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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Rentner.«
    »Er ist aber ein Ehemaliger. Denn er hat die Seite gewechselt. Innerhalb der letzten Jahre hat er eine Unmenge Geld gescheffelt. Derartig leicht verdienter Zaster riecht förmlich nach schmutzigem Geld.«
    Auf einmal erhellt jenes pfiffige Grinsen sein Gesicht, das immer dann auftaucht, wenn er sicher ist, mich in der Tasche zu haben.
    »Wann hast du die Polizeischule abgeschlossen?«
    »’68.«
    Er schüttelt seinen Kopf. »Man hat euch beigebracht, die Linken zu hassen, sie wie Wolfshunde zu jagen. Man hat euch eingeredet, sie würden sich und ganz Griechenland dem damaligen Ostblock unterwerfen … Man hat euch aber nicht beigebracht, wie die Linken vorgehen, welche Methoden sie anwenden, welche Tricks sie sich ausdenken. Das sind für euch böhmische Dörfer.«
    »Pylarinos ist ein mieses kleines Arschloch, das schon eine Menge Leute ins Unglück gestürzt hat. Er ist in ganz andere Machenschaften verwickelt. Schwarzgeld ist ihm zu heiß, das rührt er nicht an.«
    Wir blicken einander an. Diese Gewohnheit haben wir aus der Bouboulinas-Straße herübergerettet. Als ich ihm vor den anderen Ohrfeigen versetzte, tauschten wir einen verschwörerischen Blick aus und verständigten uns auf diese Weise, daß das jetzt so sein mußte. Damit wir in der Folge eine ruhige Kugel schieben konnten. Und jetzt passiert genau dasselbe. Damals brauchte ich ihm nichts zu erklären. Jetzt erklärt er mir nichts, sondern erwartet, daß ich es von selbst verstehe.
    »Hast du von Janna Karajorgi gehört?«
    »Daß man sie umgebracht hat? Ich habe es in der Zeitung gelesen.«
    »Es ist nicht auszuschließen, daß Pylarinos mit der Ermordung zu tun hatte.«
    »Und warum kommst du damit zu mir?« meint er, ungehalten über mein Drängen. »Ihr seid doch ein ganzer Polizeiapparat. Seht selbst zu, wie ihr damit zu Rande kommt.«
    »Wenn ich etwas Konkretes in der Hand hätte, könnte ich einen Haftbefehl erlassen. Ich habe aber nichts vorliegen und kann auch keine Nachforschungen anstellen lassen, denn dann würden alle führenden Köpfe, vom Leitenden Kriminaldirektor bis zum Minister, über mich herfallen und mir die Hände knebeln.«
    »Und wie man sie dir knebeln wird, da kannst du Gift drauf nehmen«, meint er und verläßt kurz seine sichere Deckung. Ein tiefer Seufzer entringt sich seiner Brust, und er schüttelt den Kopf. »Ich habe nie geglaubt, daß wir eines Tages an die Macht kommen würden. Aber hättest du mir damals, als wir uns kennenlernten, gesagt, daß ich in den Kellerlöchern verrotte, damit Pylarinos reich wird, hätte ich dir ins Gesicht gespuckt.«
    »Die Karajorgi hatte einen umfangreichen Aktenordner über ihn angelegt. Da wurde ich hellhörig. Augenscheinlich stellte sie Nachforschungen wegen möglicher dunkler Machenschaften an. Doch ich konnte kein belastendes Material bei ihr sicherstellen. Gewiß scheint einzig, daß er in der Illegalität operiert. Aus diesem Grund bin ich zu dir gekommen.«
    Er sieht mich nachdenklich an, doch sein Blick leuchtet. Die Illegalität ist zu seiner zweiten Natur geworden, und sobald das Zauberwort fällt, ist er zu jeder Schandtat bereit.
    »Was du mir wieder antust …« sagt er. »Ich wollte gerade mein Haus frisch kalken, weil mir die Feuchtigkeit in die Knochen dringt. Jetzt kann ich alles liegen- und stehenlassen und mir die Hacken ablaufen.«
    Ich erhebe mich. »Wann soll ich wiederkommen?«
    »Ich ruf dich an.«
    »Hast du immer noch kein Telefon? Daß dir vor dem Fernsehen graut, kann ich ja noch nachvollziehen. Aber nicht einmal Telefon?«
    »Weck bloß keine schlafenden Hunde. Zwei geschlagene Jahre warte ich schon darauf. Und ich brauche es wirklich. So wie mich deine Freundchen zugerichtet haben, erfahren meine Nachbarn nur durch einen gewissen penetranten Geruch, daß mir etwas zugestoßen ist.«
    Ich sehe ihn stumm an. Was soll ich ihm sagen? Er liest in meinem Blick und ist davon unangenehm berührt, denn es paßt ihm ganz und gar nicht, wenn man ihn bedauert. Er gibt dem Gespräch eine scherzhafte Wendung.
    »Na, so was«, meint er. »Jetzt forsche ich sogar alte Linke aus. Wäre ich Unternehmer, könnte ich zumindest behaupten, ich erweitere meinen Aktionsradius.«
    Draußen weht ein heftiger Wind, und der Nieselregen ist in Schneeregen übergegangen. Eine Böe hat das Zitronenbäumchen umgeworfen. Ich bücke mich und richte es wieder auf. Gestern hat uns die Hitze zu schaffen gemacht, und nun schlottern wir vor Kälte. Verdammtes

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