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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Straßen
    und Gebäude… natürlich existierten sie nach wie vor, aber hauptsächlich
    als grauer Hintergrund, vor dem sich Geräusche und Gerüche in Linien
    aus… buntem Feuer und in Wolken aus… aus farbigem Rauch abzeich-
    neten.
    Genau das war das Problem. Es gab keine geeigneten Worte, mit de-
    nen Angua nachher beschreiben konnte, was sie gehört und gerochen
    hatte. Wenn man eine Zeitlang eine völlig neue, achte Farbe betrachtet
    hatte und man danach einer auf sieben Farben beschränkten Welt ihre
    Beschaffenheit schildern sol te… dann konnte man nur von einem
    »grünlichen Purpur« oder dergleichen sprechen. Erfahrungen sind für
    jede Spezies individuell. Wenn man sie zwischen den Gattungen aus-
    tauscht, verlieren sie an Bedeutung.
    Manchmal (aber nicht sehr oft) hielt es Angua für einen glücklichen
    Umstand, daß sie beide Welten erleben konnte. Außerdem waren wäh-
    rend der ersten zwanzig Minuten nach der Veränderung alle Sinne verstärkt, weshalb die Welt in jedem Wahrnehmungsspektrum wie ein Re-
    genbogen schimmerte. Diese Phase entschädigte in gewisser Weise für
    den Rest.
    Es gab verschiedene Werwölfe. Manche mußten sich nur einmal pro
    Stunde rasieren und die Ohren unter einem Hut verstecken. Sie blieben
    fast normale Leute.
    Aber Angua konnte sie trotzdem erkennen. Werwölfe identifizierten
    andere Werwölfe selbst dann, wenn es in ihrer Nähe von Menschen und
    anderen Spezies wimmelte. Es lag vor allem an den Augen. Natürlich gab
    es noch andere Hinweise. Werwölfe lebten meist al ein und scheuten den
    Kontakt mit Tieren. Sie benutzten viel Parfüm und Rasierwasser und
    waren sehr pingelig mit dem Essen. Darüber hinaus führten sie Tagebü-
    cher, in denen die Mondphasen rot markiert waren.
    Die Werwölfe auf dem Land hatten es besonders schwer. Sie waren so-
    fort schuld, wenn irgendwo ein Huhn fehlte. Das Leben in der Stadt sei
    viel besser, hieß es unter ihnen.

    Es war zumindest… überwältigend.
    Angua sah verschiedene Stunden der Ulmenstraße zur selben Zeit. Die
    Furcht des Straßenräubers war eine verblassende orangefarbene Linie,
    Karottes Fährte eine sich ausdehnende hel grüne Wolke: Hier und dort
    deuteten besondere Schattierungen auf Besorgnis hin; andere Farbtöne
    kündeten von altem Leder und Brustharnischpolitur. Weitere Spuren
    führten kreuz und quer durch die Straße. Einige von ihnen waren ganz
    deutlich; andere lösten sich allmählich auf.
    Eine roch wie ein alter Abortteppich.
    »Yo, Bitch«, ertönte eine Stimme hinter Angua.
    Sie drehte den Kopf. Auch mit Hundeaugen betrachtet, sah Gaspode
    nicht besser aus. Es gab nur einen nennenswerten Unterschied: Eine
    Wolke aus bunten Gerüchen umgab ihn.
    »Oh. Du bist’s.«
    »Genau«, sagte Gaspode und kratzte sich hingebungsvol . Dann be-
    dachte er Angua mit einem hoffnungsvol en Blick. »Wenn ich dich etwas
    fragen darf, ich meine, wir sol ten’s gleich hinter uns bringen, es gehört einfach dazu, Hunde sind nun mal so… äh… dürfte ich viel eicht mal
    schnüffeln, du weißt schon, wo…«
    »Nein.«
    »Wie gesagt, war nur ‘ne Frage. Nichts für ungut.«
    Angua rümpfte die Schnauze.
    »Wie kommt es, daß du so riechst? Ich meine, du hast schon schlimm
    gerochen, als ich ein Mensch war, aber jetzt…«
    Gaspode hob stolz den Kopf.
    »Toll, nicht wahr?« erwiderte er. »Es kam nicht von selbst, weißt du.
    Ich mußte hart daran arbeiten. Wenn du ein richtiger Hund wärst…
    dann würde mein… äh… Duft dich wie ein besonders verlockendes
    Aftershave anziehen. Übrigens sol test du dir ein Halsband zulegen, Teu-
    erste. Alle lassen dich in Ruhe, wenn du ein Halsband trägst.«
    »Danke.«
    Gaspode zögerte.
    »Äh… du reißt doch keine Herzen aus, oder?«

    »Nur, wenn ich will«, betonte Angua.
    »Oh, gut, gut«, sagte Gaspode hastig. »Wohin gehst du?«
    Er watschelte krummbeinig neben Angua her.
    »Ich möchte ein bißchen bei Hammerhocks Werkstatt herumschnüf-
    feln. Und ich habe dich nicht gebeten, mich zu begleiten.«
    »Oh, keine Sorge, derzeit hab ich nichts anderes zu tun«, erwiderte
    Gaspode. »Die Abfäl e von Hargas Rippenstube werden erst gegen Mit-
    ternacht nach draußen gebracht.«
    »Hast du gar kein Zuhause?« fragte Angua, als sie an einer Imbißbude
    vorbeiliefen.
    »Ein Zuhause? Ich? Ja. Natürlich. Lachende Kinder, große Küche, drei
    Mahlzeiten pro Tag, nebenan eine Katze zum Jagen, eigene Decke, war-
    mer Platz am Kamin, ach, er ist einer von der sentimentalen

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