Helle Barden
eigenen Triumph in vol en Zügen zu genießen.
Böse wol en sehen, wie man vor ihnen kriecht. Sie zögern den Augenblick des Tötens hinaus, wie ein Raucher damit wartet, eine gute Zigarre
anzuzünden.
Deshalb sol te man hoffen, einem Bösen ausgeliefert zu sein. Denn der
Gute löscht das Leben aus, ohne ein Wort zu verlieren.
Jähes Entsetzen erfaßte Mumm, als er hörte, wie Karotte aufstand.
»Professor Kreuz, ich verhafte dich wegen der Ermordung von Bjorn
Hammerhock, Edward d’Eath, Beano, Nimmer Niedlich und Oberober-
gefreiter Knuddel von der Stadtwache.«
»Meine Güte, so viele Leute sol ich umgebracht haben? Was Bruder
Beano betrifft… der wurde von Edward getötet. Es war seine Idee –
obgleich er behauptete, es sei unabsichtlich geschehen. Und Hammerhock kam durch einen Unfal ums Leben. Er fummelte an dem Gfähr herum,
und dadurch löste sich ein Schuß; die Kugel pral te vom Amboß ab und
traf ihn. Ich weiß es von Edward. Er kam zu mir. War völ ig außer sich,
der arme Junge. Sprach sich al es von der Seele. Und nachdem er mir
al es geschildert hatte, brachte ich ihn um. Was hätte ich sonst tun sol-
len? Er litt an unheilbarem Wahnsinn. Solche Leute kann man einfach
nicht zur Vernunft bringen. Darf ich vorschlagen, daß du ein wenig zu-
rücktrittst? Es wäre mir lieber, nicht auf dich schießen zu müssen. Ich
drücke nur ab, wenn du mir keine Wahl läßt!«
Mumm hatte den Eindruck, daß Kreuz mit sich selbst stritt. Das Gfähr
schwang hin und her.
»Er faselte wirres Zeug«, fuhr der Professor fort. »Meinte, das Gfähr
hätte Hammerhock getötet. Ich fragte: Sprichst du von einem Versehen,
von einem Unfal ? Und er antwortete: Nein, das Gfähr brachte ihn um.«
Karotte trat noch einen Schritt vor. Kreuz schien ganz auf seine eigene
Welt konzentriert zu sein.
»Nein! Das Gfähr hat auch die junge Bettlerin erschossen. Ich habe
damit nichts zu tun! Was sol te ich davon haben, eine Bettlerin zu töten?«
Kreuz wich zurück, doch das Gfähr neigte sich nach oben und zielte
auf Karotte. Es schien sich von ganz allein zu bewegen wie ein schnüf-
felndes Tier…
»Duck dich!« flüsterte Mumm und tastete nach seiner Armbrust.
»Er meinte, das Gfähr sei eifersüchtig. Hammerhock hätte weitere
Gfähre gebaut. Bleib stehen!«
Karotte verkürzte die Distanz um einen weiteren Schritt.
»Ich mußte Edward töten! Er war hoffnungslos romantisch und hätte
al es falsch angefaßt. Aber in einem Punkt hatte er recht: Ankh-Morpork
braucht einen König!«
Das Gfähr erzitterte und schoß, als Karotte zur Seite sprang.
Die Helligkeit von Gerüchen erfüllte die Tunnel, insbesondere die grel-
len, beige- und orangefarbenen Töne von alten Abwasserkanälen. Hier
unten wehte kein Wind, der die unterschiedlichen Duftspuren miteinan-
der vermischte. Die von Professor Kreuz stammende Linie schlängelte
sich ohne Unterbrechung durch die stehende Luft.
Dazu kam der Geruch des Gfährs, brennend wie Salz in einer Wunde.
Ich habe den Gfährgeruch auch in der Gilde wahrgenommen, dachte
Angua. Als Kreuz an uns vorbeiging. Gaspode erklärte ihn mit der lan-
gen Präsenz des Gfährs im Gebäude. Aber es ist dort nicht abgefeuert
worden. Ich habe es gerochen, weil jemand damit geschossen hat.
Sie lief durch das Wasser einer großen Höhle, und mit ihrer Nase sah
sie drei Gestalten: die erste roch undeutlich nach Mumm; die zweite,
liegende, identifizierte sie als Karotte. Und die dritte mit dem Gfähr…
Von einem Augenblick zum anderen dachte Angua nicht mehr mit
dem Kopf und gab den Instinkten nach. Wolfsmuskeln beschleunigten
sie, und sie sprang. Wassertropfen lösten sich aus ihre Mähne, und der
Blick galt dem Hals des Assassinen.
Das Gfähr krachte viermal. Und kein Schuß ging daneben.
Angua pral te gegen den Mann und stieß ihn zurück.
Mumm stand schnaufend auf.
»Sechs Schüsse! Das waren sechs Schüsse, du Mistkerl! Jetzt bist du
dran!«
Kreuz wirbelte herum, als Mumm auf ihn zustapfte. Er floh durch ei-
nen Tunnel, und bei jedem Schritt platschte es.
Mumm nahm Karottes Armbrust, zielte und zog den Abzug durch.
Nichts geschah.
»Karotte! Du Idiot hast das Ding überhaupt nicht gespannt!«
Er drehte sich um.
»Komm! Wir dürfen ihn nicht entkommen lassen!«
»Es ist Angua, Hauptmann.«
»Was?«
»Sie ist tot.«
»Karotte! Kannst du ihr jetzt noch helfen? Nein. Also komm mit!«
»Ich… wir dürfen sie nicht einfach hier
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