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Hellas Channel

Hellas Channel

Titel: Hellas Channel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Er vermutet anscheinend, daß wir sie hergebracht haben.
    Der Einsatzleiter nutzt die Gelegenheit und spricht über das Megaphon zu ihm: »He, Kolakoglou! Haben Sie kein Mitleid mit Ihrer Mutter? Kommen Sie endlich runter! Bringen wir die Sache hinter uns! Keiner wird Ihnen etwas tun! Sie haben mein Wort!«
    »Hörst du, Petros? Der Herr Kommissar gibt dir sein Wort, daß er dir nichts tun wird!« ruft seine Mutter voller Hoffnung dazwischen.
    »Ich habe ihnen schon einmal geglaubt, und das ist mir teuer zu stehen gekommen!« Kolakoglou hält die Pistole noch immer an seiner Schläfe.
    »Na schön, da Sie mir nicht glauben, dann nennen Sie eben die Bedingungen, unter denen Sie herunterklettern!« sagt der Einsatzleiter durch das Sprachrohr zu ihm.
    Kolakoglou antwortet nicht sogleich. Er läßt es sich durch den Kopf gehen. In der Zwischenzeit bin ich wieder neben dem Einsatzleiter angelangt.
    »Ich möchte, daß meine Mutter weggebracht wird. Daß die Bullen das Hotel verlassen. Daß kein einziger hier zurückbleibt. Daß die Straße von den Journalisten, diesen dreckigen Schmierfinken, und den Einsatzwagen freigeräumt wird. Nur dann komme ich runter.«
    Der Einsatzleiter läßt das Sprachrohr sinken und sieht mich an. »Was meinen Sie, wie ich vorgehen soll?« meint er.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich habe keinen Anlaß, ihn festzunehmen. Ich kann ihn höchstens wegen illegalen Waffenbesitzes einbehalten. Sie suchen doch nach ihm, Sie müssen das entscheiden.«
    Ich verfluche die Stunde, in der ich mich auf den Fall Kolakoglou eingelassen habe. Ich bin bereits soweit, daß ich ihn bedaure, das Schwein.
    Ich bin beinahe völlig sicher, daß er mit dem Fall gar nichts zu tun hat, und dennoch spielen wir Räuber und Gendarm mit ihm.
    »Haben Sie das Hotel räumen lassen?« frage ich den Einsatzleiter.
    »Ja. Nur unsere Leute sind noch drinnen.«
    »Tun Sie, was er verlangt hat.« Der Einsatzleiter sieht mich unentschlossen an. Seiner Miene ist abzulesen, daß es ihm ganz und gar nicht in den Kram paßt, klein beizugeben. »Hören Sie zu«, sage ich zu ihm. »Kolakoglou sitzt in der Falle wie ein gefangenes Tier. Die Ankunft seiner Mutter hat ihn noch zusätzlich aufgewühlt. Man kann nicht abschätzen, ob er sich selber eine Kugel in den Kopf jagt oder ob er in seiner Verzweiflung wie wild in die Menge zu ballern beginnt.«
    Der Einsatzleiter entgegnet nichts, er überreicht mir nur stumm das Sprachrohr. Ich hebe es an meine Lippen. »In Ordnung, Kolakoglou. Wir erfüllen alles, was Sie verlangen, damit Sie herunterkommen.«
    Kolakoglou vernimmt meine Worte unbewegt. Alle Blicke richten sich auf mich. Das war’s, meine ich zu mir selbst. Von heute an gelte ich als der Bulle Hasenfuß, der die Hosen gestrichen voll hat.
    »Kommen Sie, Frau Kolakoglou. Alles wird gut«, sagt Sotiropoulos zur Mutter. Jetzt, wo alles in Ordnung kommt, hat sie für ihn an Reiz verloren. Er halst sie einem Polizeibeamten auf, um die Fortsetzung der Geschichte nicht zu verpassen.
    Der Einsatzleiter schickt einen Kriminalhauptwachtmeister vor, um unsere Leute aus dem Hotel zu holen. Die übrigen Polizeibeamten beginnen, die Straße von den Journalisten, Kleinbussen und Einsatzfahrzeugen zu räumen.
    »Sie handeln völlig richtig«, höre ich eine Stimme neben mir sagen. Ich drehe mich um und sehe Sotiropoulos. »Sie wissen, daß ich Sie weder besonders sympathisch finde noch besonders großes Vertrauen zu Ihnen habe. Diesmal jedoch muß ich sagen: Hut ab! Er hat schon unschuldig im Gefängnis gesessen, jetzt sollte der arme Hund nicht auch noch mit seinem Leben für die Fehler der anderen bezahlen müssen.«
    Ich spüre wieder einmal die Entzugserscheinung des ehemaligen Kettenrauchers, der alles für einen Zug geben würde. »Ich habe keine Zeit für Ihre Spielchen, Sotiropoulos«, sage ich entnervt zu ihm. »Was die Sympathie und das Vertrauen betrifft, beruht unsere Wertschätzung jedenfalls auf Gegenseitigkeit.«
    Ich schaffe es kaum, Sotiropoulos abzufertigen, als schon Petratos auf mich zutritt. »Werden Sie ihn tatsächlich laufen lassen?« Er ärgert sich grün und blau.
    »Was bleibt mir denn anderes übrig? Sie haben doch alles versaut!«
    »Glücklicherweise hatte ich die gute Idee, die Mutter herzubringen, und alles löst sich in Wohlgefallen auf«, sagt Sotiropoulos und blickt herausfordernd auf Petratos.
    Ich winke einen Polizeibeamten herüber. »Bringen Sie die Herren hier fort!« Sie tauschen den Blick zweier

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