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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dort umsehen. Und diesmal in Begleitung eines
    Zwerges.«
    Und damit nicht genug, fügte er in Gedanken hinzu. Mein Begleiter ist
    Korporal Karotte. Und den finden alle sympathisch.

    Mumm lauschte stumm dem für ihn unverständlichen Gespräch auf
    zwergisch. Karotte schien sich al mählich durchzusetzen, aber es war
    knapp. Der Clan gab nicht etwa nach, weil er Vernunft annahm oder sich
    dem Gesetz beugte, sondern weil Karotte um einen Gefal en bat.
    Schließlich wandte sich der Korporal halb um. Er saß auf einem Zwer-
    genstuhl, was bedeutete, daß seine Knie den Kopf rahmten.
    »Weißt du, die Werkstatt eines Zwergs ist sehr wichtig.«
    »Ja«, sagte Mumm. »Ich verstehe.«
    »Und… äh… du bist ein Großer.«
    »Wie bitte?«
    »Ein Großer. Du bist größer als ein Zwerg.«
    »Oh.«
    »Das Innere einer Zwergenwerkstatt ist wie… wie das Innere seiner
    Kleidung, wenn du verstehst, was ich meine. Die Zwerge hier… sie ha-
    ben gesagt, daß du dich in der Werkstatt umsehen darfst, solange ich bei
    dir bin. Aber du sol st nichts anrühren. Sie sind nicht sehr glücklich dar-
    über.«
    Ein Zwerg – vielleicht Frau Hammerhock – holte ein Schlüsselbund
    hervor.
    »Ich bin mit Zwergen immer gut zurechtgekommen«, sagte Mumm.
    »Sie sind al es andere als begeistert, Hauptmann. Ähm. Sie glauben, wir
    bringen nichts zustande.«
    »Wir geben uns al e Mühe!«
    »Viel eicht hätte ich mich etwas klarer ausdrücken sol en. Sie halten uns nicht etwa für unfähig oder so. Derartige Annahmen liegen ihnen fern.
    Sie bezweifeln nur, daß unsere Ermittlungen Ergebnisse erzielen dürfen.«

    »Au!«
    »Tut mir leid, Hauptmann«, sagte Karotte, der wie ein umgedrehtes L
    ging. »Nach dir. Und stoß nicht mit dem Kopf an…«
    »Au!«
    »Du solltest dich besser setzen und es mir überlassen, mich hier umzu-
    sehen.«
    Die Werkstatt war lang und niedrig und hatte am gegenüberliegenden
    Ende eine Tür. Eine große Werkbank stand unter einem Oberlicht…
    Hinzu kamen eine kleine Schmiede, ein Werkzeuggestell… und ein
    Loch.
    Etwa einen halben Meter über dem Boden hatte sich ein Putzbrocken
    aus der Wand gelöst, und die Steine darunter waren gesplittert. Risse
    gingen wie Strahlen von dem Loch aus.
    Mumm rieb sich den Nasenrücken. Er hatte heute keine Zeit gefunden,
    auszuruhen und zu schlafen. Das war ein weiteres seiner zukünftigen
    Probleme: Er mußte lernen, im Dunkeln zu schlafen. Er konnte sich
    nicht erinnern, wann er zum letztenmal des Nachts unter die Bettdecke
    gekrochen war.
    Er schnupperte.
    »Hier riecht’s nach Feuerwerkskörpern«, stellte er fest.
    »Vielleicht liegt das an der Schmiede«, sagte Karotte. »Außerdem haben
    Trolle und Zwerge überall in der Stadt mit Böllern herumgespielt.«
    Mumm nickte.
    »Na schön«, brummte er. »Was sehen wir hier?«
    »Jemand hat ziemlich fest an die Wand geklopft«, erwiderte Karotte.
    »Das könnte zu jedem beliebigen Zeitpunkt geschehen sein«, meinte
    Mumm.
    »Nein, Hauptmann. Der Putz liegt noch auf dem Boden, und Zwerge
    halten ihre Werkstätten immer sauber.«
    »Tatsächlich?«
    Mumm bemerkte einige Waffen auf der Werkbank, die meisten von
    ihnen erst halb fertiggestel t. Er griff nach einer Armbrust.

    »Herr Hammerhock hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Offenbar
    kannte er sich gut mit Mechanismen und so aus.«
    »Er genoß einen hervorragenden Ruf«, sagte Karotte. Vorsichtig beta-
    stete er die anderen Gegenstände auf der Werkbank. »Er galt als sehr
    geschickt. In seiner Freizeit konstruierte er Spieldosen. Er konnte einer mechanischen Herausforderung nie widerstehen. Äh. Wonach suchen
    wir hier eigentlich, Hauptmann?«
    »Keine Ahnung. He, das ist wirklich beeindruckend…«
    Mumm deutete auf eine Kriegsaxt, die so schwer war, daß er sie kaum
    heben konnte. Komplexe Muster schmückten die Klinge. Dieses Objekt
    war ganz offensichtlich das Ergebnis mehrerer Wochen Arbeit.
    »Scheint nicht gerade für den al täglichen Einsatz bestimmt zu sein.«
    »O nein«, sagte Karotte. »Das ist eine Grabwaffe.«
    »Damit kann man jemanden ohne Zweifel ins Grab bringen.«
    »Ich meine, sie dient als Grabbeilage. Jeder Zwerg wird mit einer Waffe
    bestattet. Sie sol ihn in das… Leben nach dem Leben begleiten.«
    »Diese Axt ist ein Kunstwerk! Ihre Schneide – aargh.« Mumm saugte
    an seinem Finger. »Rasiermesserscharf, die Schneide.«
    Karotte wirkte überrascht. »Natürlich. Für den toten Zwerg wäre es
    kaum von Vorteil, wenn er ihnen mit einer

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