Hellas Channel
herstellen. Krenek hat möglicherweise alles in Absprache mit der Dourou und ohne Sovatzis’ Wissen arrangiert. Unsere einzige Hoffnung ist Chourdakis. Außer, wir können beweisen, daß Sovatzis die Karajorgi und die Kostarakou auf dem Gewissen hat.«
»Ist es denn ausgeschlossen, daß die Dourou die Tat begangen hat?«
»Im besten Fall können wir ihr Anstiftung zum Mord zur Last legen. Alles deutet auf einen Mann als Mörder hin.«
Er blickt mich nachdenklich an. Offensichtlich habe ich ihm die gute Laune verdorben. »Geben Sie die Hoffnung nicht auf«, meint er, mehr zu sich selbst als zu mir, um die Moral der Truppe zu heben. »Kann sein, daß wir plötzlich unerwartet die Nase vorn haben.«
»Wie denn?«
»Durch die Dourou. Sie kann ihren Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen, angesichts der ganzen Indizien, die wir gegen sie gesammelt haben. Wenn sie ihr Rechtsanwalt darüber aufklärt, bekommt sie vielleicht kalte Füße und redet.«
Das Klingeln des Telefons unterbricht unser Gespräch. Gikas hebt den Hörer ab. »Kriminaldirektor Gikas.« Er meldet sich immer mit seinem Dienstgrad, während ich mich in meiner Bescheidenheit mit einem bloßen ›Charitos‹ melde, wie ein einfacher Streifenpolizist. »Gut, er ist schon unterwegs.« Er legt auf und grinst mir zu. »Zur Abwechslung mal eine gute Nachricht. Chourdakis wartet unten auf Sie.«
Ich sause aus Gikas’ Büro und nehme drei Stufen gleichzeitig auf meinem Weg treppabwärts. Der wilde Haufen drängelt sich unter Sotiropoulos’ Führung vor meinem Büro.
»Haben Sie Chourdakis gefunden?« fragen sie mich wie aus einem Mund.
»Später«, sage ich und versuche mich aus der Umzingelung zu befreien. Die Fragen prasseln auf mich nieder, ob er ausgesagt habe, was er ausgesagt habe, ob er tatsächlich in den Fall verwickelt sei. Doch ich beachte sie nicht. Ich betrete mein Büro und schließe die Tür hinter mir.
In der Mitte des Büros stehen zwei Männer. Der eine ist an die Fünfzig und mittelgroß, mitteldick und mit mittelmäßigem Haarwuchs. Sein Mantel ist offen, und darunter trägt er einen Anzug und ein bis zum Hals zugeknöpftes Hemd ohne Krawatte. Das muß Chourdakis sein. Der andere ist um die Dreißig, dünn und trägt einen billigen Anzug von der Stange und eine abgewetzte Krawatte – bestimmt die einzige, die er besitzt.
»Na, endlich lassen Sie sich sehen, Herr Chourdakis! Wir suchen Sie schon überall. Wir waren bereits gezwungen, Ihre Frau und Ihren Sohn zu behelligen«, sage ich spöttisch.
»Ich war verreist.«
»Christodoulou, Rechtsanwalt, Herr Kommissar«, drängt sich der Mann um die Dreißig dazwischen. »Ich ersuche Sie zu berücksichtigen, daß mein Klient sich aus freien Stücken stellte, sobald er erfuhr, daß nach ihm gefahndet wird.«
»Es wurde ein Haftbefehl ausgestellt, und wir hätten ihn so oder so ausfindig gemacht, Herr Rechtsanwalt.«
»Das ist nicht dasselbe.«
Ich habe keine Lust, meine Zeit mit dem Rechtsanwalt zu verplempern, und wende mich wieder Chourdakis zu. »Wissen Sie, warum wir Sie suchen?« frage ich. »Wir möchten von Ihnen erfahren, wer Ihnen die Million gezahlt hat, die Sie auf die Bankkonten Ihrer Familienmitglieder aufgeteilt haben, damit Sie bei den Kühltransporten der Transpilar beide Augen zudrücken.«
Chourdakis gibt keine Antwort. Er wendet sich um und blickt seinen Rechtsanwalt an.
»Ich möchte Sie darauf hinweisen, daß mein Klient hierhergekommen ist, um den Behörden seine Hilfe anzubieten, Herr Kommissar.«
»Wunderbar. Wir werden das berücksichtigen, wenn uns seine Antworten befriedigend erscheinen.« Und zu Chourdakis: »Reden Sie schon, wer hat Ihnen das Geld gegeben?«
»Ich weiß es nicht«, entgegnet er.
»Hören Sie gut zu, Chourdakis. Ich habe schon genug Zeit mit Ihnen vertan. Reizen Sie mich nicht! Wir haben die beiden Fernfahrer gefaßt, Milionis und Papadopoulos. Wir haben auch Eleni Dourou in Gewahrsam, die die Kinder in Empfang genommen hat. Wir wissen alles. Sagen Sie uns, wer Sie bezahlt hat, und die Angelegenheit ist gegessen.«
»Mein Klient sagt Ihnen die Wahrheit«, wirft der Rechtsanwalt ein. »Er weiß es wirklich nicht.«
Ich blicke die beiden an, und die Sache kommt mir reichlich seltsam vor. »Wie haben Sie denn das Geld erhalten?« frage ich Chourdakis.
»Dazu muß ich ein wenig ausholen. Eines Nachmittags, als ich von meinem Dienst nach Hause kam, fand ich ein Paket vor, das mir per Post zugestellt worden war. Es war ein ganz
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