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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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bezeichnet.
    »Das galt heute morgen, Herr Delopoulos«, sage ich ganz gleichmütig. »In der Zwischenzeit sind weitere Hinweise aufgetaucht.«
    »Welche weiteren Hinweise?« Nun ist es Gikas, der fragt.
    »Zunächst einmal habe ich herausgefunden, daß Herr Petratos zum Zeitpunkt des Mordes an der Kostarakou weder zu Hause noch beim Sender war.«
    »Dasselbe gilt, aller Wahrscheinlichkeit nach, für weitere fünf Millionen Griechen«, entgegnet mir spöttisch Delopoulos. »Können Sie denn nicht endlich Ihre voreingenommene Trotzhaltung aufgeben und sich gefälligst etwas bremsen?«
    »Herr Petratos hatte jedoch noch etwas anderes zur Verfügung, was die anderen fünf Millionen nicht hatten. Den Draht, durch den Martha Kostarakou erdrosselt wurde.«
    »Was haben Sie gesagt?« Der Minister kann gerade noch an sich halten, um nicht aufzuspringen. Delopoulos starrt mich an. Der Schlag hat ihn auf dem falschen Fuß erwischt, und er weiß nicht, wie er reagieren soll.
    »In der Garage des Wohnhauses, in unmittelbarer Nähe der Stelle, wo Herr Petratos immer seinen Wagen parkt, habe ich ein Stück Draht gefunden, von derselben Art wie der, mit dem die Kostarakou erdrosselt wurde. Ich habe dafür auch einen Augenzeugen.«
    »Sind Sie sicher, daß die Kostarakou damit erwürgt wurde?« fragt mich Gikas.
    »Ich habe es heute nachmittag der Spurensicherung übergeben. Sobald die Laborresultate vorliegen, werden wir mehr wissen. Über den ganzen Vorgang liegt morgen früh ein Bericht auf Ihrem Schreibtisch.«
    Alle drei schweigen. Sie verstehen sehr wohl, was meine Worte bedeuten. Wenn Sie mir die Nachforschungen entziehen und sich morgen herausstellt, daß ich recht hatte, wird schon irgendein Journalist meinen Bericht ausgraben und sie allesamt zum Abschuß freigeben.
    »Na schön. Sie können jetzt gehen, Herr Kommissar«, sagt der Minister zu mir.
    Mein Abschiedsgruß verhallt ungehört, denn keiner beachtet mich. Alle sind sie in Gedanken versunken. Nur um Gikas’ Lippen spielt ein unmerkliches Lächeln. Und ein listiger Funke blitzt in seinem Auge auf. Er scheint Gefallen an dem Ganzen zu finden, doch ich gewinne damit noch keinen Blumentopf. Er spielt sein eigenes Spiel.
    Ich gehe mit der Genugtuung hinaus, zumindest gegen den Strom geschwommen zu sein. Ich wurde nicht vom Hinterwäldler zur Niete, sondern bloß von der Niete zum Hinterwäldler.

24
    I n der linken Hand halte ich das Croissant, während ich mit der rechten fieberhaft schreibe. Ich möchte meinen Bericht rechtzeitig an Gikas schicken, bevor ich vom Dienst suspendiert werde und man mir feierlich meine Versetzung in eine Polizeidienststelle in irgendeinem Vorort mitteilt. Ich hatte mir vorgenommen, mich mit nichts anderem abzugeben. Doch ich hatte die Rechnung ohne Thanassis gemacht, der auf mich wartete wie jeden Morgen.
    »Zieh Leine, ich hab zu tun«, sage ich harsch, um ihn abzuschütteln.
    Doch er rührt sich nicht vom Fleck. Und nicht nur das. Heute hat er nicht einmal seinen üblichen Wichserausdruck im Gesicht.
    »Wir sind mit Kolakoglou vorangekommen.«
    Das steckt also dahinter. Hätte er es mir gestern gesagt, hätte ich mich gefreut und ihn mit ein paar netten Worten bedacht. Heute morgen jedoch wachte ich mit dem festen Entschluß auf, mich aus dem Fall zurückzuziehen. Ich war zu der Überzeugung gelangt, daß er mich nichts mehr anging. Sollte sich doch Gikas ein Bein ausreißen und zusehen, wie er als Alleinverantwortlicher damit zurechtkam. Andererseits will ich keinen Anlaß zu vorgreifenden Kommentaren liefern und frage aus rein formellem Interesse:
    »Inwiefern vorangekommen?«
    »Man hat ihn gestern abend, gegen Mitternacht und in Begleitung eines anderen Typen, in einer Bar in der Michail Voda-Straße gesehen. Der Inhaber erkannte ihn und rief die Funkstreife, aber bis der Einsatzwagen eintraf, waren sie bereits weg.«
    »Na, siehst du, hab ich’s doch gesagt, daß er sich in Athen aufhält?« Wenn es von allen Seiten Backpfeifen regnet, dann bietet selbst eine solch unbedeutende Genugtuung Trost.
    »Der Barbesitzer kennt den anderen Typen. Er heißt Sourpi und ist in einschlägigen Kreisen wohlbekannt. Mal betätigt er sich ein wenig als Hehler, mal als Wucherer. Der Barbesitzer weiß zwar nicht, wo Sourpi wohnt, doch er scheint ab und zu bei ihm vorbeizukommen, um sich eines der dort arbeitenden Mädchen aufzugabeln. Ich werde sofort jemanden von uns in die Bar abkommandieren. Sobald er einen der beiden sieht, schnappt er

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