Helix
vorher von den Ousters an die Helix geschickt worden war, lautete: »Seid ihr Pax?«
Dem Lia und die anderen waren zunächst verblüfft. Sie hatten angenommen, diese Leute hätten schon vor dem Aufstieg den Kontakt mit der Menschheit verloren. Dann meinte der Elfenbeinmann Jon Mikail Dem Alem: »Der Gemeinsame Augenblick. Es muss der Gemeinsame Augenblick gewesen sein.«
Die neun Menschen sahen einander schweigend an. Jeder begriff, dass Aeneas »Gemeinsamer Augenblick« während ihrer Qualen und während ihrer Ermordung durch den Pax und den TechnoCore von jedem Menschen im gesamten Raum der Menschen wahrgenommen worden war. Die Resonanz in der Bindenden Leere hatte die Gedanken, Erinnerungen und das Wissen der sterbenden jungen Frau als empathische Impulse über die Kanäle im Quantenraum des Universums transportiert.
Einen kleinen Augenblick lang waren alle Wesen, die ursprünglich von den Menschen der Alten Erde abstammten, geeint gewesen. Aber hier draußen? So viele Tausende von Lichtjahren entfernt?
Dem Lia wurde plötzlich bewusst, wie albern dieser Gedanke war. Aeneas Gemeinsamer Augenblick musste vor beinahe fünf Jahrhunderten über den Quantenraum der Bindenden Leere das ganze Universum erfasst und auch fremde Rassen und Kulturen berührt haben, die für die menschliche Raumfahrt und Kommunikation unerreichbar waren. Zugleich war dem empathischen Austausch, der seit fast zwölf Milliarden Jahren zwischen denkenden und empfindenden Wesen im Gange war, die erste bewusste menschliche Äußerung hinzugefügt worden. Die meisten dieser Rassen waren schon vor langer Zeit ausgelöscht worden oder hatten sich über die ursprünglichen Gestalten hinaus entwickelt, wie Dem Lia von den Aeneanern erfahren hatte, doch die Erinnerungen waren immer noch als empathische Resonanz in der Bindenden Leere spürbar.
Selbstverständlich hatten auch die Ousters vor fünfhundert Jahren den Gemeinsamen Augenblick aufgefangen.
»Nein, wir sind keine Pax«, hatte die Helix an die mehr als dreihunderttausend anfliegenden Ousters zurückgefunkt. »Der Pax wurde vor etwa vierhundert Standardjahren vernichtet.«
»Gibt es Anhänger Aeneas bei euch an Bord?«, lautete die nächste Frage der Ousters.
Dem Lia und die anderen hatten geseufzt. Vielleicht hatten diese Ousters verzweifelt auf einen aeneanischen Botschafter gewartet, auf einen Propheten, auf jemanden, der ihnen das Sakrament von Aeneas DNS brachte, damit sie ebenfalls Aeneaner werden konnten.
»Nein«, hatte die Helix zurückgefunkt. »Es gibt hier keine Anhänger von Aenea.« Dann hatten sie versucht, die Amoiete Spectrum Helix zu erklären, und erwähnt, dass die Aeneaner geholfen hatten, das Schiff zu bauen und auf die lange Reise vorzubereiten.
Nach einem längeren Schweigen hatten die Ousters schließlich gefunkt: »Ist denn jemand an Bord, der Aenea oder ihren Geliebten Endymion noch persönlich gekannt hat?«
Wieder sahen die neun einander ratlos an. Saigyō, der sich ein Stück vom Konferenztisch entfernt im Schneidersitz auf den Boden gehockt hatte, ergriff das Wort. »Niemand an Bord ist Aenea persönlich begegnet«, sagte er leise. »Was die Spectrum-Familie angeht, die Raul Endymion geholfen hat und die ihn versteckt hat, als er krank auf Vitus-Gray-Balianus B weilte, so wurden zwei der Ehepartner dort im Krieg mit dem Pax getötet – eine der Mütter, Dem Ria, und der biologische Vater Alem Mikal Dem Alem. Der Sohn, der aus dieser Triade hervorging – ein Junge namens Bin Ria Dem Loa Alem – wurde ebenfalls beim Bombardement des Pax getötet. Alem Mikals Tochter aus einer früheren Triadenehe wurde vermisst und für tot erklärt. Die überlebende Frau der Triade, Dem Loa, nahm das Sakrament und wurde einige Wochen nach dem Gemeinsamen Augenblick eine Aeneanerin. Sie farcastete von Vitus-Gray-Balianus B und kehrte nie zurück.«
Dem Lia und die anderen warteten, denn sie wussten, dass die KI nicht so weit ausgeholt hätte, wenn es nicht noch mehr zu berichten gäbe.
Saigyō nickte. »Wie es der Zufall will, ist die junge Tochter Ces Ambre, die angeblich beim Massaker an Spectrum-Helix-Zivilisten auf dem Pax-Stützpunkt Bombasino getötet wurde, in Wirklichkeit mit mehr als tausend anderen Kindern und Jugendlichen von der Welt evakuiert worden. Sie sollte auf St. Theresa, der letzten Bastion des Pax, als wiedergeborene Pax-Christin erzogen werden. Ces Ambre litt an der Kruziform und wurde von einem Kader religiöser Wächter neun Jahre lang
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