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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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herein.
    »Ich habe deine Gäste verabschiedet, Herr Edward«, sagte er.
    »Danke, Blenkin. Du kannst jetzt den Tisch abräumen.«
    »Ja, Herr Edward.«
    »Was ist mit der Ehre passiert, Blenkin?«
    »Ich weiß es nicht, Herr Edward. Ich habe sie nicht genommen.«
    »Sie wollten mir nicht zuhören.«
    »Nein, Herr.«
    »Sie wol ten mir nicht einmal z-uhören.«
    Edward nahm am Kamin Platz und blätterte in einer zerknitterten
    Ausgabe von Schenkelbeißers Die Thronfolge von Ankh-Morpork. Tote Kö-
    nige und Königinnen sahen ihn vorwurfsvol an.
    An dieser Stelle hätte die ganze Sache beendet sein können. In gewisser
    Weise war das auch der Fall: In Millionen von Universen ging sie hier zu Ende. Edward d’Eath wurde älter, und seine Besessenheit verwandelte
    sich in einen lebensfremden, auf Bücher, Ärmelschoner und Pantoffel

    fixierten Wahnsinn. Er entwickelte sich zu einem Spezialisten für das
    Königtum, doch kaum jemand erfuhr etwas davon, da er nur selten seine
    Zimmer verließ. Korporal Karotte wurde zum Feldwebel Karotte und
    starb schließlich im reifen Alter von siebzig Jahren bei einem recht ei-
    genartigen Zwischenfall, in den ein Ameisenbär verwickelt war.
    In einer Million Universen fielen die Obergefreiten Knuddel und De-
    tritus nicht ins Loch. In einer Million Universen fand Mumm nicht die
    Flöte. (In einem sehr seltsamen, theoretisch jedoch möglichen Univer-
    sum wurde das Wachhaus in Pastel farben neu gestrichen, und zwar von
    einem außer Rand und Band geratenen Wirbelwind, der auch die
    Türklinke reparierte und einige andere Arbeiten erledigte.) In einer Milli-on Universen versagte die Wache.
    In einer Million Universen war dies ein sehr kurzes Buch.
    Mit der Thronfolge von Ankh-Morpork auf den Knien schlief Edward ein und träumte von glorreichen Kämpfen. Das Wort »glorreich« nahm in
    Edwards Vokabular einen ähnlich zentralen Platz ein wie »Ehre«.
    Wenn Verräter und unehrenhafte Männer die Wahrheit nicht erkennen
    wol ten, so mußte er, Edward d’Eath, zum Finger des Schicksals werden.
    Manchmal achtet das Schicksal allerdings nicht darauf, wohin es mit
    dem Finger deutet.

    Hauptmann Mumm von der Stadtwache in Ankh-Morpork (Nacht-
    schicht) saß im zugigen Vorzimmer der Audienzkammer des Patriziers.
    Er trug seinen besten Mantel und hatte den Brustharnisch poliert. Der
    Helm ruhte auf seinen Knien.
    Mit unbewegter Miene starrte er an die Wand.
    Eigentlich sollte ich glücklich sein, dachte er. Und er war es auch. In
    gewisser Weise. Ja, kein Zweifel. Er freute sich.
    In einigen Tagen heiratete er.
    Dann würde er kein Wächter mehr sein.
    Dann wurde er ein vornehmer Herr, der nicht mehr arbeiten mußte.
    Er holte die kupferne Dienstmarke hervor und rieb sie geistesabwe-
    send am Mantelsaum. Dann hob er sie ins Licht. Hier und dort hatte sich

    etwas Patina gebildet, aber man konnte ganz deutlich lesen: AMSW Nr.
    177. Manchmal fragte er sich, wie viele Wächter vor ihm diese Marke
    besessen hatten.
    Nun, bald würde sie jemand anders bekommen.

    Dies ist Ankh-Morpork, »Stätte der tausend Überraschungen«, wie es in
    einer Broschüre der Kaufmannsgilde heißt. Was ist dem noch hinzuzu-
    fügen? Es ist ein wildwuchernder Ort mit einer Million Bewohnern, die
    größte Stadt auf der Scheibenwelt. Sie erstreckt sich auf beiden Seiten
    des Flusses Ankh, der so schlammig ist, daß er mit dem Grund nach
    oben zu fließen scheint.
    Besucher fragen: Wie kann eine so große Stadt existieren? Was erhält sie am Leben? Und angesichts des Flusses, den man kauen kann: Woher
    kommt das Trinkwasser? Was ist die Grundlage der urbanen Ökonomie?
    Und wieso funktioniert sie, den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit zum Trotz?
    Eigentlich stel en Besucher solche Fragen nicht sehr häufig. In vielen
    Fäl en fragen sie nur: »Wo geht’s, du weißt schon… äh… äh, zu den, na
    ja, den jungen Frauen?«
    Aber wenn jemand zumindest eine Zeitlang mit dem Gehirn dachte,
    kamen ihm derartige Fragen in den Sinn.

    Der Patrizier von Ankh-Morpork lehnte sich auf dem schmucklosen
    Stuhl zurück und lächelte wie ein vielbeschäftigter Mann, der am Ende
    eines arbeitsreichen Tages folgenden Eintrag in seinem Terminkalender
    findet: 19.00 Uhr bis 19.05 Uhr: fröhlich, entspannt und allgemein nett
    sein.
    »Nun, ich habe deinen Brief natürlich sehr bedauert, Hauptmann…«
    »Ja, Herr«, sagte Mumm. Sein Gesichtsausdruck blieb so hölzern wie
    eine Möbelfabrik.
    »Bitte, nimm Platz, Hauptmann.«
    »Ja,

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