Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
eine Freundin gefunden hast. Das klang so, als…«
    »Schon ein kurzes Lecken würde mir genügen.«
    »Klappe.«

    »Die allgemeine Unzufriedenheit ist allein Lord Vetinaris Schuld«, sagte
    der Herzog von Eorle. »Der Mann hat keinen Stil! Wegen ihm leben wir
    nun in einer Stadt, in der Kaufleute ebensoviel Einfluß haben wie Baro-
    ne. Er hat sogar zugelassen, daß sich die Klempner in einer Gilde zusammenschließen! Meiner bescheidenen Meinung nach ist das gegen die Na-
    tur.«
    »Es wäre nicht so schlimm, wenn er ein gesellschaftliches Beispiel gä-
    be«, verkündete Lady Omnius.
    »Oder wenn er endlich beschlösse, richtig zu regieren«, fügte Lady Se-
    lachi hinzu. »Aber er läßt den Leuten praktisch al es durchgehen.«
    »Ich gebe zu, die alten Könige entsprachen nicht unbedingt unseren
    Vorstel ungen, zumindest nicht die letzten«, sagte der Herzog von Eorle.
    »Aber meiner bescheidenen Meinung nach symbolisierten sie wenigstens
    etwas. Damals hatten wir eine anständige Stadt. Die Leute waren re-
    spektvoll und kannten ihren Platz in der Gesellschaft. Sie arbeiteten,
    anstatt dauernd auf der faulen Haut zu liegen. Wir öffneten die Tore
    nicht jedem Pöbel. Und wir hatten das Gesetz. Das stimmt doch,
    Hauptmann?«
    Hauptmann Samuel Mumm blickte aus gläsernen Augen am linken
    Ohr des Sprechers vorbei.
    Zigarrenrauch hing dick und fast reglos in der Luft. Mumm wurde sich
    vage bewußt, daß er mehrere Stunden damit verbracht hatte, zuviel zu
    essen, noch dazu in der Gesel schaft von Leuten, die er nicht mochte.
    Er sehnte sich nach dem Geruch feuchter Straßen und dem Gefühl
    von Kopfsteinen unter dünnen Sohlen. Ein Tablett vol mit der Verdau-
    ung förderlichen Getränken schwebte um den Tisch herum, doch
    Mumm hatte bisher darauf verzichtet, nach einem der Gläser zu greifen
    – um Sybil nicht zu verärgern. Sie war bemüht, ihren Unwillen nicht zu
    zeigen, womit sie die latente Gereiztheit des Hauptmanns stimulierte.
    Die Wirkung von Bärdrückers Leckertropfen ließ immer mehr nach,
    und Mumm verabscheute es, nüchtern zu sein – dann wurde er nach-
    denklich. Einer der ihn bedrängenden Gedanken teilte folgendes mit: Es
    gibt überhaupt keine »bescheidene Meinung«.
    Er hatte kaum Erfahrung mit den Reichen und Mächtigen. Das galt
    auch für seine Kol egen. Nicht, daß die Reichen und Mächtigen etwa
    weniger dazu neigten, die Gesetze zu brechen. Von Reichen und Mächti-
    gen verübte Verbrechen befanden sich vielmehr so weit über dem nor-
    malen Niveau der Kriminalität, daß Männer mit billigen Stiefeln und

    rostenden Kettenhemden nichts damit zu tun bekamen. Zum Beispiel
    war es völ ig legal, hundert Baracken in den Slums zu besitzen; doch wer
    in ihnen wohnte, machte sich dadurch fast strafbar. Es verstieß nicht
    gegen das Gesetz, ein Assassine zu sein – die Gilde ließ darüber nichts
    verlauten, aber ein wichtiger Qualifikationsfaktor für die Mitgliedschaft war die Abstammung, aus einer »feinen Familie«. Wenn man genug Geld
    hatte, verübte man keine Verbrechen mehr, höchstens amüsante kleine
    »Jugendsünden«.
    »Ganz gleich, wohin man schaut: Überall hochnäsige Zwerge, arrogan-
    te Trolle und respektlose Bürger«, sagte Lady Selachi . »Inzwischen leben in Ankh-Morpork mehr Zwerge als in manchen ihrer eigenen Städte –
    oder wie sie ihre Löcher nennen.«
    »Was meinst du, Hauptmann?« fragte der Herzog von Eorle.
    »Hmm?« Mumm nahm eine Weintraube und drehte sie langsam hin
    und her.
    »Was hältst du von dem gegenwärtigen ethnischen Problem in der
    Stadt?«
    »Haben wir eins?«
    »Nun… denk nur an den Steinbruchweg! Dort wird jeden Abend ge-
    kämpft!«
    »Und die Kerle haben überhaupt keinen Sinn für Religion!«
    Mumm betrachtete die Weintraube. Am liebsten hätte er folgende
    Antwort gegeben: Natürlich kämpfen sie. Schließlich sind es Trolle. Sie hauen sich gegenseitig Knüppel auf den Schädel – weil sich Trolle vor
    al em mit Körpersprache verständigen und… äh… gern brül en. Nur der
    Mistkerl Chrysopras macht manchmal Probleme, indem er Menschen
    nachäfft und zu schnel lernt. Und was die Religion betrifft: Trollgötter schwangen bereits ihre Keulen, als wir erst noch lernen mußten, daß
    man Steine nicht essen kann.
    Dies al es wollte Mumm sagen, doch die Erinnerung an den toten
    Zwerg weckte etwas Gemeines in ihm.
    Er legte die Traube auf das Tablett zurück.
    »Stimmt haargenau«, schwadronierte er. »Meiner Ansicht nach sol te
    man die

Weitere Kostenlose Bücher