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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Poltern fielen zwei Körper zu Boden.
    Karotte stieß sie mit der Sandale an. Dann drehte er sich um, schritt
    den Zwergen entgegen und bebte vor Zorn.

    In der Gasse biß Feldwebel Colon voller Furcht in den Rand seines
    Helms.
    »Ihr habt Waffen, nicht wahr?« knurrte Karotte und wandte sich damit an die hundert Zwerge. »Gebt es zu! Wenn ihr die Waffen nicht sofort
    fallen laßt, dann verhafte ich die ganze Parade, und ich meine wirklich
    die ganze Parade! Es ist mir ernst damit!«
    Die vorn stehenden Zwerge traten einen Schritt zurück. Hier und dort
    klirrte es, als Objekte aus Metal auf dem Boden landeten.
    » Alle Waffen«, sagte Karotte drohend. »Das gilt auch für den Zwerg mit dem schwarzen Bart, der sich gerade hinter Herrn Schinkenwurf
    versteckt. Ich sehe dich, Herr Starkimarm! Laß das Ding fal en. Niemand findet dein Verhalten lustig!«
    »Er wird sterben, nicht wahr?« hauchte Angua.
    »Komische Sache«, erwiderte Nobby. »Wenn wir so etwas versuchen würden, müßten wir damit rechnen, in Stücke gehauen zu werden. Aber
    bei ihm scheint’s zu klappen.«
    »Krisma«, sagte Feldwebel Colon, der sich nun an die Wand lehnte,
    weil ihm die Knie zitterten.
    »Meinst du vielleicht Charisma?« fragte Angua.
    »Ja. So was in der Art.«
    »Wie bringt er das fertig?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Nobby. »Weil ihn al e nett finden?«
    Karotte drehte sich zu den hämisch grinsenden Trollen um.
    »Was euch betrifft…«, sagte er. »Heute abend führt mich der Streifen-
    gang auch zum Steinbruchweg, und wehe, wenn es dort irgendwelche
    Probleme gibt, klar?«
    Große Füße scharrten, und ein wortloses Murmeln erklang.
    Karotte wölbte die Hand hinter seinem Ohr.
    »Ich habe euch nicht verstanden.«
    Das Murmeln schwoll an zu einem Brummen, metamorphierte zu ei-
    ner Tokkata für hundert widerstrebende Stimmen: »Ja, Korporal Karot-
    te.«

    »Gut. Geht jetzt. Seid brav. Ich möchte nicht, daß sich dieser Unsinn
    wiederholt.«
    Karotte klopfte sich den Staub von den Händen und lächelte freund-
    lich. Die Trolle wirkten verwirrt. Rein theoretisch war Karotte nur ein
    dünner Film aus zerriebenem Fleisch auf dem Pflaster. Aber aus irgend-
    einem Grund konnte diese Theorie nicht in die Praxis umgesetzt werden.
    »Er hat hundert Trolle aufgefordert, ›brav‹ zu sein«, sagte Angua. »Ei-
    nige von ihnen sind gerade erst aus den Bergen gekommen. Anderen
    wächst Moos auf dem Rücken!«
    »Das Intelligenteste an einem Troll«, bemerkte Feldwebel Colon.
    Und dann explodierte die Welt.

    Die Wächter hatten das Wachhaus verlassen, bevor Hauptmann Mumm
    zum Pseudopolisplatz zurückkehrte. Er stapfte die Treppe zu seinem
    Büro hoch, setzte sich dort auf einen knarrenden Stuhl und starrte an die Wand.
    Er wol te die Nachtwache verlassen. Kein Zweifel.
    Konnte man so etwas viel eicht Leben nennen? Nein, Leben gewiß
    nicht.
    Zu nachtschlafender Zeit arbeiten. Nie sicher sein, wie die Gesetze in
    einer so pragmatischen Stadt am nächsten Tag beschaffen waren. Kein
    nennenswertes Privatleben. Schlechtes Essen, das man hinunterschlingen
    mußte, wenn sich eine Gelegenheit dazu bot. Er hatte sich sogar dazu
    hinreißen lassen, Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnappers Würst-
    chen-in-Brötchen zu probieren. Es schien entweder zu regnen oder sehr
    heiß zu sein. Freunde gab es keine, abgesehen von den Kol egen – sie
    waren die einzigen Personen, die in derselben Welt lebten.
    Und in einigen Tagen sol te sich al es ändern. Dann saß Mumm, wie es
    Feldwebel Colon ausgedrückt hatte, »an der Futterkrippe«. Dann brauch-
    te er nur noch seine Mahlzeiten einzunehmen und den Dienern Anwei-
    sungen zu geben.
    Manchmal erinnerte er sich an den alten Feldwebel Keppel. Er hatte
    die Wache kommandiert, als Mumm Rekrut gewesen war. Kurze Zeit
    später zog er sich in den Ruhestand zurück. Damals legten sie al e zu-

    sammen und kauften ihm eine jener billigen Uhren, die ein paar Jahre
    lang gingen – bis sich der Dämon darin in Luft auflöste.
    Eine dämliche Idee, dachte Mumm schwermütig und starrte weiterhin
    an die Wand. Jemand verläßt den aktiven Dienst, gibt Marke, Sanduhr
    und Glocke zurück… Und was schenkt man ihm? Eine Uhr.
    Am nächsten Tag kam Keppel trotzdem zur Arbeit, mit der Uhr, um
    die Neuen in al es einzuweihen. Und um einige liegengebliebene Dinge
    zu erledigen, haha. Um den jungen Kerlen zu zeigen, wie man Schwie-
    rigkeiten mied, haha. Einen Monat später brachte er die Kohle, fegte,
    machte

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