Helix
Lastenträgern und Bergsteigern, die an Fixseilen mehrmals die Aufstiegsroute hinauf- und hinunterklettern, ein Camp über dem nächsten anlegen und das Material immer höher transportieren. Schließlich brechen vom höchsten Lager aus nur noch eine Handvoll Bergsteiger auf um den Gipfel zu erklimmen. Bei den Besteigungen im alpinen Stil dagegen gelangen alle Teilnehmer zum Gipfel. Es geht um alles oder nichts, und ein paar stürmische Tage – wenn man in 24.000 Fuß Höhe auf einem Bergrücken festgehalten wird – können den Tod für alle Teilnehmer bedeuten. Diese alpinen. Aufstiege lassen den Bergsteigern weniger Zeit, sich zu akklimatisieren, doch sie erlauben es ihnen auch, weniger Zeit in der Todeszone zu verbringen. Jeder Berg, der 8000 Meter hoch oder höher ist (Sie bemerken, dass ich, wie viele erfahrene amerikanische und britische Bergsteiger, die ich kenne, metrische und englische Maßeinheiten gleichzeitig verwende), setzt die Bergsteiger der Todeszone aus. Es ist eine lebensfeindliche, fremdartige Region, in der es nicht nur schreckliche Winde, eine entsetzliche Kälte und die schlimmsten Gefahren gibt, die ein Berg nur aufweisen kann, sondern auch Sauerstoffmangel, stark reduzierte geistige Fähigkeiten und die Gefahr von Embolien und Blutgerinnseln in den Lungen. Ein Eindruck, von dem viele Bergsteiger berichten, ist das Gefühl, in dieser Höhe seien noch andere Bergsteiger am Seil. Bergsteiger, die nicht von dieser Welt sind und die wie Geister mitkommen, selbst wenn man allein unterwegs ist. Immer wieder, seit Mallorys Zeiten bis heute, sind Bergsteiger in die tiefer gelegenen Camps zurückgekommen und haben von langen Unterhaltungen mit Bergsteigern berichtet, die nicht dort waren, die Tage oder Jahrzehnte vorher gestorben waren. Menschen sind nicht dazu gemacht, sich in solchen Höhen zu bewegen – so wenig wie der an eine Gottesanbeterin erinnernde Außerirdische in unserer Geschichte.
In meinen Erzählungen kommen nur selten nichtmenschliche Außerirdische vor. Es hat Spaß gemacht, Kanakaredes und seine Heimatwelt zu erfinden. Irgendwo in den Haufen von Dokumenten, die sich hier türmen, habe ich auch eine Zeichnung – eigentlich eher ein Diagramm –, das Kanakaredes und seine Artgenossen beschreibt.
Die »Insekten« hätten, soweit es um diese Geschichte geht, ihren Botschafter ebenso gut zu drei Menschen schicken können, die eine Weltumsegelung in einem kleinen Boot unternehmen. Die Risiken wären vergleichbar groß gewesen; die Prüfung, falls es eine Prüfung ist, sähe nicht weniger real aus. Ich wünschte, ich könnte diese Geschichte noch einmal schreiben oder einen Zwillingsbruder dazu verfassen, diese eine Voraussetzung ändern und mich in die Recherchen und die Ästhetik stürzen, die mit dem Segeln auf offenem Meer verbunden ist.
Wie Wordsworth sagte:
Zwei Stimmen sind es, eine auf dem Meer,
die andre in den Bergen ist zu Haus.
Mount Everest, Südsattel, 26.200 Fuß
Hätten wir nicht beschlossen, uns auf die Besteigung des K2 vorzubereiten, indem wir heimlich zur 8000-Meter-Marke des Everest kletterten, eines dummen Bergs, dem kein Bergsteiger mit ein wenig Selbstachtung auch nur nahe kommt, wären wir nicht gezwungen gewesen, den eigentlichen Aufstieg mit einem Alien zu unternehmen, und auch alles andere wäre nicht passiert. Aber so kam es, so geschah es, und so erging es uns.
Gibt’s sonst noch was Neues? Es ist so alt wie die Chaostheorie. Man kann noch so gut planen, wenn etwas schiefgehen soll, dann geht es eben schief. Als ob man das einem Bergsteiger eigens erklären müsste.
Statt direkt zum Concordia-Basislager am Fuß des K2 zu gehen, hatten wir zu dritt Garys hübschen kleinen Stealth-CMG genommen und waren nach Nordosten in den Himalaja geflogen, direkt zum Bergschrund des Khumbu-Gletschers in 23.000 Fuß Höhe. Nun ja, wir sind nicht ganz auf direktem Weg zum Gletscher geflogen. Wir mussten im Zickzack das Radar des HK-Syndikats unterfliegen, und wir wollten auch nicht von diesem stinkenden japanischen Fertigbau namens Everest Base Camp Hotel aus gesehen werden (Zimmer ab 4500 Dollar pro Nacht, ohne Zugangsgebühr zum Himalaja und Miete für die CMG-Limousine).
Wir landeten, ohne entdeckt zu werden (jedenfalls dachten wir das), sorgten dafür, dass unser Fahrzeug vor Eisschlag, Eispfeilern und Lawinen sicher war, schalteten seinen Tarnschirm an und begannen mit unserem vorbereitenden Aufstieg zum Südsattel im Alpinstil. Das Wetter war
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