Hellas Channel
Grenzbehörde spiele das abgekartete Spiel mit und ich liefe nicht die geringste Gefahr aufzufliegen.«
»Und Sie haben ihm Glauben geschenkt?«
»Nicht sofort. Er bot an, mich auf der ersten Fahrt zu begleiten, damit ich mit eigenen Augen sehen könnte, daß alles einwandfrei abgesprochen war. Und so war es dann auch. Er kam mit, und wir passierten nachts ohne jegliche Kontrolle die Grenze. Seit damals nahm ich auf jeder Rückfahrt Ladung mit, zusammen mit fünfhundert Tausendern, die in meine Tasche wanderten.«
»Und die Ladung waren erwachsene Albaner und Kinder.«
»Nur Kinder. Die einzigen erwachsenen Albaner waren ein Ehepaar, das die Kinder beaufsichtigte. Es waren jedesmal dieselben beiden.«
Mir beginnt einiges zu dämmern, doch ich möchte seinen Schwung nicht jäh abbremsen. »Und in Athen, wo haben Sie sie abgeliefert?«
»Ich habe sie nicht in Athen abgeliefert.«
»Sondern?«
»Zehn Kilometer außerhalb von Kastoria bin ich von der Autobahn abgezweigt. Dort wartete bereits ein Kastenwagen auf mich. Die Kinder und das Ehepaar wurden umgeladen, und ich kehrte leer nach Athen zurück.«
Das war also der Grund, warum die Dourou weder ihm noch Milionis ein Begriff war. Krenek war es, der von Albanien aus die ganze Sache im Griff hatte. Sovatzis trat an keiner Stelle in Erscheinung. Krenek managte den Wareneinkauf, Sovatzis den Verkauf, und die Dourou besorgte die Zwischenlagerung. Das einzige Bindeglied zu Krenek waren die beiden Geschwister: Sovatzis und die Dourou. Die Spuren aller anderen verwischten sich in den Zwischenstationen. Ich rufe Thanassis an und weise ihn an, die Fotografien der Spurensicherung von Ramis Shehi sowie des von ihm ermordeten Ehepaares vorbeizubringen.
»Wo waren Sie am 27. November?«
Das Datum scheint keine Alarmglocke bei ihm auszulösen, denn er entgegnet bereitwillig: »Hier, in Athen.«
»Können Sie sich erinnern, was Sie am Abend des 27. November zwischen elf und ein Uhr nachts getan haben?«
»Bis um zwölf war ich bei meiner Tochter. Wir haben den Geburtstag unseres Enkels gefeiert. Danach bin ich mit meiner Frau nach Hause gefahren.« Der Gedanke an seinen Enkel treibt ihm wieder die Tränen in die Augen.
»Wer war sonst noch dort?«
»Die Schwiegereltern und die Schwester meines Schwiegersohnes mit ihrem Ehemann. Warum fragen Sie?«
»Weil an diesem Abend eine Journalistin ermordet wurde, die mit dem Fall zu tun hatte.«
»Mörder bin ich aber keiner!« ruft er angsterfüllt aus. »Ich stecke zwar bis zum Hals in der Sache drin, und mir war schon immer bewußt, daß meine Tochter ihre Wohnung verlieren würde, falls die Sache auffliegt. Doch deswegen werde ich doch nicht zum Mörder!«
»Beruhigen Sie sich, man hängt Ihnen ja nicht gleich einen Mord an«, meine ich zu ihm.
Thanassis bringt die Aufnahmen. Ich zeige ihm zuerst die Fotografie des Ehepaares. Er wirft einen Blick darauf, dann wendet er sein Gesicht ab.
»Kennen Sie sie?«
»Das waren die beiden«, stammelt er. »Die beiden, die die Kinder begleiteten.«
Ich ziehe die Aufnahme schnell weg, bevor er mir auf den Tisch kotzt. »Und der hier, kommt Ihnen der bekannt vor?«
»Ja. Das ist der Fahrer des Kastenwagens, der außerhalb von Kastoria auf mich wartete.«
Das war es also. Die drei rissen sich eines der Kinder unter den Nagel und verkauften es auf eigene Rechnung weiter. Shehi stach die beiden nieder, weil sie ihm seinen Anteil nicht auszahlten. Deswegen waren uns in der Baracke die Fünfhunderttausend im Spülkasten der Toilette in die Hände gefallen. Danach hetzte man den anderen Albaner auf Shehi, da er die einzige Mittelsperson darstellte, die in unmittelbarem Kontakt zur Dourou stand und den Verdacht auf sie lenken konnte.
40
U nd worauf läuft das Ganze hinaus?« fragt mich Gikas. Vor ihm liegt Papadopoulos’ Aussage, die eben erst unterschrieben wurde.
Es ist gerade mal zwölf Uhr mittags, und mir fallen schon die Augen zu vor Müdigkeit. »Einiges spricht dafür, daß Sovatzis der Urheber des Kinderschmuggels ist, anderes aber auch dagegen.«
»Fangen Sie mit dem an, was dafür spricht.«
»Wir wissen nun, daß das ganze Unternehmen von Krenek in Albanien organisiert wurde. Wir haben die beiden Fahrer gefaßt. Wir wissen ebenfalls, daß Shehi die Kinder außerhalb von Kastoria in Empfang nahm und an die Dourou weiterleitete. Bis hierher paßt alles wunderbar zusammen, doch von nun an beginnen die Gegenargumente. Ich kann nirgends eine Verbindung zu Sovatzis
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