Helix
ausgezeichnet. Die Bedingungen waren ideal. Wir kletterten hervorragend. Es war das Dümmste, das wir drei je getan hatten.
Am Spätnachmittag des dritten Tages hatten wir den Südsattel erreicht, diese schmale, elende, vom Wind gepeitschte Kerbe voller Eis und Felsen, die hoch zwischen den Hängen von Lhotse und Everest liegt. Wir aktivierten unsere kleinen intelligenten Zelte, koppelten sie aneinander, verankerten sie fest in dem von Eis überkrusteten Fels und färbten sie weiß, um vor neugierigen Augen sicher zu sein.
Selbst an einem schönen Spätsommerabend im Himalaja wie diesem ist das Wetter auf dem Südsattel widerwärtig. Die Windgeschwindigkeiten sind im Durchschnitt sogar höher als in der Nähe des Everest-Gipfels. Jeder Bergsteiger weiß, dass man mit Wind in der Stärke eines Hurrikans rechnen muss, wenn man eine relativ glatte Steinfläche sieht, auf der kein Schnee liegt. Die Winde kamen an diesem dritten Tag pünktlich zum Sonnenuntergang auf. Wir kauerten im Gemeinschaftszelt und kochten Suppe. Wir wollten zwei Nächte auf dem Südsattel verbringen und uns an den unteren Rand der Todeszone gewöhnen, bevor wir wieder abstiegen und nach Concordia flogen, um die geplante Besteigung des K2 in Angriff zu nehmen. Wir hatten nicht die Absicht, auf dem Everest höher als bis zum Südsattel zu steigen. Das tat niemand.
Wenigstens war der Ausblick nicht ganz so schlimm wie früher, weil das Syndikat den Everest und den Südsattel gereinigt und den Expeditionsmüll beseitigt hatte, der sich seit mehr als einem Jahrhundert dort gesammelt hatte – alte Fixseile, unzählige Fetzen von Zelten, Tonnen von gefrorenen menschlichen Exkrementen, ungefähr eine Million weggeworfene Sauerstoffflaschen und ein paar hundert gefrorene Leichen. Der Everest hatte im zwanzigsten Jahrhundert unter einer Art Völkerwanderung gelitten. Alles, was man wegwerfen konnte, war dort zu finden, einschließlich der toten Freunde von Bergsteigern.
Der Ausblick war an diesem Abend ziemlich gut. Der Südsattel fällt im Osten ungefähr 4000 Fuß tief zum früheren Tibet ab, und noch steiler – etwa 7000 Fuß tief – zum Western Cwm. An diesem Abend fingen die hohen Bergrücken des Lhotse und die ganze sichtbare Westseite des Everest den strahlend goldenen Sonnenuntergang einige lange Minuten ein, bis der Südsattel im Schatten lag und die Temperatur in unserem Lager um etwa vierzig Grad sank. Es stand, wie wir Naturburschen sagen, kein Wölkchen am Himmel. Die Gipfel der Achttausender glühten prachtvoll, die Schneefelder brannten orangefarben im Sonnenlicht. Gary und Paul lagen in der offenen Tür des Zelts, noch mit ihren Thermojacken bekleidet, und sahen, bis sie im Sturmwind zu zittern begannen, zu, wie die Sterne aufgingen, während ich am Ofen hantierte, um eine Suppe zu bereiten. Das Leben war wundervoll.
Plötzlich brüllte eine elektrisch verstärkte Stimme: »Ihr da im Zelt!«
Ich hätte mir fast in die Thermounterhosen gemacht. Stattdessen verschüttete ich etwas Suppe und kippte sie über Pauls Schlafsack.
»Mist«, sagte ich.
»Verdammt auch«, fluchte Gary, der den schwarzen CMG beobachtete. Das UN-Emblem und die mächtigen Suchscheinwerfer stachen durch die Dunkelheit und blieben keine zwanzig Fuß vor unserem Zelt auf ein paar kleinen Felsbrocken stehen.
»Erwischt«, sagte Paul.
Hillary Room, Dach der Welt, 29.035 Fuß
Ins Drehrestaurant auf dem Gipfel des Everest verfrachtet zu werden, war entwürdigender als zwei Jahre in einem schwebenden Gefängnis von HK zu verbringen. Wir drei protestierten. Gary am lautesten, weil er der Älteste und Reichste war, aber die vier Wachleute von der UN wiegten gleichgültig ihre Standard-Uzis im Schoß und schwiegen sich aus, bis das Fahrzeug an der Luftschleuse des Restaurants angedockt hatte und der Druckausgleich vollzogen war.
Wir traten widerstrebend hinaus und folgten noch widerwilliger weiteren Wachleuten ins geschlossene und abgedunkelte Restaurant. Unsere Ohren spielten verrückt. Gerade noch hatten wir auf 26.000 Fuß gelagert, ein paar Minuten später entsprach der Druck dem normalen Druck in Flugzeugen, was einer Höhe von 5000 Fuß entsprach. Es war schmerzhaft, obwohl das UN-CMG versucht hatte, den Druck anzugleichen, während es zehn Minuten lang den dunklen Gipfel des Everest umkreiste.
Als wir in den Hillary Room geführt wurden, dem einzigen beleuchteten Raum hier, waren wir wütend und hatten Schmerzen.
»Setzen«, befahl die
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