Helle Barden
Sorte, aber
wir mögen ihn ettzehtra. Kein Problem. Weißt du, ich bin nur gern un-
terwegs«, sagte Gaspode.
»Wie ich sehe, trägst du kein Halsband.«
»Ist abgefallen.«
»Ach?«
»Wegen der vielen Rheinkiesel daran. Sie waren zu schwer.«
»Kann ich mir denken.«
»Ich habe jede Menge Freiheiten«, meinte Gaspode.
»Das sehe ich.«
»Manchmal kehre ich… äh… tagelang nicht heim.«
»Im Ernst?«
»Sogar wochenlang.«
»Natürlich.«
»Aber wenn ich dann heimkehre, freuen sich al e sehr«, brummte Gaspode.
»Du hast doch erzählt, daß du bei der Unsichtbaren Universität
schläfst«, sagte Angua, als sie die Rauhreifstraße erreichten.
Ein oder zwei Sekunden lang wirkte Gaspode ratlos, doch er faßte sich
schnel .
»Ja, genau«, entgegnete er. »Nu-un, du weißt ja, wie das ist mit Famili-
en. Die Kinder wol en einen dauernd streicheln und hochheben. Geben
einem ständig Kekse und was weiß ich. Das kann einem ganz schön auf
die Nerven gehen. Deshalb ziehe ich mich oft zur Universität zurück,
um dort in aller Ruhe zu schlummern.«
»Klar.«
»Sogar noch öfter als oft.«
»Ja?«
Gaspode jaulte leise.
»Du sol test vorsichtig sein. Eine junge Hündin wie du könnte in dieser
Stadt erhebliche Probleme bekommen.«
Sie verharrten am hölzernen Pier hinter Hammerhocks Werkstatt.
»Wie…«, begann Angua unschlüssig.
Verschiedene Gerüche wehten ihr entgegen, doch einer davon war so
scharf wie eine Säge.
»Feuerwerkskörper?«
»Und Furcht«, fügte Gaspode hinzu. »Jede Menge Furcht.«
Er beschnüffelte die Planken. »Menschliche Furcht, nicht die eines
Zwergs. Zwergenfurcht kann man leicht erkennen. Es liegt an der Er-
nährung. Zuviel Rattenfleisch, weißt du. Puh! Es muß enorme Angst
gewesen sein, wenn sie immer noch so stark riecht.«
»Ich wittere einen männlichen Menschen und einen Zwerg«, sagte An-
gua.
»Ja. Einen toten Zwerg.«
Gaspodes schrumpelige Schnauze strich an der Tür entlang; er schnüf-
felte lautstark.
»Hier ist noch mehr«, sagte er. »Aber durch den nahen Fluß lassen sich
die Gerüche kaum auseinanderhalten. Öl und… Fett und… sonst noch
was und… wohin gehst du?«
Gaspode lief hinter Angua her, die in Richtung Rauhreifstraße zurück-
ging, die Schnauze dicht am Boden.
»Ich folge der Fährte.«
»Wieso denn? Er wird dir nicht dafür danken.«
»Wer?«
»Dein junger Mann.«
Angua blieb so plötzlich stehen, daß Gaspode gegen sie stieß.
»Meinst du Korporal Karotte? Er ist nicht mein junger Mann!«
»Ach, wirklich nicht? Ich bin ein Hund, erinnerst du dich? Mit einem
guten Riecher. Und Gerüche lügen nicht. Es sind diese Pheromondinger.
Die sexuelle Alchimie und so.«
»Ich kenne ihn doch erst seit ein paar Nächten.«
»Na bitte!«
»Was soll das heißen?«
»Oh, nichts, nichts. Al es in bester Ordnung. Äh…«
» Natürlich ist alles in bester Ordnung!«
»Ja, na schön. Es wäre selbst dann in Ordnung, wenn etwas nicht in
Ordnung wäre. Ich meine, alle mögen Korporal Karotte.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Angua. Ihr Nackenfell glättete sich wieder.
»Er ist sehr… nett.«
»Selbst der Große Fido hat Karotte nur dann in die Hand gebissen, als
er versuchte, ihn zu streicheln.«
»Der Große Fido?«
»Chefbeller der Hundegilde.«
»Hunde haben eine Gilde? Hunde? Das glaubst du doch selbst nicht…«
»Im Ernst. Die Hundegilde bestimmt, wer an welchem Ort als erster
Abfalleimer plündern darf. Sie verteilt Plätze zum Dösen im Sonnen-
schein, entscheidet über Bellpflichten, Paarungsrechte, Jaulquoten… die
ganze Schose.«
»Hundegilde«, wiederholte Angua. Es klang skeptisch und sarkastisch.
»Meine Güte.«
»Versuch mal, in der falschen Straße eine Ratte zu jagen… Anschlie-
ßend kämst du bestimmt nicht mehr auf den Gedanken, mich Lügner zu
nennen. Kannst von Glück sagen, daß ich in der Nähe bin. Erspart dir
eine Menge Unannehmlichkeiten. Ein Hund, der nicht Mitglied der
Hundegilde ist, könnte in dieser Stadt in erhebliche Schwierigkeiten geraten.« Gaspode holte tief Luft. »Du kannst froh sein, daß du mir begegnet
bist.«
»Ich nehme an, du bist ein… hohes Tier in der Hundegilde.«
»Ich gehöre nicht zu den Mitgliedern«, erwiderte Gaspode selbstgefäl-
lig.
»Und wie überlebst du?«
»Bin flink auf den Pfoten. Außerdem läßt mich der Große Fido in Ru-
he, weil ich die Macht habe.«
»Welche Macht?«
»Nun, begnügen wir uns mit folgender
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