Hellas Channel
das Gerücht unter den Journalisten, daß Sie vorhatten, Herrn Petratos zu entlassen und die Karajorgi an seine Stelle zu setzen.«
Petratos fährt in die Höhe. Er zittert vor Wut und Empörung. Doch auch Delopoulos scheint außer sich. Er setzt sich wieder aufrecht hin, haut mit der Handfläche auf den Schreibtisch und schreit:
»Das weise ich kategorisch von mir. Herr Petratos besitzt mein vollstes Vertrauen, und ich versichere Ihnen, daß seine Position in keinster Weise durch die Karajorgi gefährdet war.«
»Das Ganze ist ein billiges Ablenkungsmanöver!« ruft Petratos entnervt. »Sie können Kolakoglou, den Mörder, nicht dingfest machen und versuchen, den Leuten Sand in die Augen zu streuen.«
»Was haben Sie bezüglich Kolakoglou erreicht?« fragt Delopoulos, bereit, mich am Kragen zu packen und auf die Müllhalde zu werfen.
»Nichts, noch nichts.«
»Aha!« wirft Petratos siegesgewiß ein.
»Bislang verfügen wir nur über die Information eines Angestellten am Fahrkartenschalter des Fernbusbahnhofs in Kifissos. Er erinnert sich, gesehen zu haben, wie Kolakoglou eine Fahrkarte nach Thessaloniki löste.«
»Und warum geben Sie uns diese Information nicht weiter? Schon bei unserem ersten Treffen habe ich klargestellt, daß ich einen exklusiven, wechselseitigen Austausch unserer Ermittlungsergebnisse wünsche. Auch Herr Petratos hat das Ihnen gegenüber wiederholt hervorgehoben. Sie jedoch lassen uns weiterhin im Stich, und das in einem Fall, der unseren Sender unmittelbar betrifft.«
»Ich wollte nicht, daß diese Information die Runde macht und Kolakoglou davon erfährt. Wenn man nach jemandem auf der Suche ist, dann plaudert man besser nicht aus, wo man ihn gesehen hat. Sonst hilft man ihm, zu entkommen. Jedenfalls versichere ich Ihnen, daß wir über keinen anderen Hinweis verfügen.«
»Ich neige zu derselben Auffassung wie Herr Petratos«, sagt Delopoulos zu mir. »Sie sind unfähig. Und ich denke ernsthaft darüber nach, vom zuständigen Minister Ihre Ablösung zu verlangen. Das hängt jedoch von Ihnen ab, wenn Sie –«
Ich erfahre jedoch nicht mehr, was von mir abhängt, weil das Telefon läutet. Er hebt ab, bellt ein kurz angebundenes ›Ja‹ in den Hörer und reicht ihn anschließend zu mir herüber.
»Für Sie«, sagt er.
»Hallo!« ›Charitos‹ sage ich nur in der Dienststelle. Am anderen Ende der Leitung höre ich Sotiris’ beklommene Stimme.
»Martha Kostarakou ist tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden, Herr Kommissar.«
Ich brauche eine Weile, um mich von dem Schrecken zu erholen und meine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. »Wann habt ihr das erfahren?«
»Vor kurzem. Ein anonymer Anruf ist bei uns eingegangen. Ich habe einen Streifenwagen losgeschickt. Ich mache mich jetzt gleich auf den Weg, und ich dachte, vielleicht wollen Sie auch herkommen. Ihre Wohnung liegt in der Ieronos-Straße 21, in Pangrati.«
»Gut, ich komme sofort.«
Delopoulos hatte nur darauf gewartet, daß ich den Hörer auf die Gabel lege, und bleibt unverzagt am Ball. »Ich sagte also gerade, daß es ganz allein von Ihnen abhängen wird, ob –«
Er hat jedoch zu lang gezögert, wie Rommel in der Wüstenschlacht, und die Oberhand verloren. »Ich habe Ihnen eine exklusive Mitteilung zu machen, Herr Delopoulos«, sage ich zu ihm. »Martha Kostarakou wurde tot in ihrer Wohnung aufgefunden.«
Ich sehe, wie die beiden in ihren Sesseln zu Eis erstarren. Unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen. Und plötzlich kommen mir die Worte von Kolakoglous Mutter in den Sinn: ›Ich habe ihr den Tod nicht gewünscht, doch es gibt eine göttliche Gerechtigkeit.‹
21
K önnen Sie mir die Uhrzeit sagen?«
Markidis richtet seinen über die Leiche gebeugten Körper allmählich auf. Er blickt auf die Armbanduhr und stellt seine Berechnungen an.
»Jetzt ist es zwölf. Es müssen an die siebzehn Stunden vergangen sein, folglich wurde sie zwischen sechs und acht Uhr gestern abend getötet.«
Heiliger Strohsack! Zur selben Zeit, als mir Thanassis über Kolakoglou Bericht erstattete, brachte jemand Martha Kostarakou zehn Häuserblocks von meiner Wohnung entfernt um die Ecke.
Sie ist gleich neben dem Sofa vornübergestürzt. Die eine Hand liegt unter ihrem Körper, während die andere, die linke, zur Seite gestreckt ist. Als sei sie schwer betrunken ausgeglitten und einem gefällten Baumstamm gleich auf den Fußboden gekracht. Sie trägt Jeans, einen Pullover und schwere holländische Holzpantinen.
»Sie
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