Helix
sich zu verteidigen und Fackelschiffe zu bauen und zu benutzen. Sie haben Kriegsschiffe mit modifiziertem Hawking-Antrieb konstruiert und kannten Plasmawaffen, und einige haben sogar Gideon-Antriebswaffen des Pax erbeutet.« Er winkte mit beiden nackten Armen. »Wir haben die anrückenden Ousters gescannt, und keiner von ihnen hat eine Waffe. Nicht einmal einen Holzspeer.«
Dem Lia nickte. »Kem Loi hat mir die astronomischen Daten gezeigt, aus denen hervorgeht, dass ihr Saatschiff schon früh vom Ring weggerissen wurde, wo es festgemacht hatte. Wahrscheinlich bereits wenige Jahre oder gar Monate, nachdem sie angekommen waren. Dieses System hat keine Asteroiden, und die Oort’sche Wolke ist diffus und weit außerhalb ihrer Reichweite. Es ist denkbar, dass sie weder Metall noch eine Industrie besitzen.«
»Madam«, wandte Basho mit besorgtem Gesicht ein, »wie können wir das wissen? Die Ousters haben ihre Körper stark genug verändert, um Kraftfeldflügel zu erzeugen, die sich über Hunderte von Kilometern erstrecken können. Wenn sie dem Schiff nahe genug sind, könnten sie theoretisch den Plasmaeffekt aller Flügel zusammenfassen und versuchen, die Schutzfelder zu durchbrechen und das Schiff anzugreifen.«
»Von Engelsflügeln zu Tode geprügelt«, überlegte Dem Lia leise. »Welch ausgefallene Art zu sterben.«
Die KIs schwiegen.
»Wer arbeitet unmittelbar mit Patek Georg Dem Mio an den Verteidigungsmaßnahmen?«, fragte Dem Lia schließlich.
»Ich«, erklärte Ryôkan.
Dem Lia hatte diese Antwort erwartet. Gott sei Dank, dass es nicht Basho ist, dachte sie bei sich. Patek Georg war auch für sich allein schon paranoid genug, wenn es um die Sicherheit ging.
»Welche Empfehlungen gibt Patek für die unmittelbare Begegnung zwischen Ousters und uns, die in ein paar Minuten stattfinden wird?«, fragte Dem Lia nach.
Die KI zögerte nur einen winzigen Moment. Die KIs wussten, was Diskretion und Loyalität gegenüber den Menschen bedeutete, mit denen sie besonders eng zusammenarbeiteten, doch sie begriffen auch, welche Autorität die gewählte Kommandantin des Schiffs besaß.
»Patek Georg wird eine Erweiterung des Schutzfeldes der Klasse zwanzig um hundert Kilometer empfehlen«, sagte Ryôkan leise. »Alle Energiewaffen sollen auf Bereitschaft geschaltet werden und schon vorab auf dreihundertneuntausendzweihundertfünf sich nähernde Ousters ausgerichtet werden.«
Dem Lia zog die Augenbrauen ein wenig hoch. »Wie lange würde es denn dauern, bis unsere Systeme diese dreihunderttausend Ziele zerstört haben?«
»Zwei Komma sechs Sekunden«, sagte Ryôkan.
Dem Lia schüttelte den Kopf. »Ryôkan, bitte richte Patek Georg aus, dass wir darüber gesprochen haben und dass ich entschieden habe, dass das Schutzfeld nicht hundert Kilometer, sondern nur einen Kilometer vor dem Schiff gehalten wird. Es kann bei Klasse zwanzig bleiben, die Ousters können die Stärke erkennen, und das ist gut so. Doch die Waffensysteme des Schiffs werden die Ousters jetzt nicht erfassen. Wahrscheinlich können sie auch unsere Zielerfassung wahrnehmen. Ryôkan, du kannst mit Patek Georg so viele Gefechtssimulationen durchführen, wie ihr es für richtig haltet, aber leitet keine Energie in die Energiewaffen und nehmt keine Zielerfassung vor, solange ich nicht den Befehl dazu gegeben habe.«
Ryôkan verneigte sich. Basho scharrte mit den virtuellen Holzpantinen, doch er sagte nichts.
Lady Murasaki wedelte mit einem Fächer vor ihrem Gesicht herum. »Sie wollen ihnen vertrauen«, meinte sie leise.
Dem Lia lächelte nicht. »Nicht ganz und gar. Es gibt kein absolutes Vertrauen. Ryôkan, überwache mit Patek Georg das Schutzfeld, und wenn ein Ouster versucht, das Schutzfeld mit konzentriertem Plasma von seinen Solarflügeln aufzubrechen, dann geht ihr auf Kampfklasse fünfunddreißig und dehnt das Feld sofort auf fünfhundert Kilometer aus.«
Ryôkan nickte. Ikkyû lächelte leicht und sagte: »Das wird aber eine Menge Ousters mächtig in Fahrt bringen, Madam. Ihre persönlichen Energiesysteme können bei so einem Schock vielleicht nicht einmal die Lebenserhaltung gewährleisten, und sie würden sicher eine halbe AE oder mehr fortfliegen, ohne bremsen zu können.«
Dem Lia nickte. »Das ist dann ihr Problem. Ich glaube aber nicht, dass es so weit kommen muss. Danke für das Gespräch.«
Die sechs menschlichen Gestalten blendeten sich aus.
Die Begegnung verlief friedlich und ergiebig.
Die erste Frage, die zwanzig Stunden
Weitere Kostenlose Bücher