Hellas Channel
nach Kolakoglou. Es ist jedoch nicht einfach, jemanden aufzuspüren, der im Gefängnis in gewisse Cliquen Eingang gefunden hat und daraufhin überall Unterschlupf findet.«
»Und in der Zwischenzeit kann der psychopathische Mörder frei herumlaufen und nach Gutdünken zuschlagen«, wendet Delopoulos voll Ironie ein. Entweder haben er und der Minister die Nachrichtensendung gemeinsam verfolgt, oder er hat sich mit Petratos abgesprochen, Kolakoglou als psychopathischen Mörder darzustellen. Was mir wahrscheinlicher vorkommt.
Delopoulos wendet sich dem Minister zu. »Sie können noch so viele Gesetzesentwürfe zur Verbrechensbekämpfung verabschieden, mein Lieber. Wenn Sie keine fähigen Entscheidungsträger in den Reihen der Kriminalpolizei haben, dann werden auch Ihre Gesetze keine Resultate zeigen.«
»Es sind nicht viele Gesetze zur Bekämpfung der Kriminalität nötig, Herr Delopoulos«, sage ich ruhig zu ihm. »Ein einziges reichte schon aus.«
»Und welches wäre das?« fragt der Minister.
»Die jungen Leute sollten nach dem Ende ihres Militärdienstes eine sechsmonatige Weiterbildung im Gefängnis absolvieren. Haben Sie auch nur einen einzigen Soldaten gesehen, der seine Entlassungspapiere abgeholt hat und danach je wieder zum Militär zurückwollte? Genau so, wenn nicht viel drastischer, träfe das auf das Gefängnis zu.«
Gikas dreht sich abrupt um und starrt den Besuchertisch an, der an der gegenüberliegenden Wand steht. Er will laut auflachen, doch er hält sich eisern zurück.
»Ich habe Sie nicht hierher gebeten, damit Sie Ihre Ansichten zur Kriminalität verbreiten«, höre ich die frostige Stimme des Ministers sagen. »Sie sollen über Kolakoglou Bericht erstatten.«
»Es würde mich sehr wundern, wenn Kolakoglou ein psychopathischer Mörder wäre, Herr Minister.« Und ich setze an, ihm die ganze Litanei herunterzubeten: wie Psychopathen morden, daß sie stets die gleiche Waffe verwenden, daß ihre Taten immer auf dieselbe Art und Weise geschehen, usw. usf. »Das wird Ihnen aber sicherlich schon Herr Gikas erläutert haben«, füge ich hinzu.
Gikas weiß das zwar alles auch, doch bin ich sicher, daß er ihnen gegenüber nichts Derartiges verlauten ließ. Weil es in seinem Interesse liegt, in ihrem Fahrwasser mitzuschwimmen. Er begreift jedoch, daß er nicht mehr länger im Hinterhalt bleiben kann. »Was Herr Kommissar Charitos sagt, ist grundsätzlich richtig. Doch freilich gibt es auch Ausnahmen«, ergänzt er, um sich alle Türen offenzuhalten. Mir liegt auf der Zunge, ihm zu sagen, daß das FBI da ganz anderer Ansicht ist, doch was soll’s.
Delopoulos sieht, daß er an Boden verliert, und geht zum Angriff über. »Habe ich Ihr Einverständnis, Herr Minister, all das der Öffentlichkeit bekanntzumachen? Ich bin gespannt, wie die öffentliche Meinung diesen Theorien gegenüberstehen wird.«
Er tut genau, was ich befürchtete. Er hat die Leute Kolakoglou gegenüber aufgehetzt, er hat sie fanatisiert. Und wenn er jetzt auf der Bildfläche erscheint und verkündet, daß die Polizei die Möglichkeit ausschließt, daß Kolakoglou der Mörder ist, werden sich alle auf uns stürzen. Das schreckt natürlich auch den Minister, weshalb er nahezu bittend zu ihm sagt:
»Überstürzen Sie nichts, Herr Delopoulos. Lassen Sie uns noch ein paar Tage Zeit. Ich bin sicher, daß wir Kolakoglou finden werden und daß sich alles aufklärt.«
»Nun ja, ich respektiere Ihren guten Willen«, entgegnet Delopoulos nachgiebig. »Zudem habe ich Vertrauen in Herrn Gikas. Und zum Beweis, wie kooperativ wir sind: bitte sehr.«
Er zieht ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und überreicht es dem Minister. Dieser ergreift es und blickt darauf. »Was ist denn das?« fragt er überrascht.
»Herrn Petratos’ Schriftprobe, die Ihr Untergebener haben wollte. Sie können Sie nun mit dem Schriftzug der Briefe, die in Karajorgis Wohnung gefunden wurden, vergleichen. Doch nur unter einer Bedingung, Herr Minister. Ihrem Untergebenen soll untersagt werden, sich weiter mit dem Fall zu befassen, oder zumindest, uns zu behelligen. Er hat den Verdacht auf einen bekannten Journalisten gelenkt, bloß weil der einmal eine kurze Liaison mit der Karajorgi eingegangen war. Das kann nicht angehen.«
Mein Kopf ist also so viel wert wie eine Schriftprobe von Petratos. Delopoulos ist sich seiner Sache dermaßen gewiß, daß er es als überflüssig erachtet, meinen Namen anzuführen, und mich nur als ›Untergebenen‹
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