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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Amuletten und Schnee zurück, den sie zusammengerollt wie Fieberzäpfchen zwischen ihren Arschbacken nach Griechenland einführten. Damals entschloß ich mich, ein paar Brocken Englisch zu lernen, um sicherzugehen, daß mir nicht irgendeine strähnige Rothaarige ein fuck you! hinwirft und ich nicht einmal weiß, ob sie mich beschimpft oder nur was zu essen will.
    Ich suche den Eintrag zu Glamur , aber ich kann ihn nicht finden. Dann suche ich unter Glamor und werde auf Glamour verwiesen. Die verdammten Engländer springen zwischen o und ou hin und her, nur um mir das Leben schwerzumachen. Glamour also.
    Blendender, betörender Glanz, dem etwas Mythisches anhaftet. Glamourous film stars: blendende, betörende Filmstars.
    Das also wollte sie mir sagen – daß mir das Blendende und Betörende an sich und damit auch die blendenden und betörenden Filmstars nichts bedeuten, weil ich beschränkt bin. Da es dich gut dreißig Jahre gekostet hat, um die Kurve vom Sesamkringel zum Croissant zu schaffen, wirst du dich nie dazu aufschwingen können, auch nur das Geringste von der Filmwelt zu begreifen!
    Entnervt setze ich mich vor den Fernseher. Es ist nach halb neun, und ich möchte die Abendnachrichten sehen, vielleicht bringen sie etwas über die Albaner. Die halbe Sendung dreht sich um Politik und um Bosnien, zwei Fixer, die an einer Überdosis krepiert sind, und einen Achtzigjährigen, der seine siebzigjährige Schwägerin vergewaltigt und umgebracht hat. Ich freue mich gerade, daß wir zum Kleinkram überwechseln, als der Fernsehmoderator eine betrübte Miene aufsetzt. Sein Gesicht verfinstert sich, er hebt seine Hände vom Studiotisch in die Höhe, als tue es ihm sehr leid um die Betroffenheit, die er bei den Zuschauern auslösen wird, und ihm entfährt ein fast unmerklicher Seufzer. Die Worte kommen einzeln aus seinem Mund, wie die letzten Stammgäste eines Kaffeehauses, die sich auf der Straße zerstreuen, ehe der Rolladen he runtergelassen wird. In der Brusttasche seines Jacketts trägt er stets ein Taschentuch. Jedesmal rechne ich damit, daß er es herauszieht und seine Tränen abtupft. Doch bislang hat er es noch nie getan. Wer weiß, vielleicht hebt er es sich als letzten Trumpf auf, falls die Quote sinkt.
    »Was das andere Verbrechen betrifft, meine Damen und Herren«, sagt er, »im Falle der grausamen Ermordung zweier Albaner im Athener Bezirk Ajios Ioannis Rentis gibt es keine weiteren Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden.«
    Janna Karajorgi gestaltet ihren Auftritt als Kavallerieattacke. Sie hält das Mikrofon in der Hand und trägt dieselbe Kleidung wie am Morgen. Was auch ganz natürlich ist, denn sie befindet sich bei der Fernsehaufzeichnung auf dem Gang vor meinem Büro.
    »Die Kriminalpolizei hat mit Ausnahme der Festnahme eines Albaners, der sich im Athener Polizeipräsidium in Gewahrsam befindet, keine neuen Erkenntnisse zum Mord aufzuweisen. Wie Kommissar Kostas Charitos, der Leiter der Mordkommission, mitteilte, wird das Verhör des Albaners noch fortgesetzt. Die Polizei nimmt an, daß das Ehepaar ein Kind hatte, das jedoch bislang noch nicht ausfindig gemacht werden konnte.«
    Außer mir stürme ich auf den Bildschirm los. Doch sie entwischt mir, und an ihrer Stelle taucht die Dicke auf. Sie beginnt die Beschreibung des Albaners und die Erzählung von der Verständigung der Polizei ins Mikrofon zu trompeten. Zum dritten Mal hintereinander zeigt man dieselbe Szene. Die Dicke sagt jedesmal genau dasselbe, sie trägt ihre glänzende Bluse und den zu engen Rock. Ohne jeglichen Glamour. Wie soll ich meinem Vorgesetzten morgen bloß erklären, daß sich die Karajorgi alles aus den Fingern gesogen hat?
    »Wer hängt jetzt vor dem Fernseher, du oder ich?« triumphiert Adrianis Stimme aus der Küche. »Na komm schon, wir können essen.«
    Das sagt sie so, dabei ißt sie nie zusammen mit mir. Sie setzt sich mir gegenüber auf einen Stuhl und schaut mir zu. »Ich muß dir was erzählen«, meint sie, sobald ich die Gabel mit dem Nudelauflauf zum Mund führe.
    »Was denn?«
    »Katerina hat heute angerufen.« Sie sagt es und lächelt.
    »Und warum sagst du mir das jetzt erst?«
    »Ich wollte bis zum Essen warten, damit du Appetit bekommst.«
    Unsinn. Sie hat es absichtlich für sich behalten, weil ich mich nicht neben sie vor den Fernseher setzen wollte. Sie kennt meine Schwäche für meine Tochter, und auf ihre Art rächt sie sich dafür.
    »Also, sie kommt zu Weihnachten«, sagt sie und lächelt ununterbrochen

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