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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Orbitalwaldes voller im Raum lebender Eingeborener, die sich an das Vakuum angepasst hatten und magnetische Schmetterlingsflügel über Hunderte von Kilometern aufspannen konnten, um den Sonnenwind aufzufangen und wie Vögel im Hurrikan durch die Schockwellen der Magnetosphäre zu reisen, während eine riesige, programmierte Erntemaschine im Abstand von vielen Jahren auf einer weiten elliptischen Umlaufbahn vorbeikam, vom Roten Riesen zum G-Stern hinüber und wieder zurück, und den Orbitalwald der Weltraumschmetterlinge wegfraß. Ich erklärte, das »Problem« in der Episode könnte darin bestehen, dass die Schmetterlingswesen die Voyager- Crew bitten, die Erntemaschine mit einem Photonentorpedo zu zerstören, und im Gegenzug anbieten, die Crew mit ihrer Nano-Technik an den Weltraum anzupassen, damit sie aus ihrer engen Metallbüchse herauskommen und wie Vögel frei zwischen den Welten fliegen können. Einige Crewmitglieder verlangen diese Freiheit, und Captain Wie-heißt-sie-noch-gleich zieht wie bei der Schlacht von Alamo eine Trennlinie in den Sand, und die Leute sollen sich entscheiden, wer bleiben und wer weiter mitfliegen will …
    »Aha, aha«, unterbrach mich der Produzent sanft. »Ich hätte da eine Frage.«
    »Klar doch«, sagte ich.
    » Was ist eigentlich ein Doppelsternsystem?«
    Großer Gott!
    Am Ende beruhte die Ablehnung meines Vorschlags nicht so sehr auf astronomischen Details, sondern auf der Sorge um ein womöglich überzogenes Special-Effect-Budget der Episode. Als ich darauf hinwies, dass Sternenschmetterlinge nicht sonderlich teuer wären – einfach nur ein paar Flecken auf den üblichen digitalen Bildern von Planeten –, machten sie mich darauf aufmerksam, dass diese Schmetterlinge, die das Schiff besuchen sollten … nun, dass sie Aliens wären. In Star Trek sind Aliens allerdings immer menschliche Schauspieler mit gewaltigen Augenbrauen oder verschrumpelten Nasen oder einem Nacken mit dicken Muskelsträngen oder alles zusammen. Ich dagegen wollte riesige, insektenähnliche Wesen haben.
    Wir schieden in Freundschaft.
    Ich muss gestehen, dass ich erleichtert war. Ich hatte diesen Einfall sowieso nie als Star-Trek- Episode sehen können. Außerdem, wenn ich angeheuert worden wäre, um das Skript zu schreiben, hätte ich versucht, den größten Teil der Crew desertieren zu lassen, weil sie Schmetterlinge werden wollten. Nur Mrs. Captain Columbo hätte, die Hände in die Hüften gestemmt, im Kreise ihrer wichtigsten Mitarbeiter auf der Brücke ausgeharrt; die übrige Mannschaft wäre Hals über Kopf aus der Blechbüchse geflohen und hätte sich im Doppelsternsystem herumgetrieben.
    Machen wir einen Sprung und gehen ein paar Monate weiter zu dem Tag, als Robert Silverberg mich fragte, ob ich nicht einen längeren Beitrag für eine von ihm betreute Anthologie schreiben wolle, deren Titel »Far Horizons« lauten sollte. Bob sah das Buch als Nachfolger seiner sehr erfolgreichen Anthologie »Legends«, in der Fantasy-Autoren in ihr liebstes Universum zurückgekehrt waren und neue Geschichten verfasst hatten. Nun lud er Science-Fiction-Autoren ein, noch einmal ihre Welten zu besuchen. Darunter Ursula K. Le Guin, die etwas über ihr Hainish-Universum schreiben wollte, Joe Haldemann, der noch einmal zu »Der Ewige Krieg« zurückkehrte, Orson Scott Card, der Ender wiederbelebte. David Brin sollte in seinem Uplift-Universum ein Wunder wirken, Frederik Pohl und Hechee waren auch dabei, und so weiter. Ich habe nicht viele Regeln, wenn es um meine berufliche Entwicklung geht, aber eine davon lautet, keinesfalls die Gelegenheit auszuschlagen, mich in ein Pantheon von Göttern einreihen zu lassen. Ich sagte zu.
    Schwierig war zunächst, die annähernd Millionen von Wörtern der Hyperion-Bände auf die »1000 Wörter oder weniger« zu verdichten, die als Zusammenfassung vor die Geschichte gesetzt werden sollten. Die Geschichte selbst war natürlich »Die verlorenen Kinder der Helix«. Sie sollte sich um meine Weltraumschmetterlinge drehen, um meine gefallenen Engel im Vakuum, die als mutierte Menschen aus dem Universum der vier Hyperion-Bücher vertrieben worden waren.
    Die Geschichte wurde akzeptiert und gedruckt, und sie war gut. (Sehen wir einmal von der Tatsache ab, dass hinten in der Taschenbuchausgabe, wo die Biografien der Autoren angefügt waren, mein Name als »David Simmons« verzeichnet wurde, obwohl ich mehrmals geheult und gejammert und geklagt habe – und zwar bei den Verlegern bei

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