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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hören.«
    Obergefreite Angua beobachtete den dunstigen Horizont.
    Sie lächelte.
    Karotte errötete.
    Obergefreite Angua hatte das Salutieren auf Anhieb gelernt. Ihre Uni-
    form war erst vol ständig, wenn jemand einen Brust harnisch zum Waf-fenschmied brachte und den alten Remitt darauf hinwies, daß er hier und hier ordentliche Beulen klopfen sol te. Eine geeignete Kopfbedeckung gab es nicht: Kein Helm konnte eine solche Masse aus aschblondem

    Haar unter sich verbergen. Aber solche Dinge brauchte Angua sicher gar
    nicht, vermutete Karotte. Die Leute würden bei ihr Schlange stehen, um
    sich festnehmen zu lassen.
    »Was machen wir jetzt?« fragte sie.
    »Ich schlage vor, wir kehren zum Wachhaus zurück«, sagte Karotte.
    »Dort liest Feldwebel Colon den Abendbericht vor.«
    Auch das Gehen beherrschte Angua vorzüglich; die speziel e Fortbe-
    wegungsweise der Wächter auf Patrouille: Man hob die Füße dabei so
    wenig wie möglich vom Boden, um Kraft zu sparen, ging praktisch aus
    den Hüften heraus. Auf diese Weise konnte man stundenlang laufen,
    ohne zu ermüden. Der Obergefreite Detritus brauchte noch eine Weile,
    bis er richtiges Patrouillengehen lernte. Zuerst mußte er aufhören, sich
    beim Salutieren bewußtlos zu schlagen.
    »Feldwebel Colon«, wiederholte Angua. »Das ist der Dicke?«
    »Ja.«
    »Warum hält er sich einen Affen?«
    »Oh«, sagte Karotte. »Ich glaube, du meinst Korporal Nobbs.«
    »Er ist ein Mensch? Sein Gesicht sieht aus wie ein Puzzle, das jemand
    falsch zusammengesetzt hat!«
    »Der arme Kerl hat das eine oder andere Furunkel. Er stel t die son-
    derbarsten Dinge damit an. Achte darauf, daß du nie zwischen ihn und
    einen Spiegel gerätst.«
    Sie begegneten nur wenigen Passanten. Die meisten Leute blieben in
    den Häusern – es war zu heiß, selbst für einen Sommer in Ankh-
    Morpork. Jeder einzelne Stein schien Hitze auszustrahlen. Der Fluß
    wälzte sich träge in seinem Bett wie ein Student gegen elf Uhr morgens.
    Wer nicht unbedingt unterwegs sein mußte, hockte im Kel er und warte-
    te auf den Abend.
    Karotte schritt durch die Straßen, als gehörten sie ihm, und auf seiner
    Stirn glänzte ein Film aus ehrlichem Schweiß. Ab und zu erwiderte er
    einen Gruß. Al e kannten ihn. Es war auch kaum möglich, ihn zu über-
    sehen: Es gab sonst niemanden, der zwei Meter groß war und rotes Haar
    hatte. Außerdem war er ständig in eine Aura unerschütterlicher Zuver-
    sicht gehüllt.

    »Im Wachhaus habe ich jemanden mit einem granitenen Gesicht gese-
    hen«, sagte Angua, als sie dem Verlauf des Breiten Weges folgten. »Wer
    war das?«
    »Das muß der Troll Detritus gewesen sein«, antwortete Karotte. »Frü-
    her nahm er es mit den Gesetzen nicht ganz so genau. Aber jetzt, da er
    sich um Rubins Gunst bemüht, hält er es für angebracht…«
    »Nein, ich meine den Mann «, warf Angua ein, die noch nicht wußte, daß Karotte Schwierigkeiten mit Metaphern hatte. »Seine Miene… Er
    schien sehr niedergeschlagen zu sein.«
    »Oh, du sprichst von Hauptmann Mumm. Soweit ich weiß, ist er von
    niemandem geschlagen worden. Und in einigen Tagen verläßt er die Wa-
    che und heiratet.«
    »Er scheint sich kaum darüber zu freuen«, kommentierte Angua.
    »Keine Ahnung.«
    »Und ich glaube, die neuen Rekruten gefal en ihm nicht.«
    Eine weitere Eigenschaft von Korporal Karotte war, daß er nicht lügen
    konnte.
    »Nun, er hat wenig übrig für Trolle«, sagte er. »Er schwieg den ganzen
    Tag, als er erfuhr, daß wir einen Trol -Rekruten in unsere Truppe auf-
    nehmen mußten. Und dann durfte natürlich auch ein Zwerg nicht fehlen
    – andernfal s hätte es Probleme gegeben. Ich bin ein Zwerg, aber das
    glauben mir die hiesigen Zwerge nicht.«
    »Ach?« Angua musterte ihn.
    »Meine Mutter bekam mich durch Adoption.«
    »Oh. Nun, ich bin weder Troll noch Zwerg«, sagte Angua zuckersüß.
    »Nein, aber du bist eine F…«
    Angua blieb stehen. » Das ist der Grund, nicht wahr? Meine Güte, leben wir nun im Jahrhundert des Flughunds oder nicht? Denkt der Hauptmann wirklich so überholt?«
    »Er ist in seinen Gewohnheiten festgefahren.«
    »Wohl eher erstarrt.«
    »Der Patrizier meinte, wir müßten auch die Minoritäten in der Stadt
    repräsentieren«, sagte Karotte.

    »Minoritäten!«
    »Tut mir leid. Wie dem auch sei: Am Ende der Woche zieht sich
    Mumm in den Ruhestand zurück und…«
    Auf der anderen Straßenseite krachte es. Karotte und Angua drehten
    sich um und sahen jemanden aus einer Taverne

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