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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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stürmen und da-
    vonsprinten. Ein dicker Mann mit Schürze folgte ihm, zumindest einige
    Schritte weit.
    »Haltet ihn! Haltet ihn! Ein Dieb ohne Lizenz!«
    »Ah«, machte Karotte. Zusammen mit Angua überquerte er die Straße
    und näherte sich dem Dicken, der jetzt nicht mehr lief, sondern wat-
    schelte.
    »Morgen, Herr Flanell«, sagte er. »Ärger gehabt?«
    »Der Kerl hat sieben Dol ar stibitzt, ohne mir die Diebeslizenz zu zei-
    gen!« beschwerte sich Herr Flanel . »Unternimm was dagegen! Immerhin
    zahle ich pünktlich die Steuern!«
    »Gleich beginnt eine wilde Verfolgungsjagd, keine Sorge«, erwiderte
    Karotte ruhig und holte ein Notizbuch hervor. »Sieben Dollar wurden
    gestohlen?«
    »Mindestens vierzehn.«
    Flanell richtete den Blick auf Angua, blinzelte und sah genauer hin –
    eine typisch männliche Reaktion.
    »Warum trägt sie einen Helm?«
    »Sie ist ein neuer Rekrut, Herr Flanell.«
    Angua lächelte, und Flanell trat einen Schritt zurück. »Aber sie ist ei-
    ne…«
    »Man muß mit der Zeit gehen«, sagte Karotte und steckte das Notiz-
    buch weg.
    Flanel besann sich wieder auf das Geschäftliche.
    »Von achtzehn Dollar mußte ich Abschied nehmen, wahrscheinlich für
    immer«, sagte er scharf.
    »Oh, nil desperandum, Herr Flanell, nil desperandum«, entgegnete Karotte fröhlich. »Komm, Obergefreite Angua. Setzen wir die Ermittlungen
    fort.«

    Er schlenderte los, und Flanell starrte den beiden Wächtern mit offe-
    nem Mund nach.
    »Vergeßt meine fünfundzwanzig Dol ar nicht!« rief er ihnen nach.
    »Wie sollen wir den Dieb einholen, wenn wir nicht rennen?« fragte An-
    gua.
    »Ich kenne eine viel einfachere Methode.« Karotte trat in eine Gasse,
    die so schmal war, daß sie nur für einen aufmerksamen Beobachter zu
    erkennen war. Zwischen zwei feuchten, moosbewachsenen Wänden
    setzten sie ihren Weg durch eine Welt des Zwielichts fort.
    »Eine interessante Sache«, meinte er nach einer Weile. »Bestimmt wis-
    sen nicht viele Leute, daß man vom Breiten Weg aus die Zephirstraße
    erreichen kann. Wenn man jemanden danach fragt, so bekommt man
    folgende Auskunft: Es ist unmöglich, von hier zur anderen Seite der
    Hemdgasse zu gelangen. Aber das läßt sich durchaus bewerkstelligen.
    Man geht einfach über die Mormiusstraße, zwängt sich hier an den Pfählen vorbei in den Darmkol erpfad – nicht übel, diese Dinger, sehr stabi-
    les Eisen –, und schon ist man in der Weilandgasse…«
    Am Ende der Gasse blieb er stehen und lauschte eine Zeitlang.
    »Worauf wartest du?« fragte Angua.
    Jemand kam ziemlich schnel näher und schnaufte dabei hingebungs-
    vol . Karotte lehnte sich an die Wand und streckte einen Arm in die Ze-
    phirstraße. Ein dumpfes Pochen erklang, Karottes Arm rückte nicht
    einen Zentimeter zur Seite. Genausogut hätte der Dieb gegen einen mas-
    siven Balken laufen können.
    Sie blickten auf den Bewußtlosen hinab. Silbermünzen rollten über das
    Kopfsteinpflaster.
    »Oje, oje, oje«, sagte Karotte. »Armer alter Hierundheute. Er hat mir
    versprochen, endlich damit aufzuhören. Na ja…«
    Er griff nach einem Bein.
    »Wieviel Geld ist es?« fragte er.
    »Sieht nach drei Dol ar aus«, antwortete Angua.
    »Gut. Die exakte Summe.«
    »Nein, der Ladeninhaber sprach von…«

    »Komm. Kehren wir zum Wachhaus zurück. Hierundheute kann sich
    freuen. Dies ist sein Glückstag.«
    »Warum soll heute sein Glückstag sein?« fragte Angua. »Wir haben ihn
    doch geschnappt, oder?«
    »Ja. Wir. Wenn ihn die Diebesgilde vor uns erwischt hätte – sie hätte ihn nicht annähernd so freundlich behandelt.«
    Hierundheutes Kopf hüpfte von Kopfstein zu Kopfstein.
    »Klaut drei Dol ar und rennt dann direkt nach Hause.« Karotte seufzte
    erneut. »Typisch für ihn. Er ist der schlimmste Dieb auf der ganzen
    Welt.«
    »Eben hast du doch gesagt, daß die Gilde…«
    »Wenn du länger hier bist, verstehst du al mählich, wie alles läuft«, sag-te Karotte. Hierundheutes Kopf stieß an die Bordsteinkante. »Man
    braucht eine Weile, um al es zu durchschauen. Und dann gelangt man zu
    einer erstaunlichen Erkenntnis: Es funktioniert. Ich wünschte, dem wäre
    nicht so, aber es funktioniert tatsächlich.«

    Während Hierundheute auf dem Weg zum Wachhaus eine Gehirner-
    schütterung erlitt, kam ein Clown ums Leben.
    Er wanderte durch die Gasse und fühlte sich völlig sicher, weil er be-
    reits die Jahresgebühr an die Diebesgilde entrichtet hatte. Plötzlich trat vor ihm eine dunkle Gestalt aus den

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