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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Kampfhähne aus und entfernen sich. Der eine gen Sonnenaufgang, der andere gen Sonnenuntergang.
    Die Polizeibeamten beginnen einzeln und nacheinander aus dem Hotel abzuziehen. Als letzter verläßt es der Kriminalhauptwachtmeister. »Alle haben das Hotel geräumt, es ist niemand zurückgeblieben«, sagt er zum Einsatzleiter.
    Ich hebe wiederum das Sprachrohr an meine Lip pen. »Kolakoglou! Alle sind gegangen! Sie können he runterkommen!«
    Kolakoglou beugt sich nach vorne und schaut nach unten, um sich von der Richtigkeit meiner Worte zu überzeugen. Er fängt an, sich Schritt für Schritt zurückzuziehen, stets mit der Pistole an der Schläfe.
    Der Einsatzleiter und ich stehen wortlos da und warten ab. Nach kurzer Zeit taucht Kolakoglou am Eingang des Hotels auf. Er hält immer noch die Pistole an seine Schläfe gepreßt.
    »Haltet euch von ihm fern! Laßt ihn abziehen!« rufe ich unseren Leuten durch das Sprachrohr zu.
    Kolakoglou preßt den Rücken an die Wand des Hotels und läßt seinen Blick umherschweifen. Er beginnt sich an der Fassade entlangzutasten, biegt in die Nirvanas-Straße ein und verschwindet. Die Polizeibeamten schauen mich an. Augenscheinlich erwarten sie von mir den ersten Schritt. Ich unternehme jedoch gar nichts. Ich verharre reglos an meinem Platz.

30
    A uf dem Rückweg ändert der Fahrer des Streifenwagens seine Route. Er gelangt über die Iakovaton-Straße auf die Patission-Straße.
    »Man sagt ihnen, daß der Gesuchte in einer Bar verkehrt, und denen geht kein Licht auf, daß sie in den umliegenden Hotels nachfragen könnten«, sagt Thanassis zu mir. »Der allerunfähigste Journalist macht seine Arbeit besser.« Er sitzt wiederum neben dem Fahrer und blickt mich durch den Rückspiegel an.
    »Solche Mißgeschicke treten ein, wenn man seine Nachforschungen vom Schreibtisch aus und mit dem Telefonhörer in der Hand organisiert und sie nicht persönlich beaufsichtigt«, versetze ich, und er verstummt schlagartig. Den Ausspruch »Du bist ein verdammter Wichser« schlucke ich hinunter, weil ich ihn vor dem Fahrer, der ihm dienstlich unterstellt ist, nicht bloßstellen will.
    Ich versuche mir darüber Klarheit zu verschaffen, ob ich in bezug auf Kolakoglou richtig gehandelt habe. Oder ob mich die Tatsache, daß ich von seiner Unschuld überzeugt bin, in die Irre geführt hat. Doch mir will keine andere Lösungsmöglichkeit in den Sinn kommen. Im Endeffekt hatte der ganze Aufstand auch sein Gutes. Zwei Dinge wurden deutlich: Entweder konnte Kolakoglou auf keinen Bekanntenkreis zurückgreifen, der ihm Unterschlupf gewährte; oder er hatte bereits alle seine Möglichkeiten ausgeschöpft, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich unter falschem Namen in einem Hotel einzumieten. Demgemäß wissen wir jetzt, wo wir nach ihm suchen müssen, und es wird ein leichtes sein, ihn wieder aufzuspüren. Es gibt nur einen Haken an der Sache – Gikas. Ein weiteres Mal habe ich ihn nicht über meine Vorgehensweise auf dem laufenden gehalten. Ich setzte meinen Kopf durch und habe keine Ahnung, wie er darauf reagieren wird.
    Bis zur Kreuzung mit dem Alexandras-Boulevard läßt Thanassis keinen Ton verlauten. »Soll ich Ihnen jetzt über Petratos Bericht erstatten?« fragt er, als wir am Ares-Park vorbeifahren.
    »Schieß schon los.« Mir ist es lieber, er wird seine Ausführungen jetzt los als später im Büro, wenn ich in der Mittagszeit nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Ganz abgesehen davon, daß ich Gikas einen Bericht abliefern muß.
    »Ich habe einen Zeugen gefunden, der zwei Straßen von Kostarakous Wohnung entfernt einen geparkten Renegade beobachtet hat.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Um halb sieben. Es handelt sich um einen Rechtsanwalt, der um diese Zeit außer Haus ging, um in sein Büro zu fahren. Sein Wagen stand genau vor dem Renegade.«
    »Hat er sich das Kennzeichen gemerkt?«
    »Nein.«
    »Am besten, du forschst in Petratos’ Wohnhausanlage aus, ob jemand gesehen hat, daß der Renegade nach fünf Uhr nicht mehr in der Garage stand.«
    »Schon geschehen. Einer der Mieter ist kurz vor sechs in der Garage gewesen, und er ist sicher, daß Petratos’ Wagen nicht dort war.« Thanassis hält sich etwas darauf zugute, daß er einen Weg gefunden hat, seinen Fauxpas mit Kolakoglou auszubügeln.
    »Na siehst du, wie man vorankommt, wenn man die Beine in die Hand nimmt?« sage ich mit väterlicher Miene zu ihm. Er hält meine Äußerung für ein Versöhnungsangebot und grinst erleichtert.
    Ich gehe

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