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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Handschrift nicht mit der des Absenders übereinstimmt, dann haben wir noch einen dritten Kandidaten. Und das schlimmste ist, daß wir auf diesen dritten nicht den geringsten Hinweis haben. Ein höllisches Durcheinander.
    Mein Auge erfaßt in der Ferne Thanassis, der mich am Eingang erwartet. Sobald er mich erblickt, prescht er los.
    »Ich habe Sie zu Hause angerufen, aber Sie waren schon weggefahren.«
    »Was gibt’s?«
    »Wir haben Kolakoglou gefunden!«
    Mir schwant Schlimmes, als ich seine Miene betrachte. Normalerweise müßte er umherstolzieren wie ein Truthahn. Doch ganz im Gegenteil, er macht einen bangen und eingeschüchterten Eindruck.
    »Wo habt ihr ihn aufgetrieben?«
    »Er wohnt unter falschem Namen im City, einem Hotel in der Nirvanas-Straße, zwischen der Acharner- und der Ionias-Straße.« Er läßt sich die Wörter förmlich aus der Nase ziehen. »Er steht auf der Dachterrasse des Hotels, hält sich eine Pistole an die Schläfe und droht, sich das Hirn wegzupusten.«
    »Bestell mir einen Einsatzwagen«, sage ich kurz angebunden.
    »Ist schon da und wartet.«
    Die Sirene des Einsatzwagens scheucht alle Verkehrsteilnehmer zur Seite. Wir fahren den Alexandras-Boulevard hinunter, ohne bei irgendeiner roten Ampel zu halten, und biegen in die Ioulianou-Straße ein. Dort geraten wir in Bedrängnis, denn die Fahrbahn ist schmal, und alle naselang stecken wir im Stau fest.
    »Wer hat die Polizei benachrichtigt?« frage ich Thanassis, der neben dem Fahrer sitzt.
    »Das Kamerateam des Hellas Channel.«
    »Wie kommt denn der Hellas Channel dorthin?«
    »Die haben ihn aufgespürt«, entgegnet er, und da geht mir ein Licht auf, warum er wie ein begossener Pudel wirkt.
    Wiederum führen wir unser stummes Zwiegespräch, wie jeden Morgen, nur daß es heute etwas später als gewöhnlich und im Rückspiegel stattfindet. »Ich bin ein verdammter Wichser – Ich weiß, daß du ein verdammter Wichser bist.«
    Er nimmt einen Anlauf, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. »Es gibt Neuigkeiten von Petratos’ Wagen.«
    »Das erzählst du mir am besten nachher. Jetzt haben wir wahrlich andere Dinge zu tun.«
    Zwei Beamte der Sondereinheit ›Z‹ haben die Vourdoumba-Straße in unmittelbarer Nähe der Drei Brücken für den Verkehr gesperrt. Der Häuserblock zwischen dem Ionias-Boulevard sowie der Acharner-, Nirvanas- und Stefanou-Vyzantiou-Straße ist durch Streifenwagen, Polizisten und mobile Aufnahmeteams vollkommen verstopft.
    Die Vorderfront des Hotels liegt auf dem linken Bürgersteig des Ionias-Boulevards. Wir lassen den Einsatzwagen zurück und gehen zu Fuß unter der Hochbahnbrücke durch, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Als wir die Absperrung durchschreiten, fällt mir der Kleinbus des Fernsehsenders Horizon ins Auge, doch ich kann nirgendwo das mobile Aufnahmeteam des Hellas Channel erkennen. Meine Verwunderung klärt sich auf, als ich zum Hotel gelange. Sie haben bereits vor dem Eingang geparkt. Der Ionias-Boulevard und die Nirvanas-Straße wimmeln von uniformierten Polizeibeamten, Reportern und Kameraleuten, die alle in die Höhe starren, als glotzten sie einem Papierdrachen nach. Auch ich recke meinen Kopf in die Höhe, um nicht aus der Reihe zu tanzen.
    Die Balkone der umliegenden Wohnhäuser sind leer und die Rolläden heruntergelassen. Augenscheinlich haben unsere Leute die Anwohner in die Wohnungen getrieben, wo sie nun durch die Ritzen ihrer geschlossenen Fensterläden ins Freie spähen.
    »Macht schon, bringt die Sache zu Ende, damit wir an unsere Arbeit gehen können!« schreit aus dem Nirgendwo ein gewissenhafter berufstätiger Mensch, der um zehn Uhr seinen Dienst antreten sollte.
    Kolakoglou ist auf den Mauervorsprung der Dachterrasse geklettert. Er steht reglos da und preßt die Pistole an seine Schläfe. Er trägt Jackett und Krawatte, und wie er da oben steht, ähnelt er einem Ladenbesitzer, dem die Schulden bis zum Hals stehen. Unten kommt es zu tumultartigen Szenen, weil Polizisten und Reporter durcheinanderschreien. Vermutlich meinen sie, durch den Trubel Kolakoglou zum Einlenken zu bewegen.
    »Kommissar Charitos. Wer ist der Einsatzleiter?« frage ich einen neben mir stehenden Polizeibeamten. Er deutet auf einen uniformierten Mittvierziger, der ein Sprachrohr in der Hand hält. Ich gehe auf ihn zu.
    »Kommissar Charitos, von der Mordkommission.«
    »Die vom Fernsehen bringen uns ganz schön in die Zwickmühle«, antwortet er mit mißmutiger Miene.
    »Wie ist er denn dort

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