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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gewaschen.
    Jetzt erklangen neue Geräusche von Schritten im Schlamm. Man hörte
    sie nur, wenn sich die Ohren bereits auf den akustischen Hintergrund
    eingestel t hatten. Ein Schemen bewegte sich in der Düsternis und ver-
    harrte in einem Kreis aus Dunkelheit, der den Zugang zu einem anderen
    Tunnel markierte…

    »Wie fühlst du dich, Euer Exzellenz?« fragte Korporal Nobbs.
    »Wer bist du?«

    »Korporal Nobbs, Herr!« erwiderte Nobby und salutierte.
    »Gehörst du zur Wache?«
    »Ja, Herr!«
    »Ah, du bist der Zwerg, nicht wahr?«
    »Nein, Herr. Du meinst den verstorbenen Knuddel, Herr! Ich bin einer
    der Menschen, Herr!«
    »Hat man dich infolge… besonderer Maßnahmen in die Wache aufge-
    nommen?«
    »Nein, Herr«, sagte Nobby stolz.
    »Bemerkenswert«, murmelte der Patrizier. Der Blutverlust machte ihn
    benommen. Darüber hinaus hatte er vom Erzkanzler einen Trunk be-
    kommen, angeblich ein hervorragendes Heilmittel. Es blieb die Frage,
    was er heilte. Vermutlich Vertikalität. Lord Vetinari verzichtete jedoch darauf, sich hinzulegen. Er hielt es für besser, aufrecht zu sitzen, damit die Bürger sahen, daß er lebte. Viele neugierige Leute blickten durch die Tür, und der Patrizier wol te deutlich darauf hinweisen, daß Gerüchte
    von seinem Tod weit übertrieben waren.
    Korporal Selbsternannter Mensch Nobbs und einige andere Wächter
    weilten auf Mumms Befehl hin in unmittelbarer Nähe Seiner Exzellenz.
    Einige der Gestalten schienen breiter zu sein, als Vetinari sie in Erinnerung hatte.
    »He, du, guter Mann«, sagte er. »Hast du den Königsshilling genom-
    men?«
    »Ich nie nichts nehmen.«
    »Prächtig. Gut gemacht.«
    Dann kam jähe Bewegung in die Menge. Etwas Goldbraunes, das ent-
    fernt an einen Hund erinnerte, raste heran, knurrte und schnüffelte. Es
    verschwand sofort wieder und lief mit langen, geschmeidigen Sätzen in
    Richtung Bibliothek.
    Der Patrizier hörte Stimmen.
    »Fred?«
    »Ja, Nobby?«
    »Erschien dir das irgendwie vertraut?«

    »Ich weiß, was du meinst.«
    Nobby wand sich unruhig hin und her.
    »Du hättest sie ausschimpfen müssen, weil sie keine Uniform trug«,
    meinte er.
    »Leicht gesagt.«
    »Wenn ich ohne Kleidung durch die Gegend liefe, würdest du bestimmt nicht zögern, mir einen halben Ankh-Morpork-Dollar Bußgeld abzu-knöpfen…«
    »Hier hast du einen halben Dollar, Nobby. Und jetzt sei still.«
    Lord Vetinari sah die beiden Wächter an und strahlte. Ein dritter hock-
    te in der Ecke – einer der großen und breiten…
    »Ist noch immer alles in Ordnung mit dir, Euer Exzellenz?« fragte
    Nobby.
    »Wer ist der Herr?«
    Nobbs folgte dem Blick des Patriziers.
    »Der Troll Detritus, Herr.«
    »Warum hockt er so da?«
    »Er denkt nach, Herr.«
    »Er hat sich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gerührt.«
    »Er denkt langsam, Herr.«
    Detritus richtete sich auf. Die Bewegung erinnerte an einen großen
    Kontinent, der mit einer tektonischen Aktivität begann, die schließlich
    zur Entstehung eines gewaltigen, eindrucksvollen Gebirges führen wür-
    de. Die Zuschauer wußten nicht, wie Berge entstanden, doch jetzt ge-
    wannen sie eine ungefähre Vorstel ung: Es ließ sich mit Detritus’ Auf-
    stehen vergleichen. In der einen Hand des Trolls ruhte Knuddels Axt.
    »Ja, er denkt langsam«, sagte Nobby. »Aber manchmal auch sehr
    gründlich.« Er hielt nach einem Fluchtweg Ausschau.
    Detritus starrte die Leute an, als fragte er sich, was sie an diesem Ort
    zu suchen hatten. Mit schwingenden Armen ging er los.
    »Oberobergefreiter Detritus, äh…« Colon zögerte kurz. »Rühren?«

    Der Trol ignorierte ihn. Inzwischen bewegte er sich auf die gleiche
    trügerische Weise wie Lava.
    Er erreichte die Wand und stieß sie beiseite.
    »Hat ihm jemand Schwefel gegeben?« fragte Nobby.
    Colon drehte sich zu den übrigen Wächtern um. »Obergefreiter Bauxit!
    Obergefreiter Kohlenfresse! Nehmt den Oberobergefreiten Detritus
    fest!«
    Die beiden Trolle sahen erst Detritus nach, wechselten dann einen
    Blick und wandten sich an Colon.
    Bauxit salutierte umständlich.
    »Bitte um Erlaubnis, teilzunehmen am Begräbnis meiner Großmutter,
    Herr.«
    »Warum?«
    »Entweder ihr Begräbnis oder meins, Feldwebel.«
    »Wir eingeschlagen bekommen unsere Goohuloog-Köpfe«, sagte Koh-
    lenfresse, der weniger umständlich dachte.

    Ein Streichholz wurde entzündet und brannte wie eine Nova in der Ka-
    nalisation.
    Mumm steckte erst seine Zigarre an und hielt die Flamme dann an den
    Docht einer

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