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Helix

Helix

Titel: Helix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Außenministerin Betty Willard Bright Moon.
    Wir setzten uns. Mit der großen Blackfoot-Frau mit dem kantigen Gesicht und dem grauen Anzug war nicht zu spaßen. Alle Experten stimmten darin überein, dass sie die härteste und interessanteste Person in der gesamten Cohen-Administration war, und die vier US-Marines in Kampfanzügen, die hinter ihr im Schatten standen, verstärkten noch die Aura von Autorität, die sie umgab. Wir drei setzten uns, Gary dicht am dunklen Fenster und der Außenministerin Bright Moon direkt gegenüber, Paul neben ihm und ich am weitesten von allem entfernt. In dieser Reihenfolge kletterten wir normalerweise auch.
    Vor der Außenministerin Bright Moon lagen drei blaue Aktendeckel auf dem teuren Teakholztisch. Ich konnte die Etiketten nicht lesen, aber ich war ziemlich sicher, was sie enthielten. Akte 1: Gary Sheridan, 49, Teilruhestand, ehemaliger CEO von SherPath International, mehrere Wohnsitze auf der ganzen Welt, hat mit siebzehn im fast vergessenen und heute kaum noch erwähnten Dotcom-Goldrausch seine ersten Millionen gemacht, viermal geschieden, ein Mann mit vielen Leidenschaften, deren größte die Bergsteigerei war. Akte 2: Paul Ando Hiraga, 28, Skifahrer, professioneller Bergführer, einer der besten Feisund Eiskletterer der Welt, unverheiratet; Akte 3: Jake Richard Pettigrew, 36, Boulder, Colorado, verheiratet, drei Kinder, Mathematiklehrer an der Highschool, durchschnittlicher bis guter Bergsteiger mit zwei Achttausender-Besteigungen, beide dank Gary und Paul, die ihn in den letzten sechs Jahren immer wieder zu ihren internationalen Besteigungen eingeladen hatten. Mr. Pettigrew konnte sein Glück immer noch nicht fassen, dass er einen Freund und Gönner hatte, der ihm die Besteigungen finanzierte, besonders, da Gary und Paul viel bessere Bergsteiger mit erheblich größerer Erfahrung waren. Aber die Akten verrieten vielleicht auch, wie Jake, Paul und Gary in den letzten Jahren zu engen Freunden und Berggefährten geworden waren. Die Freunde trauten einander so sehr, dass sie ohne weiteres gemeinsam ins Himalaja-Schutzgebiet eindrangen, um sich für den wichtigsten Aufstieg ihres Lebens zu akklimatisieren.
    Vielleicht waren die blauen Aktenordner auch nur irgendein Routinekram des State Department, das mit uns nichts zu tun hatte.
    »Warum haben Sie uns hierhergeschleppt?«, fragte Gary. Seine Stimme klang beherrscht, aber angespannt. Sehr angespannt. »Wenn das Hongkong-Syndikat uns ins Gefängnis stecken will, na gut, aber Sie und die UN können uns nicht gegen unseren Willen irgendwo hinschleppen. Wir sind immer noch US-Bürger …«
    »US-Bürger, die gegen die Regeln des Schutzgebiets des HK-Syndikats und gegen die Gesetze der UN für das Weltkulturerbe verstoßen haben«, fauchte die Außenministerin Bright Moon.
    »Wir haben eine Genehmigung …«, begann Gary. Seine Stirn war unter dem kurz geschnittenen weißen Haar krebsrot.
    »Eine Genehmigung, den K2 zu besteigen, die erst in drei Tagen gültig wird«, sagte die Außenministerin. »Ihr Kletterteam hat die HK-Lotterie gewonnen. Das ist uns bekannt. Diese Genehmigung erlaubt Ihnen allerdings nicht, das Himalaja-Schutzgebiet zu überfliegen oder dort einzudringen oder sich auf dem Mount Everest zu bewegen.«
    Paul sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was hier im Gange war. Wir hätten den Mount Everest stehlen können, und es hätte die Außenministerin Betty Willard Bright Moon nicht auf die Idee gebracht, rund um die Welt zu fliegen und in diesem dunklen Drehrestaurant Platz zu nehmen, um uns auf die Finger zu hauen.
    Gary zuckte mit den Achseln und lehnte sich zurück. »Was wollen Sie denn nun?«
    Außenministerin Bright Moon öffnete den ersten blauen Aktendeckel und schob über das polierte Teakholz ein Foto zu uns herüber. Wir steckten die Köpfe zusammen und schauten es an.
    »Eine Wanze?«, fragte Gary.
    »Sie sagen lieber Tauschen«, erklärte die Außenministerin, »aber Mantispa tut es auch.«
    »Was haben die Viecher mit uns zu tun?«, sagte Gary.
    »Dieses Viech hier will in drei Tagen mit Ihnen auf den K2 steigen«, sagte Außenministerin Bright Moon. »Und die Regierung der Vereinigten Staaten hat in Verbindung mit der Lauscher-Liaison und dem Rat für Zusammenarbeit der Vereinten Nationen beschlossen, ihm oder ihr diese Bitte zu erfüllen.«
    Paul sperrte den Mund auf. Gary verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lachte. Ich starrte nur. Irgendwie war ich der Erste, der

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