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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sagte der Spezialist für Lebenserhaltungssysteme mit belegter Stimme. »Ja.«
    »Oam Rai?«
    Die Frau mit dem gelben Band zögerte. Niemand an Bord kannte die Risiken für die Schiffssysteme besser als sie. Eine zweiprozentige Chance, dass das Schiff völlig zerstört werden konnte, musste ihr vorkommen wie ein übles Pokerspiel.
    Sie legte die Finger an die Lippen. »Es gibt zwei Zivilisationen, für die wir hier entscheiden müssen«, sagte sie nachdenklich. »Vielleicht sogar drei.«
    »Oam Rai?«, wiederholte Dem Lia.
    »Ja«, sagte Oam Rai.
    »Kem Loi?«, fragte Dem Lia die Astronomin.
    »Ja.« Die Stimme der jungen Frau bebte leicht.
    »Patek Georg Dem Mio?«
    Der Sicherheitsexperte mit dem roten Band grinste. »Ja. Wie das alte Sprichwort schon sagt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
    Dem Lia reagierte gereizt. »Sie reden da über 684.288 schlafende Menschen, die vielleicht nicht ganz so wagemutig sind.«
    Patek Georgs Grinsen veränderte sich nicht. »Ich stimme mit Ja.«
    »Dr. Samel Ria Kem Ali?«
    Der Arzt war besorgt und der genaue Gegenpol zu Patek. »Ich muss schon sagen … es gibt so viele unbekannte Größen …« Er sah sich um. »Ja«, sagte er. »Wir müssen Gewissheit haben.«
    »Peter Delen Dem Tae?«, fragte Dem Lia den Psychologen mit dem blauen Band.
    Der ältere Mann hatte auf einem Stift gekaut. Er sah ihn an, lächelte und legte ihn auf den Tisch. »Ja.«
    »Res Sandre?«
    Die zweite Frau mit einem grünen Band schien zunächst trotzig oder gar verärgert. Dem Lia machte sich darauf gefasst, ein Veto und eine anschließende Standpauke zu hören.
    »Ja«, sagte Res Sandre. »Ich glaube, es ist unsere moralische Pflicht.«
    Damit blieb noch die Jüngste in der Gruppe übrig.
    »Den Soa?«, fragte Dem Lia.
    Die junge Frau musste sich räuspern, ehe sie sprechen konnte. »Ja, wir müssen nachschauen.«
    Aller Blicke ruhten jetzt auf der gewählten Kommandantin.
    »Ich stimme mit Ja«, sagte Dem Lia. »Saigyō, bereite das Schiff auf größtmögliche Beschleunigung bis zum Wechsel auf den Hawkingantrieb vor. Kem Loi, Sie, Res Sandre und Oam Rai ermitteln den besten Einsprungspunkt, um im ganzen System nach Leben zu suchen. Zweigmeister Redt, Far Rider, Wahre Stimme des Baumes Kasteen, wenn Sie lieber hier warten wollen, können wir für Sie eine Schleuse öffnen. Wenn sie mitkommen wollen, werden wir sofort aufbrechen.«
    Der Zweigmeister antwortete, ohne sich mit den anderen beraten zu müssen. »Wir möchten Sie begleiten, Bürgerin Dem Lia.«
    Sie nickte. »Far Rider, sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen eine breite Schneise für den Abflug freihalten. Wir werden auf dem Hinweg über die Ebene der Ekliptik steigen, doch unser Fusionsstrahl wird brennen wie der Atem eines Drachen.«
    »Das habe ich bereits getan. Viele freuen sich auf das Schauspiel«, sagte der voll an den Weltraum angepasste Ouster.
    Dem Lia grunzte leise. »Wollen wir hoffen, dass dieses Schauspiel kein Drama wird«, sagte sie.
     
    Die Helix überstand wohlbehalten den Sprung, nur einige weniger wichtige Subsysteme des Schiffs kamen durcheinander. In einer Entfernung von drei AE von der Oberfläche des Roten Riesen erkundeten sie das System. Sie hatten mit zwei Tagen gerechnet, doch die Suche war in weniger als vierundzwanzig Stunden beendet.
    Es gab keine verborgenen Planeten, keine Planetoiden, keine hohlen Asteroiden, keine umgewandelten Kometen, keine künstlichen Siedlungen im Weltraum. Nicht das geringste Lebenszeichen.
    Als der G2-Stern vor drei Milliarden Jahren seine Entwicklung zu einem Roten Riesen beendet hatte, wurde unter hoher Temperatur eine zweite Runde von Fusionsreaktionen zwischen den Heliumkernen eingeleitet, und der Stern verbrannte seine eigene Asche, während in einer dünnen Schale, weit vom Kern entfernt, die ursprüngliche Wasserstofffusion weiterlief. Bei diesem Prozess wurden Kohlenstoff- und Sauerstoffatome erzeugt, die die Reaktion beschleunigten, und nach kürzester Zeit wurde der Planet als Roter Riese wiedergeboren. Es war offensichtlich, dass es keine äußeren Planeten gab, keine Gasriesen, keine Felswelten außerhalb der Reichweite der neuen roten Sonne. Die inneren Planeten waren von dem expandierenden Stern verschluckt worden. Ein Ausbruch von Staub und harter Strahlung hatte das Sonnensystem von allem leer gefegt, was größer war als ein Nickel-Eisen-Meteorit.
    »So«, sagte Patek Georg. »Das war es dann wohl.«
    »Soll ich die KIs anweisen, mit voller Beschleunigung den

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