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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Ausdruck gekommen.«
    »Das ist uns bekannt«, sagte Reta Kasteen. »Aber wo Wahlmöglichkeiten und Wissen fehlen, greifen Kulturen oft zur Religion. Und die Möglichkeit, dass ein Aeneaner bei Ihnen an Bord sein könnte, war ein Grund dafür, dass wir Ihr großes Schiff mit solcher Begeisterung und solchem Bangen begrüßt haben.«
    »Aeneaner kommen nicht mit dem Raumschiff«, meinte Ces Ambre leise.
    Die drei anderen nickten. »Wenn und falls dieser Tag je kommen sollte«, sendete Far Rider, »wird es dem individuellen Bewusstsein jedes Ousters oder Tempelritters vorbehalten sein, die Entscheidung zu treffen. Was mich angeht, so werde ich immer auf den großen Wellen des Sonnenwindes reiten.«
    Dem Lia und die anderen drei kehrten zurück.
    »Wir haben beschlossen, Ihnen zu helfen«, verkündete sie. »Aber wir müssen uns beeilen.«
     
    Um keinen Preis hätten Dem Lia und die anderen acht Menschen oder die fünf KIs es riskiert, die Helix einer direkten Konfrontation mit dem »Zerstörer« oder der »Erntemaschine« auszusetzen, oder wie auch immer die Ousters ihre Nemesis nannten. Es war kein Zufall, dass die 3000 lebenserhaltenden Kapseln mit den 684.300 im Kälteschlaf liegenden Spectrum-Helix-Pionieren eiförmig waren. Diese Kultur hatte, ganz wörtlich gesprochen, alle ihre Eier in einen einzigen Korb gelegt, und der durfte nicht in die Schlacht geschickt werden. Basho und einige andere KIs waren bereits wegen der Nähe des anrückenden Ernteschiffs beunruhigt. Raumschlachten konnten ohne weiteres über 28 AE hinweg gefochten werden. Traditionelle Laser, Energielanzen oder Partikelstrahlen brauchten mehr als hundertsechsundneunzig Minuten, um diese Distanz zu überwinden, aber die Hegemonie, der Pax und die Ousters hatten hyperkinetische Geschosse entwickelt, die im Hawkingraum fliegen konnten. So konnte man ein Raumschiff zerstören, ehe das Radar überhaupt den Anflug einer Rakete zur Kenntnis nahm. Da diese »Erntemaschine« mit Unterlichtgeschwindigkeit ihre Runden drehte, war es unwahrscheinlich, dass sie überlichtschnelle Waffen mitführte, doch »unwahrscheinlich« ist ein Wort, das seit undenklichen Zeiten schon viele Planungen zunichte gemacht und viele Krieger das Leben gekostet hat.
    Auf Bitten der Ingenieure von Spectrum Helix hatten die Aeneaner die Helix streng modular aufgebaut. Wenn sie ihren paradiesischen Planeten, der um eine ideale Sonne kreiste, erreicht hatte, sollten sich die Abschnitte voneinander lösen und sich in Sonden, Flugzeuge, Landegleiter, Tauchfahrzeuge und Raumstationen verwandeln. Jede der dreitausend Kapseln konnte mit eigener Kraft landen und eine eigene Kolonie gründen, aber man hatte geplant, eng benachbarte Landeplätze anzusteuern, nachdem die neue Welt gründlich erforscht war. Wenn die Helix ihre Kapseln, Module, Sonden und Shuttles, die Brücke und den zentralen Fusionsreaktor abgelöst und abgesetzt hatte, würde nicht mehr viel im Orbit bleiben außer dem riesigen Hawkingantrieb, der über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende von automatisierten Wartungsprogrammen und Robotern funktionstüchtig gehalten werden sollte.
    »Wir nehmen die Forschungssonde und untersuchen den Zerstörer«, sagte Dem Lia. Die Sonde war eins der kleineren Module, eher ans absolute Vakuum als an den Atmosphärenflug angepasst, auch wenn sie sich in beschränktem Ausmaß verwandeln und anpassen konnte. Verglichen mit den meisten friedfertigen Komponenten der Helix war die Sonde bis an die Zähne bewaffnet.
    »Dürfen wir Sie begleiten?«, fragte der Zweigmeister Keel Redt. »Kein Angehöriger unseres Volkes ist bisher lebend näher als hunderttausend Kilometer an die Maschine herangekommen.«
    »Unbedingt«, stimmte Dem Lia zu. »Die Sonde kann dreißig bis vierzig Personen aufnehmen, und von unserem Schiff werden nur drei mitfliegen. Wir werden das innere Schutzfeld auf ein zehntel G einstellen und die Sitze für Sie herrichten.«
     
    Die Sonde ähnelte eher einem alten Fackel-Kampfschiff als irgendetwas anderem. Mit zweihundertfünfzig G Beschleunigung näherte sie sich der anfliegenden Maschine, die internen Sperrfelder waren auf unendliche Redundanz eingestellt, die äußeren auf Klasse 12, das Maximum. Dem Lia steuerte das Schiff. Den Soa bemühte sich unterdessen mit allen verfügbaren Mitteln, mit dem riesigen Schiff Kontakt aufzunehmen. Er schickte Friedensbotschaften auf allen Kanälen von primitiven Funkwellen bis zu modulierten Tachyonenstrahlen. Es gab keine Antwort.

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