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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dieser Welt … sie mussten den Baumring bauen, bevor ihr Stern expandierte. Sie haben auch das Ernteschiff gebaut. Warum sind sie nicht … nicht einfach fortgegangen?«
    »Der Planet war … ist … ihre Heimat«, flüsterte Ces Ambre, die Augen immer noch fest geschlossen. »Wie Kinder … die das Haus nicht verlassen wollen … weil es draußen dunkel ist. Sehr dunkel … und leer. Sie lieben … ihr Heim.« Die alte Frau öffnete die Augen und lächelte schwach.
    »Warum haben Sie uns nicht gesagt, dass Sie eine Aeneanerin sind?«, fragte Dem Lia leise.
    Ces Ambre schob entschlossen den Unterkiefer vor. »Ich bin keine Aeneanerin. Meine Mutter Dem Loa gab mir das Sakrament von Aeneas Blut, natürlich durch ihr eigenes, nachdem sie mich aus der Hölle von St. Theresa gerettet hatte. Doch ich habe mich entschlossen, die aeneanischen Fähigkeiten nicht zu benutzen. Ich habe beschlossen, den anderen nicht zu folgen, sondern bei den Amoiete zu bleiben.«
    »Aber Sie haben doch telepathisch kommuniziert, als …«, begann Patek Georg.
    Ces Ambre schüttelte den Kopf und unterbrach ihn sofort wieder. »Es ist keine Telepathie. Es ist … eine Art Verbindung … eine Verbindung zur Bindenden Leere. Man hört die Sprache der Toten und der Lebenden über Zeit und Raum hinweg durch reine Empathie. Man sieht Erinnerungen, die nicht die eigenen sind.« Die fünfundneunzig Jahre alte Frau, die viel jünger schien, legte sich die Hand auf die Stirn. »Es ist so anstrengend. Ich habe mich so viele Jahre bemüht, nicht auf die Stimmen zu hören … und mich den Erinnerungen zu verschließen. Deshalb ist der Kälteschlaf so … so erholsam.«
    »Und die anderen aeneanischen Fähigkeiten?«, fragte Dem Lia, immer noch mit sehr leiser Stimme. »Haben Sie einmal freige’castet?«
    Ces Ambre schüttelte den Kopf, die Hand immer noch auf die Augen gelegt. »Ich wollte die aeneanischen Geheimnisse nicht erfahren«, sagte sie. Ihre Stimme klang jetzt sehr müde.
    »Aber Sie könnten es, wenn Sie wollten.« Den Soas Stimme verriet ihre Ehrfurcht. »Sie könnten einen einzigen Schritt tun – frei’casten – und binnen einer Sekunde wieder auf Vitus-Gray-Balianus B oder auf Hyperion, auf Tau Ceti Center oder auf der Alten Erde sein, nicht wahr?«
    Ces Ambre ließ die Hand sinken und sah die junge Frau scharf an. »Aber ich will es nicht.«
    »Wollen Sie weiter mit uns im Tiefschlaf zu unserem Ziel fliegen?«, fragte Res Sandre, die zweite Frau mit dem grünen Band. »Zu unserem Ziel, an dem wir eine Spectrum-Helix-Kolonie gründen?«
    »Ja«, sagte Ces Ambre. Es klang endgültig und herausfordernd zugleich.
    »Wie wollen wir es den anderen erklären?«, fragte Jon Mikail Dem Alem. »Eine Aeneanerin … eine potenzielle Aeneanerin … in der Kolonie zu haben, wird … es wird alles verändern.«
    Dem Lia stand auf. »In meinen letzten Augenblicken als gewählte Kommandantin könnte ich es als Befehl formulieren, aber ich will lieber um eine Abstimmung bitten. Ich glaube, Ces Ambre und nur Ces Ambre sollte die Entscheidung treffen, ob sie den anderen Angehörigen unserer Spectrum-Helix-Familie von ihrer … von ihrer Gabe erzählt. Irgendwann nach unserer Ankunft an unserem Ziel.« Sie sah Ces Ambre direkt an. »Oder nie, wenn Sie es so wollen.«
    Dem Lia drehte sich um und fasste die anderen acht ins Auge. »Und wir werden das Geheimnis nie offenbaren. Nur Ces Ambre hat das Recht, es den anderen zu sagen. Wer für diesen Entschluss ist, soll mit Ja stimmen.«
    Die Entscheidung fiel einstimmig.
    Dem Lia wandte sich an die in der Nähe stehenden Ousters und die Tempelritterin. »Saigyō versichert mir, dass nichts von alledem über Ihren Richtstrahl gesendet wurde.«
    Far Rider nickte.
    »Und Ihre Aufzeichnung von Ces Ambres Kontakt mit den Bewohnern über die Bindende Leere?«
    »Zerstört«, sendete der vier Meter große Ouster.
    Ces Ambre trat näher zu den Ousters. »Aber Sie wollen doch trotzdem etwas von meinem Blut haben … ein wenig von Aeneas heiliger DNS. Sie wollen die Wahl haben.«
    Die Hände des Zweigmeisters Keel Redt zitterten. »Es liegt nicht in unserem Ermessen, die Informationen preiszugeben oder zu erlauben, dass das Sakrament ausgegeben wird … die Sieben Räte müssten sich insgeheim treffen … die Kirche der Aenea müsste konsultiert werden … oder …« Offenbar bereitete dem Ouster der Gedanke, Millionen oder gar Milliarden seiner Ousters-Gefährten könnten den Waldring für immer verlassen und in den Raum

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