihrer Welt geteilt haben – in unserer Welt. Galaxien sind kollidiert. Ich glaube, ich sagte schon, dass ich mir später teleskopische Aufnahmen dieser Phänomene angesehen habe: Hunderte Milliarden von Sternen ziehen nahe aneinander vorbei, während sich die riesigen Spiralarme der Galaxien miteinander verflechten. Die Schwerkraftzentren wirken aufeinander ein, verformen die Galaxien, doch die Sterne prallen nicht wirklich zusammen. So ein Gefühl hatte ich in dieser Nacht, aber es erklärt nicht, was später geschehen ist – das Wissen, für immer verändert zu sein, erfüllt von den Erinnerungen, dem Herzen und den Gedanken eines anderen Menschen, das Gefühl der weichenden Einsamkeit. Es ist unmöglich, diesen Eindruck zu beschreiben, dass wir nicht nur zwei Menschen waren, sondern vier – jeder von uns als er selbst und als das wahre Selbst, mit dem wir uns an jenem anderen Ort begegnen können, wenn wir weggehen.
    Es ist nicht mystisch. Es ist nicht religiös. Es gibt kein Leben danach, nur das Leben.
    Ich kann es nicht erklären. Doch an manchen Tagen draußen im Pausenhof, an einem jener warmen Wintertage in Colorado, wenn die Sonne mit beinahe körperlich spürbarer Kraft scheint und die hohen Gipfel der Kontinentalscheide im Westen funkeln, als wären sie nur ein paar Meter und keine Meilen entfernt, an solchen Tagen schließe ich manchmal die Augen, wenn die Kinder spielen, und lausche dem Wind, der die Rufe der spielenden Kinder unterlegt, und höre Echos aus dieser anderen, aber ebenso wichtigen Realität.
    Dann wird all dies zu einer Erinnerung.
     
    Die Flatirons sind verschwunden, doch eine unbefestigte Straße führt zu den niedrigen Klippen, die das Binnenmeer überblicken. Die Douglaskiefern, die

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