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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zurückkehrten. Mein Bruder ist vor sechs Ihrer Standardjahre bei einem solchen Versuch gestorben.«
    »Far Rider selbst wurde schwer verletzt«, fügte Reta Kasteen leise hinzu. »Achtundsechzig von uns, die mit dem tiefen Weltraum besonders erfahren waren, brachen auf – und nur zwei kehrten zurück. Es brauchte alles, was von unserer medizinischen Kunst noch vorhanden war, um Far Riders Leben zu retten. Er musste zwei Jahre in einer Kapsel mit Nährlösung verbringen, um zu genesen.«
    Dem Lia räusperte sich. »Was sollen wir nun für Sie tun?«
    Die Ousters und die Tempelritterin beugten sich vor. Der Zweigmeister Keel Redt antwortete für sie alle. »Sie sind inzwischen wie wir zu der Ansicht gekommen, dass der Rote Riese keine bewohnbaren Planeten mehr hat. Schalten Sie den Zerstörer aus. Vernichten Sie die Erntemaschine. Retten Sie uns vor dieser sinnlosen, überholten, endlosen Plage. Wir werden Sie so gut belohnen, wie wir können – Nahrung, Früchte, so viel Wasser, wie Sie für Ihre Reise brauchen, fortschrittliche Gentechnik, unser Wissen über benachbarte Systeme, was Sie wollen.«
    Die Vertreter der Spectrum Helix wechselten einen Blick. Schließlich sagte Dem Lia: »Wenn Sie hier einstweilen gut aufgehoben sind, würden sich vier von uns gern für eine kleine Weile entschuldigen, um über Ihren Vorschlag zu beraten. Ces Ambre kann bei Ihnen bleiben und mit Ihnen reden, wenn Sie das wünschen.«
    Der Zweigmeister machte eine Geste mit seinen beiden langen Armen und den riesigen Händen. »Wir sind hier gewiss gut aufgehoben. Und wir freuen uns sehr über diese Gelegenheit, mit der ehrwürdigen M. Ambre zu sprechen – mit der Frau, die den Gatten Aeneas getroffen hat.«
    Dem Lia bemerkte, dass Reta Kasteen, die junge Tempelritterin, über diese Aussicht genauso erfreut schien wie die anderen.
    »Und dann werden Sie uns Ihre Entscheidung mitteilen, ja?«, sendete Far Rider. Sein wächserner Körper, die riesigen Augenlider und fremdartige Physiognomie jagten Dem Lia einen kalten Schauder über den Rücken. Er war ein Geschöpf, das sich von Licht ernährte, er besaß die Fähigkeit, elektromagnetische Sonnensegel hundert Kilometer weit aufzuspannen, er konnte seine Atemluft, seine Ausscheidungen und sein Wasser im eigenen Körper recyceln, und er lebte in einer Umgebung, in der ungeheure Kälte mit großer Hitze wechselte, in einem Vakuum mit harter Strahlung. Die Menschheit hatte seit den ersten Hominiden in Afrika auf der Alten Erde einen weiten Weg zurückgelegt. Und wenn wir nein sagen, dachte Dem Lia, werden mehr als dreihunderttausend wütende, an den Raum angepasste Ousters, die aussehen wie er, auf unser Spinschiff herabstoßen – ähnlich wie die aufgebrachten Hawaiianer ihren Zorn an Captain James Cook ausließen, als er sie dabei erwischte, wie sie die Nägel aus seinem Schiffsrumpf zogen. Der gute Kapitän wurde auf grausame Weise getötet, sein Leichnam wurde ausgeweidet, verbrannt und in kleinen Stücken gekocht. Aber kaum war Dem Lia dieser Gedanke gekommen, da wusste sie schon, dass ihre Befürchtungen gegenstandslos waren. Diese Ousters würden die Helix nicht angreifen. Das sagte ihr ihre Intuition. Und falls sie es doch tun, dachte sie, werden unsere Waffen sie in zwei Komma sechs Sekunden verdampfen lassen. Schuldbewusst und beinahe schwindlig von ihren eigenen Gedanken verabschiedete sie sich und fuhr mit den drei Gefährten im Aufzug zur Brücke hinunter.
     
    »Sie haben ihn tatsächlich selbst gesehen?«, fragte die Wahre Stimme des Baums Reta Kasteen ein wenig atemlos. »Sie haben Aeneas Mann gesehen?«
    Ces Ambre lächelte. »Ich war damals vierzehn Standardjahre alt. Es ist schon lange her. Er farcastete von Welt zu Welt und blieb ein paar Tage im Haus meiner zweiten Triaden-Eltern, weil er krank war. Er hatte einen Nierenstein. Die Pax-Soldaten hielten ihn unter Arrest, bis sie jemanden schicken konnten, der ihn verhören sollte. Meine Eltern halfen ihm bei der Flucht. Es waren nur wenige Tage, und es ist schon viele Jahre her.« Sie lächelte wieder. »Und vergessen Sie nicht, dass er damals noch nicht Aeneas Mann war. Er hatte noch nicht das Sakrament ihrer DNS genommen, und ihm war noch nicht einmal klar, was ihr Blut und ihre Lehren der Menschheit schenken konnten.«
    »Aber Sie haben ihn mit eigenen Augen gesehen«, drängte der Zweigmeister Keel Redt.
    »Ja. Er war im Koma und hatte große Schmerzen. Die Pax-Soldaten hatten ihn auf dem Bett meiner Eltern mit

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